JAGODA MARINIĆ "Sie sprechen mir aus der Seele!" – Leser reagieren auf Kolumne zu Winnetou-Diskussion

"Winnetou"
Winnetou wird im ZDF auch weiterhin über die Bildschirme reiten
© Mary Evans / Imago Images
Muss Winnetou aus Gründen der Moral aus dem Bücherregal verbannt werden? Nein, meint stern-Kolumnistin Jagoda Marinić. Der Text stieß auf ein großes Echo – und viele Leserinnen und Leser geben der Autorin Recht.

Energiekrise? Ukraine-Krieg? Der bevorstehende Corona-Herbst? Ein anderes Thema erhitzt in diesen Tagen die Gemüter besonders: Darf Winnetou noch Winnetou sein – so wie ihn Karl May erdachte? Oder müssen die Werke des Schriftstellers aus dem Bücherregal verbannt werden, weil sie das Leid indigener Völker verharmlosen? stern-Kolumnistin Jagoda Marinić hat eine klare Haltung: "Wer auf Dauer für Demokratie kämpfen will, lässt sich auf solche Debatten nicht ein, sondern verteidigt die Kunstfreiheit als solche, ganz gleich, ob die Kunst seinem Geschmack oder Weltbild entspricht." Die ganze Kolumne lesen Sie hier:

Hier eine Auswahl der zahlreichen Leserbriefe, welche die Redaktion erreicht haben. 

Retterin

Danke für diese Kolumne! Sie retten mir meinen Winnetou, indem Sie mir Argumente an die Hand geben für eventuelle Diskussionen.  Winnetou war der Held meiner Kindheit, Grund dafür, dass ich mich nach Abenteuer und ferne Länder gesehen habe. Karl May mit seinen Büchern war der Grund dafür, dass ich mich für indigene Völker und ihre Lebenssituationen interessiert habe.  Ich bin nach Amerika, Mittel- und Südamerika gereist, um Land und Leute kennenzulernen. Ich unterstütze noch immer ein Projekt in Mittelamerika.

Marianne Beste

Lasst Diskussionen entstehen

Ich bin von Ihrem Artikel begeistert. Ich war schon entsetzt, als "Tim im Kongo" zensiert wurde. Wenn man alles verbietet, dann bleibt nichts mehr zu kritisieren. Lassen wir die Literatur so bestehen, so entstehen konstruktive Diskussionen über Ethik  und unser Zusammenleben.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Blau Fernand, Luxemburg

Herzenssache

Sie sprechen mir aus dem Herzen!

Silvia Bröde

Feige und falsch

Vielen Dank für diesen Artikel. Ich stimme absolut zu. Ich finde die Cancel-Culture falsch, feige und undemokratisch. Gut, dass es solche Artikel gibt, die mutig dagegenhalten. Weiter so. 

Elmar Hüttemann

Lektion in offener Denkweise

Ja, es ist keine Weltliteratur, ja, sie hat ihre Mängel, dennoch haben mich die Bücher von Karl May als Kind in eine kulturell offene Denkweise geführt. Ich habe gelernt, Texte hermeneutisch, mit einfühlendem Verstehen, zu lesen: Wann wurde der Text von wem verfasst? An wen richtet er sich? Wie war der Zeitgeist, als dieser Text verfasst wurde? Was weiß ich über die Biografie der Verfasser:innen? Wo leb(t)en sie beim Schreiben? Was war politisch und gesellschaftlich in der Welt zu diesem Zeitpunkt los? Wie wurde der Text zur Zeit des Entstehens aufgenommen? Weshalb war/ist er keine "Eintagsfliege", sondern wird auch heute noch verlegt? Diese Gründlichkeit wünsche ich mir von allen, die heute ihre Kritik in die Welt schleudern.

Hiltrud Kulwicki, Lübeck

Miteinander verschwindet

Dieses Bedürfnis eines Teils der Menschen, dem anderen sagen zu müssen, was richtig und was falsch ist, verbreitet sich leider wieder immer mehr auf der ganzen Welt. Egal, um welches Thema es geht. Eben auch bei Kunst und Kultur. Das Miteinander verschwindet. Hauptsache, jede/r trötet ihre/seine "Meinung" raus. Grauslig! 

