Streit zwischen Liberalen und Konservativen Wenn Biertrinken politisch wird: In den USA gerät Bud Light zwischen die Fronten des Kulturkampfs

Dosenbier der amerikanischen Biermarke "Bud Light"
Die bekannte amerikanische Biermarke "Bud Light" ist in den Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen in den USA geraten
© Jacquelyn Martin / AP / DPA
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Im Fall des bekannten US-Bieres Bud Light ist es jedoch komplizierter. Weil die Marke mit einer Transgender-Influencerin wirbt, ist sie nun Teil des Kulturkampfes – bei dem auf Social Media teils mit scharfer Munition geschossen wird. 

Die bekannte amerikanische Biermarke "Bud Light" ist in den Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen in den USA geraten. Wegen einer Kooperation mit einer Transgender-Influencerin werden die Marke und der dahinter stehende Konzern Anheuser-Busch Inbev mit heftiger Kritik und Boykottaufrufen aus den Reihen der politischen Rechten konfrontiert. Als Transmenschen werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. 

Die Influencerin Dylan Mulvaney hatte Anfang April auf Instagram eine Kooperation mit "Bud Light" publik gemacht und die Marke dort bei ihren 1,8 Millionen Followern beworben. Das Video, in dem Mulvaney verkleideet als Audrey Hepburns in Breakfast at Tiffany’s zu sehen ist, war Teil eines Gewinnspiels der Biermarke, bei der Kunden 15.000 Dollar gewinnen konnten, wenn sie ein Video von sich mit möglichst viel Bud Light einsenden.

Mulvaney erklärt in dem Clip, im März ihr erstes Jahr als Frau zu feiern und hält eine Sonderdose in die Kamera, auf der sie selbst abgebildet ist. "Von Zeit zu Zeit produzieren wir einzigartige Gedenkdosen für Fans und für Marken-Influencer, wie Dylan Mulvaney. Diese Gedenkdose war ein Geschenk zur Feier eines persönlichen Meilensteins und ist nicht für den Verkauf an die breite Öffentlichkeit bestimmt", erklärte ein Unternehmenssprecher der US-Nachrichtenwebsite "Vox". 

Unter Anhängern des früheren Präsidenten Donald Trump löste die Aktion eine Welle der Empörung aus. Bud Light gehört zu den beliebtesten Biermarken des Landes. 

Protest von Rechts: Musiker Kid Rock schießt mit Sturmgewehr auf Bud-Light-Dosen

Der Musiker Kid Rock veröffentlichte als Reaktion auf Twitter einen kurzen Clip, in dem er mit einem Gewehr auf mehrere Boxen voller "Bud Light"-Bierdosen schießt, danach über die Biermarke und den Konzern herzieht und beiden den Mittelfinger zeigt. Kid Rock gehört zu den wenigen prominenten US-Künstlern, die Trump in dessen Amtszeit offen unterstützten. In seinem Clip trug der Sänger auch eine Kappe mit der Aufschrift "MAGA". Die Abkürzung steht für Trumps Wahlkampfmotto "Make America Great Again" (auf Deutsch: Macht Amerika wieder großartig). "Scheiß auf Bud Light und scheiß auf Anheuser-Busch", sagt der 52-Jährige in die Kamera.  

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Der prominente Country-Sänger Travis Tritt erklärte ebenfalls, Bud Light nicht mehr bei seinen Konzerten verkaufen lassen zu wollen. Die prominente Republikanerin und glühende Trump-Anhängerin Kari Lake aus dem Bundesstaat Arizona wiederum schrieb auf Twitter, bei einer Wahlkampfveranstaltung hätten ihre Anhänger "Bud Light" an einer kostenlosen Bar verschmäht. Wer auf "woke" setze, der gehe eben pleite, schrieb sie weiter und schob nach: "Traurig!" 

