Der Musiker sitzt leicht gebeugt auf der Anklagebank, ein unscheinbarer schlanker Mann, die gebräunten Arme liegen ruhig auf dem Tisch. Sein Mandant sei "sehr aufgeregt", erklärt der Verteidiger gleich zu Beginn. Lange hat Marcus H. geschwiegen. Jetzt will er sein Schweigen brechen.
Es ist ein außergewöhnlicher Fall; die Vorwürfe gegen H. wiegen schwer. Die Staatsanwaltschaft Hannover wirft dem 62-Jährigen versuchten Mord in drei Fällen mit heimtückischer Absicht vor. Anfang September soll H. seiner 93-jährigen Mutter bei einem Besuch im Seniorenheim das Rattengift Brodifacoum ins Essen gemischt haben. Im gleichen Zeitraum soll er außerdem seinen zwei Orchesterkollegen Susanne H. und Andreas D. auf einer Busreise einen mit Rattengift versetzten Knoblauchdip gereicht haben. Alle Opfer mussten mit Blutgerinnungsstörungen ins Krankenhaus – und überlebten.
Hinweise zu möglichen Motiven sieht die Staatsanwaltschaft laut eigenen Angaben nicht. Auch Marcus M. selbst äußerte sich nicht dazu. Bis jetzt.