Energiekrise? Ukraine-Krieg? Der bevorstehende Corona-Herbst? Ein anderes Thema erhitzt in diesen Tagen die Gemüter besonders: Darf Winnetou noch Winnetou sein – so wie ihn Karl May erdachte? Oder müssen die Werke des Schriftstellers aus dem Bücherregal verbannt werden, weil sie das Leid indigener Völker verharmlosen? stern-Kolumnistin Jagoda Marinić hat eine klare Haltung: "Wer auf Dauer für Demokratie kämpfen will, lässt sich auf solche Debatten nicht ein, sondern verteidigt die Kunstfreiheit als solche, ganz gleich, ob die Kunst seinem Geschmack oder Weltbild entspricht." Die ganze Kolumne lesen Sie hier:
Hier eine Auswahl der zahlreichen Leserbriefe, welche die Redaktion erreicht haben.
Retterin
Danke für diese Kolumne! Sie retten mir meinen Winnetou, indem Sie mir Argumente an die Hand geben für eventuelle Diskussionen. Winnetou war der Held meiner Kindheit, Grund dafür, dass ich mich nach Abenteuer und ferne Länder gesehen habe. Karl May mit seinen Büchern war der Grund dafür, dass ich mich für indigene Völker und ihre Lebenssituationen interessiert habe. Ich bin nach Amerika, Mittel- und Südamerika gereist, um Land und Leute kennenzulernen. Ich unterstütze noch immer ein Projekt in Mittelamerika.
Marianne Beste
Lasst Diskussionen entstehen
Ich bin von Ihrem Artikel begeistert. Ich war schon entsetzt, als "Tim im Kongo" zensiert wurde. Wenn man alles verbietet, dann bleibt nichts mehr zu kritisieren. Lassen wir die Literatur so bestehen, so entstehen konstruktive Diskussionen über Ethik und unser Zusammenleben.

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Blau Fernand, Luxemburg
Herzenssache
Sie sprechen mir aus dem Herzen!
Silvia Bröde
Feige und falsch
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich stimme absolut zu. Ich finde die Cancel-Culture falsch, feige und undemokratisch. Gut, dass es solche Artikel gibt, die mutig dagegenhalten. Weiter so.
Elmar Hüttemann
Lektion in offener Denkweise
Ja, es ist keine Weltliteratur, ja, sie hat ihre Mängel, dennoch haben mich die Bücher von Karl May als Kind in eine kulturell offene Denkweise geführt. Ich habe gelernt, Texte hermeneutisch, mit einfühlendem Verstehen, zu lesen: Wann wurde der Text von wem verfasst? An wen richtet er sich? Wie war der Zeitgeist, als dieser Text verfasst wurde? Was weiß ich über die Biografie der Verfasser:innen? Wo leb(t)en sie beim Schreiben? Was war politisch und gesellschaftlich in der Welt zu diesem Zeitpunkt los? Wie wurde der Text zur Zeit des Entstehens aufgenommen? Weshalb war/ist er keine "Eintagsfliege", sondern wird auch heute noch verlegt? Diese Gründlichkeit wünsche ich mir von allen, die heute ihre Kritik in die Welt schleudern.
Hiltrud Kulwicki, Lübeck
Miteinander verschwindet
Dieses Bedürfnis eines Teils der Menschen, dem anderen sagen zu müssen, was richtig und was falsch ist, verbreitet sich leider wieder immer mehr auf der ganzen Welt. Egal, um welches Thema es geht. Eben auch bei Kunst und Kultur. Das Miteinander verschwindet. Hauptsache, jede/r trötet ihre/seine "Meinung" raus. Grauslig!
Eva Zacharias, Karlsruhe
Demokratie gefährdet
Danke für Ihre Kolumne. Endlich mal sachlich erklärt, wie auch die künstlerische Freiheit (und damit die Demokratie) durch dogmatisch unbewegliche Strömungen gefährdet wird.
