Die anglikanische Episkopalkirche der USA hat erstmals einen Bischof, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. In einer feierlichen Investitur wurde Gene Robinson am Sonntagabend in Concord als neuer Bischof von New Hampshire eingesetzt. Die Debatte um die sexuelle Orientierung des Geistlichen hat in der anglikanischen Gemeinschaft mit weltweit 77 Millionen Mitgliedern zu heftigem Streit geführt.
"Möge der Herr in Dir die Flamme der heiligen Barmherzigkeit und die Kraft des Glaubens schüren, der die Welt überwindet", sagte der Pfarrer von St. Paul’s in seiner Predigt. Der bisherige Amtsinhaber Douglas Theuner überreichte Robinson den Bischofsstab. Damit steht dieser jetzt mehr als 12.000 Episkopalisten in 50 Gemeinden vor. Der Geistliche war verheiratet und hat aus dieser Ehe zwei Töchter. Seit 15 Jahren lebt er mit seinem Partner Mark Andrew zusammen.
Episkopalkirche in USA tief zerstritten
Die Episkopalkirche der USA ist mit ihren 2,3 Millionen Mitgliedern in der Bewertung der Homosexualität tief zerstritten. Mehrere konservative Bischöfe haben damit begonnen, ein Netz von Diözesen und Gemeinden aufzubauen, die sich Robinsons Lebensstil widersetzen. Im Ausland haben mehrere anglikanische Bischöfe erklärt, dass sie die Gemeinschaft mit der Episkopalkiche der USA nicht fortführen wollen.
Die Diskussion um die Anerkennung von Homosexualität schwelt aber nicht nur in der Episkopalkirche, sondern ist mit Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen im kommenden November zu einem Wahlkampfthema geworden. Grund dafür ist, dass in den letzten Wochen die Stadt San Francisco in Kalifornien sowie die Gemeinde New Paltz im Staat New York mit der amtlichen Anerkennung von homosexuellen Verbindungen Schlagzeilen gemacht haben. Im Staat Ohio ließen die Stadt Portland und die Gemeinde Multnomah Trauungen von Homosexuellen zu.
Seattle will schwule Ehen anerkennen
Und die Stadt Seattle im US-Staat Washington will die Eheverbindungen von homosexuellen Kommunalangestellten anerkennen. Sie will aber nicht selbst solche Trauungen durchführen. Bürgermeister Greg Nickels erklärte, er wolle am Montag eine Anordnung unterzeichnen, wonach die homosexuellen Partner von städtischen Bediensteten dieselben Vergünstigungen erhalten sollen wie heterosexuelle Ehepartner. Dazu gehört etwa das Recht auf eine Mitversicherung für Krankheitsfälle.
Laut Nickels kann Seattle selbst keine Trauungen von Homosexuellen anbieten, weil im Staat Washington die Regionen und nicht die Städte für Eheschließungen zuständig seien. Bei der Anerkennung von Versorgungsansprüchen gehe es jedoch um Fairness, Wenn Menschen sich für einander verantwortlich erklärten, sollen sie darin bestärkt werden - und zwar unabhängig von ihrer sexuellen Neigung. Nach eigenen Worten will Nickels deshalb auch durchsetzen, dass die homosexuellen Beschäftigten von Firmen, die städtische Aufträge erhalten, ebenfalls in den Genuss von Vergünstigungen kommen. Der regionale Vorsitzende der Christlichen Koalition, Rick Forcier, verurteilte die Pläne als Anarchie.