Eva Zacharias, Karlsruhe

Demokratie gefährdet

Danke für Ihre Kolumne. Endlich mal sachlich erklärt, wie auch die künstlerische Freiheit (und damit die Demokratie) durch dogmatisch unbewegliche Strömungen gefährdet wird.

Ulrike Keiling

Stolz auf Winnetou

Noch heute kann ich mindestens 25 Buchtitel von Karl May aufzählen. Rassismus hat niemand mit Winnetou in Verbindung gebracht. Die Jungen waren stolz darauf, sich an Fastnacht als Cowboy oder Indianer verkleiden zu können.

    Paul- Hermann Mackes, Viersen

Trennungsschmerz

Lasst diese schönen alten Bücher wie sie sind – aber schon in dem Bewusstsein, dass man es heute nicht mehr so schreiben würde. Übrigens habe ich die Bücher von Karl May immer noch im Bücherregal stehen, ich kann mich einfach nicht trennen. 

Marlies Pollmanns 

Eigene finanzielle Interessen

100 Prozent Zustimmung zu Ihrer Kolumne. Mich macht der Umgang mit Kunst/Kultur/Meinungen/Menschen in unserem Land zunehmend betroffen. Wir leben in einer "Aufregungskultur", in der viele Menschen meinen, dass nur ihre Ansicht die richtige ist und sie damit ein Recht darauf haben, diese allen anderen aufzudrängen. Ich hoffe, dass wir wieder lernen, unaufgeregter mit allem umzugehen, was nicht zu 100 Prozent unserer Denkblase entspricht.

Gitta Meichsner

Von Voltaire lernen

Auf der einen Seite nehmen autokratische Regimes zu, auf der anderen eine selbsternannte Befindlichkeitspolizei, vereint im Wunsch, Andersdenkende zu beseitigen. Beiden sollte man mal den guten alten Voltaire ins Kissen sticken: Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.

Matthias Heim, Frankfurt

Bald wieder Bücherverbrennungen?

Seit dem Beginn der Harry-Potter-Debatte sage ich zu meinem Mann, dass wir wohl bald wieder Bücherverbrennungen haben. Diese Befürchtung ist in den letzten Monaten immer stärker geworden. Also vielen Dank für Ihren Beitrag.

Regina Kuhlmann

Keine anderen Probleme?

 Romane sind erdachte Geschichten –  und dies muss so akzeptiert werden.  Man fragt sich doch, ob wir derzeit wirklich keine anderen Probleme haben, dass Menschen solche, sorry, bescheuerten Diskussionen vom Zaun brechen.

Ellen Wiesendorfer 

Debatte muss geführt werden

Die Debatte, wo denn Kunstfreiheit endet, muss natürlich geführt werden. Antisemitische Symbolik auf einem Mega-Kunstwerk auf der "Documenta"? Bitte nicht – hier wird ein anderes Grundrecht berührt bzw. an den Grundfesten unseres bundesdeutschen Selbstverständnis gerüttelt. Aber gilt das auch für den "Negerkönig" bei Astrid Lindgren? Hier würde ich mir zukünftig schlicht ein erläuterndes Vorwort zu Rassismus und zeittypischen Stereotypen wünschen. 

Lutz Müller-Lobeck

Bereichernd

Wie Sie in Ihrer Kolumne die Freiheit der Kunst und die auch damit verbundene Meinungsfreiheit verteidigen, gefällt mir sehr. Ihre Kolumnen sind eine Bereicherung.

Gerd Rudolph, Hann. Münden

Vorbildlich!

Ich würde mir wünschen, dass ein Vertreter der Bundesregierung in Kurzform das zum Ausdruck bringt, was Sie hier so schön und völlig einleuchtend beschrieben haben. Das ist doch nicht unwichtig!

Detlef Schmegel, Gräfenhainichen

Klug, zart, abwägend

 Ich hätte nicht gedacht, daß so etwas Kluges, Zartes, Abwägendes in einem solchen Magazin erscheinen kann, und unabhängig davon möchte ich einfach danken für Ihren wunderbaren Text.

Jürgen Roth

Freiheit in Gefahr

Mit dieser Kolumne sprechen Sie mir mal wieder aus der Seele. Die Freiheit von Kunst und Meinung war noch nie so gefährdet wie derzeit.

Friedbert Romünder