Alternative zur Babyklappe Vertrauliche Geburt - so funktioniert es

Ein neues Gesetz soll schwangere Frauen in Notsituationen schützen, die anonym gebären wollen. Anders als die Babyklappe soll dies eine medizinische Versorgung von Mutter und Kind ermöglichen.

Der Bundesrat hat Müttern in Notlagen den Weg für eine vertrauliche Geburt im Krankenhaus geebnet. Die Länderkammer stimmte am Freitag einem entsprechenden Gesetzentwurf zu. Die vertrauliche Geburt, bei der die Frauen für eine begrenzte Zeit anonym bleiben, soll eine Alternative zu den bestehenden Babyklappen bieten. Kinder, die über die Babyklappe abgegeben werden, werden oft ohne ärztliche Betreuung zur Welt gebracht. Die Neuregelung soll nun auch Frauen eine medizinische Versorung ermöglichen, die anonym gebären wollen.

Wie viele Kinder werden in Deutschland anonym geboren?

Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) wurden zwischen 1999, als es die ersten Angebote gab, und 2010 nahezu 1000 Kinder anonym geboren oder in eine Babyklappe gelegt. Schätzungsweise 20 bis 35 Kinder werden pro Jahr direkt nach der Geburt ausgesetzt oder getötet. Genaue Zahlen gibt es aber nicht

Warum kommt die neue Gesetzesregelung?

Anonyme Geburten sind auch heute schon möglich. Sie werden geduldet, bislang fehlte aber eine bundeseinheitliche Gesetzesregelung und damit eine sichere Grundlage für die Frauen und alle anderen Beteiligten. Die Frauen sollen künftig schon vor der Geburt besser über Hilfen informiert werden. Ziel ist es, die für Mütter und Kinder riskanten heimlichen Geburten außerhalb der Kliniken möglichst zu vermeiden und zu verhindern, dass Neugeborene ausgesetzt oder getötet werden.

Bleibt die Mutter immer anonym?

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Die Daten der Mutter werden auf jeden Fall vertraulich behandelt. Mit Vollendung des 16. Lebensjahres hat das Kind aber das Recht, die Identität seiner Mutter zu erfahren.

Wie soll die vertrauliche Geburt ablaufen?

Bereits vor der Geburt soll den Frauen eine "umfassende, niederschwellige und ergebnisoffene Beratung" angeboten werden. Dadurch soll der Schwangeren die Chance eröffnet werden, sich doch für ein Leben mit dem Kind zu entscheiden. Erst wenn es keine andere Lösung gibt, wird die vertrauliche Geburt angeboten. Die Frau bringt dann ihr Kind unter einem Pseudonym zur Welt. Ihre wahren Daten werden in einem verschlossenen Umschlag beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hinterlegt, wo sie das Kind später einsehen kann.

Kann die Mutter ihr Kind nach der Geburt noch zurückbekommen?

Ja, allerdings nur bis zum Adoptionsbeschluss, wenn sie die erforderlichen Angaben macht sowie das Kindeswohl nicht gefährdet ist.

Wie erfahren die Frauen von den Angeboten?

Der Bund will verstärkt über die Beratungsangebote informieren, etwa über das Internet. Zudem soll ein bundesweiter zentraler Notruf eingerichtet werden, der rund um die Uhr erreichbar ist.

Werden die Babyklappen abgeschafft?

Nein, Babyklappen soll es auch weiterhin geben. Ziel ist es aber, dass künftig mehr Frauen die vertrauliche Geburt statt die Babyklappen nutzen. Der Deutsche Ethikrat hatte sich bereits 2009 mehrheitlich für die Abschaffung der Babyklappen und auch der anonymen Geburten ausgesprochen, weil sie unter anderem das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft verletzten.

AFP
sas/AFP