Dieser Beitrag erschien zuerst an dieser Stelle auf RTL.de.
Muss eine 16-Jährige in der Schule einen BH tragen? Im 21. Jahrhundert sollte das ja eigentlich kein Problem sein, könnte man denken. Ein Lehrer in Freiburg in der Schweiz hat eine Sexismus-Debatte ausgelöst. Er hatte eine seiner Schülerinnen ermahnt, weil sie ohne BH zum Unterricht erschienen war. Das Frauenstreik-Kollektiv Freiburg machte den Fall bei Facebook öffentlich und hängte als Zeichen des Protestes BHs am Zaun der Schule auf. In Sozialen Medien melden sich jetzt immer mehr Schülerinnen, die von ihren sexistischen Erfahrungen mit Lehrern berichten.
Der 16-Jährigen sei gesagt worden, dass es "unanständig" sei, in der Schule keinen BH zu tragen, erklärten die Frauenrechtler bei Facebook. "Es ist nicht normal, dass sich Mädchen nicht in einem gesunden und wohlwollenden Schulumfeld entwickeln können", kritisierte die Gruppe. Stattdessen seien sie sexualisierter Gewalt, Übergriffen, abfälligen Kommentaren und Blicken ausgesetzt.
Kollektiv meldet sich zu Wort
Dem Schweizer Sender SRF sagte Marie Spang, Sprecherin des Freiburger Frauenstreik-Kollektivs, dass es sie störe, dass für Mädchen einfach andere Maßstäbe gelten würden als für ihre männlichen Klassenkameraden. "Eine junge Frau, die ein Trägertop trägt, wird von ihrem Lehrer kritisiert. Ein junger Mann, der ein ärmelloses Leibchen trägt, hört keine Kommentare", sagte sie dem Sender. Der Körper von Schülerinnen werde unnötig sexualisiert, kritisierte sie.
Immer mehr Schülerinnen melden sich mit ihren Geschichten
Das Ganze scheint kein Einzelfall zu sein. Bei Instagram meldeten sich zahlreiche weitere Schülerinnen aus dem Schweizer Kanton Freiburg, die ebenfalls von fragwürdigen Zwischenfällen berichteten. Ein Lehrer habe Bikinis im Schwimmunterricht bevorzugt, ein anderer starrte den Mädchen auf die Brüste, wieder ein anderer nannte die weiblichen Schülerinnen "Schlampen".
Die Frauenrechtler hätten Aussagen aus praktisch allen Schulen des Kantons gesammelt, erklärte Spang dem SRF. Den "Freiburger Nachrichten" sagte sie, dass die Gruppe keinen Aufruf gestartet habe. Die Leute hätten von sich aus angefangen, ihre Erlebnisse einzuschicken. Offenbar waren viele froh, endlich mal darüber sprechen zu können. "Wir glauben euch", schrieb das Kollektiv bei Facebook.

Schulen sollten ein Ort sein, wo alle sich wohlfühlen
Gibt es also ein generelles Sexismusproblem an Schulen? François Piccand, der Vorsteher der Mittelschulen im Kanton Freiburg zeigte sich im SRF-Interview "bestürzt" über die Berichte der Schüler. "Für uns ist es wichtig, dass die Schulen ein Ort sind, wo alle sich wohlfühlen", sagte er dem Sender.
"Die Schülerinnen und Schüler sind mutiger und trauen sich, darüber zu sprechen", zititieren die "Freiburger Nachrichten" Lukas Lehmann, Leiter Ausbildung der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Die Jugendlichen würden jetzt damit an die Öffentlichkeit gehen und sagen, dass sie das Verhalten ihrer Lehrer nicht in Ordnung finden.