Totes Baby in Hannover Mangelhafte Babyklappe soll verbessert werden

Falsche Gebrauchsanweisungen haben vermutlich zu dem Tod des Babys geführt, das leblos vor einer Babyklappe gefunden wurde. Der Betreiber der Klappe beteuert, dass bisher sieben Kinder in dem Babykörbchen abgelegt wurden, ohne dass es Probleme gegeben hätte. Trotzdem verspricht er Nachbesserungen.

Die Babyklappe in Hannover, vor der Anfang Januar ein totes Baby gefunden wurde, ließ sich nicht entsprechend der Anleitung öffnen. Das habe ein Gutachten des Landeskriminalamts und der Dekra ergeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker: "Der Hinweis lautete "Ziehen". Aber mit Ziehen ließ sich die Klappe nicht öffnen." Man habe zuvor noch gegen die Klappe drücken müssen. Woraus diese Probleme beim Öffnen resultieren, müssten nun Sachverständige klären. "Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen", meinte Söfker. Möglich sei, dass die frostige Kälte in der fraglichen Nacht eine Rolle gespielt hat.

Nun müsse sorgfältig geprüft werden, ob sich "weitere Verantwortlichkeiten" ergäben. Betreiber der Klappe ist das Netzwerk "Mirjam", das von der evangelischen Landeskirche und der Diakonie koordiniert wird. Die Probleme beim Öffnen der Tür könne er sich aber nicht erklären. "Wir hatten bisher nie Anhaltspunkte dafür, dass es bei der Bedienung Probleme geben könnte", sagte der Sprecher der evangelischen Landeskirche Hannover, Johannes Neukirch. Weitere Angaben zum Hersteller und zur Technik der Klappe wollte er derzeit nicht machen. "Wir konnten das Gutachten noch nicht einsehen."

Das Baby wird Ende der Woche beigesetzt

Die Betreiber der Babyklappe wollen aus möglichen technischen Mängeln Konsequenzen ziehen. "Auf jeden Fall werden wir verbessern, was zu verbessern ist", erklärte die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann. "Falls die Person, die das Kind dort abgelegt hat, die Klappe nicht öffnen konnte, wäre das eine Tragödie", so die Landesbischöfin. Sie selbst habe ausprobiert, ob der Mechanismus leicht genug funktioniere. Dass bereits sieben Kinder in dem Babykörbchen abgelegt worden seien, zeige, "dass sich der Mechanismus der Klappe auch in angespannter persönlicher Situation als handhabbar erwiesen hat". Auf jeden Fall würden nun aus dem Gutachten Konsequenzen gezogen. Es gebe bereits Überlegungen, nur mit Piktogrammen zu arbeiten, um etwaige Sprachprobleme auszuschließen. Wie ein Sprecher der Landeskirche sagte, käme das gesamte Konzept der Babyklappe auf den Prüfstand, an der Einrichtung solle aber festgehalten werden. Im August habe es die letzte Wartung der Babyklappe gegeben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt indes weiter gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung. Die Eltern des toten Jungen sind noch immer nicht gefunden worden. "Es ist eine Vielzahl von Hinweisen eingegangen. Aber es hat sich noch nichts verdichtet", sagte Söfker. Derzeit würden alle Taxifahrer angeschrieben, ob sie in der Neujahrsnacht Verdächtiges beobachtet haben. Auch Busfahrer, die zu der Zeit Dienst hatten, würden ermittelt. Der kleine Junge war, eingewickelt in ein Frotteetuch, am 2. Januar auf Treppenstufen nahe der Babyklappe in einer Klinik gefunden worden. Auf Wunsch Käßmanns erhielt er den Namen Mose. Er soll an diesem Freitag beigesetzt worden.

DPA
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