Am Sonntag, als Karoline Krüger (alle Namen geändert) zu ihrer Freundin fahren will, herrscht reges Schneetreiben im oberfränkischen Fichtelgebirge. Sie lässt sich davon überzeugen, einen Tag später loszufahren, es sind immerhin 130 Kilometer von Regensburg nach Nagel, wo Monika Maiwald-Fischer seit fünf Monaten mit ihrem neuen Freund zusammenwohnt. Es ist der 13. November 2017 und für Karoline das erste Mal, dass sie die beiden besucht. Bernd Bungemeier, 64 Jahre alt, ein weißhaariger Mann mit keckem Schnauzbart, und Monika, 61, eine Frau, die erheblich älter ist als Karoline, aber ein jugendliches Lachen hat, das die Freundin ganz bezaubernd findet.
Seit Monaten schon schickt Karoline ihrer Freundin täglich Nachrichten, in denen sie sich wünscht, sie zärtlich zu küssen und in den Schlaf zu massieren. „Du hast bei mir immer einen Platz in meinem Herzen. Du hast auch einen Schlüssel dafür“, schreibt sie, und: „Ich hab die ganze Nacht an dich gedacht. Ich hab dich sehr lieb.“
Nach dem Abendbrot räumt Bernd die Küche auf, während die beiden Frauen den Hund ausführen. Sie spazieren durch Nagel, diesen idyllischen Erholungsort mit seinen ausgedehnten Wiesen und Wäldern. Der Abend endet für die drei vor dem Fernseher. Gemeinsam schauen sie „Bauer sucht Frau“. Danach geht Monika ins Bad. Bernd und Karoline unterhalten sich noch. Sie scherzen miteinander, so wird es Karoline später einer Polizistin erzählen. Karoline hat Bernd ein Gastgeschenk mitgebracht – eine bauchige Flasche mit einer roten Flüssigkeit. „Erdbeersekt?“, fragt Bernd. „Nein“, antwortet Karoline. Es sei ein Fruchtsaft, den sie mit Alkohol gemixt habe. Karoline holt ein Glas und schenkt ihm ein. Bernd kostet. Dass es süß schmeckte und er es nicht mochte, wird er Monika erzählen, als sie zu Bett gehen. Doch Bernd ist ein höflicher Mensch. Er leert das Glas.