Ulrike Keiling
Stolz auf Winnetou
Noch heute kann ich mindestens 25 Buchtitel von Karl May aufzählen. Rassismus hat niemand mit Winnetou in Verbindung gebracht. Die Jungen waren stolz darauf, sich an Fastnacht als Cowboy oder Indianer verkleiden zu können.
Paul- Hermann Mackes, Viersen
Trennungsschmerz
Lasst diese schönen alten Bücher wie sie sind – aber schon in dem Bewusstsein, dass man es heute nicht mehr so schreiben würde. Übrigens habe ich die Bücher von Karl May immer noch im Bücherregal stehen, ich kann mich einfach nicht trennen.
Marlies Pollmanns
Eigene finanzielle Interessen
100 Prozent Zustimmung zu Ihrer Kolumne. Mich macht der Umgang mit Kunst/Kultur/Meinungen/Menschen in unserem Land zunehmend betroffen. Wir leben in einer "Aufregungskultur", in der viele Menschen meinen, dass nur ihre Ansicht die richtige ist und sie damit ein Recht darauf haben, diese allen anderen aufzudrängen. Ich hoffe, dass wir wieder lernen, unaufgeregter mit allem umzugehen, was nicht zu 100 Prozent unserer Denkblase entspricht.
Gitta Meichsner
Von Voltaire lernen
Auf der einen Seite nehmen autokratische Regimes zu, auf der anderen eine selbsternannte Befindlichkeitspolizei, vereint im Wunsch, Andersdenkende zu beseitigen. Beiden sollte man mal den guten alten Voltaire ins Kissen sticken: Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.
Matthias Heim, Frankfurt
Bald wieder Bücherverbrennungen?
Seit dem Beginn der Harry-Potter-Debatte sage ich zu meinem Mann, dass wir wohl bald wieder Bücherverbrennungen haben. Diese Befürchtung ist in den letzten Monaten immer stärker geworden. Also vielen Dank für Ihren Beitrag.
Regina Kuhlmann
Keine anderen Probleme?
Romane sind erdachte Geschichten – und dies muss so akzeptiert werden. Man fragt sich doch, ob wir derzeit wirklich keine anderen Probleme haben, dass Menschen solche, sorry, bescheuerten Diskussionen vom Zaun brechen.
Ellen Wiesendorfer
Debatte muss geführt werden
Die Debatte, wo denn Kunstfreiheit endet, muss natürlich geführt werden. Antisemitische Symbolik auf einem Mega-Kunstwerk auf der "Documenta"? Bitte nicht – hier wird ein anderes Grundrecht berührt bzw. an den Grundfesten unseres bundesdeutschen Selbstverständnis gerüttelt. Aber gilt das auch für den "Negerkönig" bei Astrid Lindgren? Hier würde ich mir zukünftig schlicht ein erläuterndes Vorwort zu Rassismus und zeittypischen Stereotypen wünschen.
Lutz Müller-Lobeck
Bereichernd
Wie Sie in Ihrer Kolumne die Freiheit der Kunst und die auch damit verbundene Meinungsfreiheit verteidigen, gefällt mir sehr. Ihre Kolumnen sind eine Bereicherung.
Gerd Rudolph, Hann. Münden
Vorbildlich!
Ich würde mir wünschen, dass ein Vertreter der Bundesregierung in Kurzform das zum Ausdruck bringt, was Sie hier so schön und völlig einleuchtend beschrieben haben. Das ist doch nicht unwichtig!
Detlef Schmegel, Gräfenhainichen
Klug, zart, abwägend
Ich hätte nicht gedacht, daß so etwas Kluges, Zartes, Abwägendes in einem solchen Magazin erscheinen kann, und unabhängig davon möchte ich einfach danken für Ihren wunderbaren Text.
Jürgen Roth
Freiheit in Gefahr
Mit dieser Kolumne sprechen Sie mir mal wieder aus der Seele. Die Freiheit von Kunst und Meinung war noch nie so gefährdet wie derzeit.
Friedbert Romünder