Auch der einflussreiche konservative Kommentator Ben Shapiro beteiligte sich an der Debatte. "Nun, Leute, unsere Kultur hat jetzt entschieden, dass Männer Frauen und Frauen Männer sind, und ihr müsst gezwungen werden, Produkte zu konsumieren, die das sagen", behauptet er in einem Youtube-Video. 

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Kampf gegen "Wokeness": Fronten im US-Kulturkampf verhärten sich

Transexualität steht im Mittelpunkt eines zunehmend härter ausgetragenen Kulturkampfes in den USA. Der Begriff "woke" bedeutet so viel wie "wach sein" und bezog sich anfangs allein auf rassistische Diskriminierung. Inzwischen nutzen ihn Konservative in den USA aber in abfälliger Weise und beklagen sich damit darüber, dass ihrer Einschätzung nach das Engagement gegen verschiedene Arten von Diskriminierung zu weit gehe. Sie laufen zum Beispiel Sturm dagegen, dass Kinder an Schulen über geschlechtliche Identität und Sexualität aufgeklärt werden, oder dass Transpersonen bei sportlichen Wettbewerben außerhalb des Geschlechtes teilnehmen, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde.

Eine Umfrage des Pew Research Center im vergangenen Jahr ergab, dass lediglich 15 Prozent der tendenziell republikanischen US-Bürger der Meinung waren, dass die Akzeptanz von Transpersonen gut für die Gesellschaft sei. Unter den Demokraten seien es knapp 60 Prozent gewesen.

Viele namhafte Republikaner, allen voran Ex-Präsident Donald Trump und dessen wahrscheinlicher parteiinterner Konkurrent für die kommenden Wahlen, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, haben sich den Kampf gegen "Wokeness" auf die Fahnen geschrieben.

Bud Light will sich neue, junge Zielgruppe erschließen

Im Zuge der Bud-Light-Debatte machte die Aussage von Alissa Heinerscheid, der Vizepräsidentin für Marketing bei Bud Light, die Runde. In einem Podcast im März hatte sie einige Probleme der Marke eingeräumt. "Als ich Bud Light übernahm, hatte ich einen klaren Auftrag: 'Diese Marke ist im Niedergang begriffen, und zwar schon seit langer Zeit. Wenn wir keine jungen Leute anlocken, diese Marke zu trinken, wird es keine Zukunft für Bud Light geben'", sagte sie.

Kooperationen wie mit der Influencerin Dylan Mulvaney sind dementsprechend dazu gedacht, neue Zielgruppen zu erschließen und das 'verstaubte' Markenimage aufzupolieren. Rechtsgerichtete US-Medien wie der Sender Fox News vermuten hingegen, der Konzern wolle seine typische weiße, männliche Zielgruppe loswerden und riefen teils zum Boycott auf. 

Dabei ist es keineswegs neu, dass sich Bud Light LGBTQ-freundlich gibt. Die Marke wirbt seit mehr als 20 Jahren mit Pride-Kampagnen – zum Beispiel mit Flaschen in Regenbogenfarben zum Pride-Monat. Einem Bericht der "Newsweek" zufolge sind inzwischen fünf der zehn beliebtesten Biermarken in den USA LGBT-Kooperationen eingegangen.   

Beim Konzern Anheuser-Busch Inbev dürfte man den Trubel an sich aber gelassen hinnehmen. Der vermeintliche Boykott hat zumindest am Aktienkurs des rund 100 Milliarden Dollar schweren Unternehmens kaum Spuren hinterlassen. Im März war der Kurs sogar um sieben Prozentpunkte gestiegen. Zu Anheuser-Busch Inbev gehören auch Biermarken wie Beck's, Leffe und Corona. Letzteres hatte, wie man sich vielleicht erinnert, in den vergangene Jahren auch mit unvorhergesehenen Image-Herausforderungen zu kämpfen. 

Quellen: "Vox"; "Philadelphia Inquirer"; DPA

yks

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