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"Goldener Windbeutel 2014" Foodwatch nominiert die dreistesten Lebensmittellügen

Hühnersuppe ohne Huhn, Zuckerbomben als Babynahrung – was in Lebensmitteln wirklich drin steckt, wissen wir oft nicht. Foodwatch nominiert nun die Produkte des Jahres mit der irreführendsten Werbung.

Der Windbeutel sieht zunächst sehr vielversprechend aus. Beißt man in ihn hinein, so entpuppt er sich jedoch schnell als ein überwiegend luft- und kaloriengefülltes Versprechen, nach dessen Verzehr einem mitunter ziemlich schlecht werden kann. Jährlich verleiht die Verbraucherschutzorganisation "Foodwatch" den "Goldenen Windbeutel" an die dreistesten Werbelügen der Lebensmittelhersteller - in diesem Jahr unter anderem Coca Cola, Unilever und Nestlé. Mit dabei: Zuckerbomben, die als Säuglingsnahrung gepriesen werden, Nordäpfel, die aus dem Süden kommen und stilles Wasser, das wie ein Heiltrunk vermarket wird.

Auf www.foodwatch.de können Verbraucher ab sofort bis Ende September abstimmen, wer die negative Auszeichnung in diesem Jahr bekommen soll. Der Verein Foodwatch nennt sich selbst "die Essensretter", die im Auftrag der Konsumentenaufklärung aktiv sind. Die Organisation deckt verbraucherfeindliche Praktiken der Lebensmittelindustrie auf und geht zweifelhaften Etikettenauszeichnungen auf den Grund.

"Billiges Vitamin-Wasser als Wundergetränk"

Die Favoriten für den diesjährigen Negativpreis sind das "Glacéau Vitaminwater" von Coca Cola: Wasser, das mit überflüssigen Vitaminzusätzen angereichert und sodann teuer wie ein Wundergetränk, etwa zur Stärkung des Immunsystems, vermarktet würde, moniert Foodwatch. "Die Produkte dieser Serie sind nicht mehr als billiges Wasser, aufgepeppt mit Aromen, Farbstoffen und überflüssigen Vitaminzusätzen." Coca Cola erklärte, die verschiedenen Sorten des "Vitaminwaters" enthielten "unterschiedliche Vitamine". Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gebe es in jeder Altersgruppe Menschen mit einer zu geringen Vitaminversorgung.

Hühnersuppe ohne Huhn

Des Weiteren steht die Tütensuppe "Knorr activ Hühnersuppe" von Unilever auf der Favoritenliste. Laut den Verbraucherschützern enthalte sie kein Gramm Huhn, stattdessen 1 Prozent billiges Hühnerfett. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte sich 2011 mit einem ähnlichen Produkt, der "Suppenliebe Hühnersuppe" von Knorr, beschäftigt und ähnliche Vorwürfe erhoben wie jetzt Foodwatch. Unilever erklärte damals, eine Hühnersuppe müsse zwar Hühnerbestandteile enthalten, aber nicht unbedingt Hühnerfleisch. Entscheidend für den Geschmack der Suppe sei die Qualität des Fonds und nicht die Fleischeinlage, so Unilever.

Vermeintliche Regionalität

Der von Coop produzierte "Unser Norden Bioapfelsaft naturtrüb" bestünde anders als versprochen nicht ausschließlich aus Äpfeln, die aus dem Norden kommen, so Foodwatch. Coop teilte mit, das Unternehmen befinde sich in einem "sehr aufwändigen Prozess", die Regionalmarke "Unser Norden" an die "veränderten Erwartungen an regionale Lebensmittel" anzupassen. Dieser Prozess sei noch nicht abgeschlossen und daher würden noch nicht alle Rohstoffe aus der Region bezogen.

Süßigkeiten als Frühstücksempfehlung

Auch mit unter den Top-Five der dreistesten Werbelügen: "Belvita Frühstückkekse" von Mondelez, die vom Hersteller als empfehlenswertes Frühstück beworben würden, tatsächlich aber eine pure Süßigkeit seien. Die versprochene "Energie für den ganzen Vormittag" stehe im Kontrast zu einem Zuckergehalt von bis zu 28 Prozent. Mondelez hat zu diesem Vorwurf bereits Stellung genommen: "Wir möchten in keiner Weise den Eindruck erwecken, 'Belvita Frühstückskekse' alleine wären ein empfehlenswertes Frühstück". Auf der Verpackung sei deutlich angegeben, dass die Kekse alleine kein ausreichendes Frühstück seien.

Kariesfördernde Babynahrung

Platz fünf auf der Nominiertenliste nimmt die Babynahrung "Alete Mahlzeit zum Trinken" von Nestlé ein. Das Unternehmen empfehle sein Produkt als vollwertige Mahlzeit für Säuglinge und erwecke den Eindruck, es sei besonders gesund, kritisierte Foodwatch. Bereits seit Jahren forderten aber Kinderärzte einen Vermarktungsstopp von Trinkmahlzeiten, da diese Karies förderten und zu Überfütterung führten.

Foodwatch vergibt den "Goldenen Windbeutel" in diesem Jahr zum sechsten Mal. 2013 hatte "Capri Sonne" die meisten Stimmen für die dreisteste Werbemasche bei einem Kinderprodukt erhalten. Foodwatch warf dem Unternehmen vor, sich mit seinem Marketing gezielt an Kinder zu wenden, obwohl das zuckerhaltige Getränk für diese ganz und gar nicht gesund ist. Das Getränk enthalte noch mehr Zucker als Fanta und sei ein Dickmacher ersten Ranges.

Der Verein möchte mit seinen Aktionen die Verbraucherrechte stärken. "Was wir essen, entscheiden nicht wir selbst. Der einzelne Verbraucher muss machtlos zuschauen, wie die Nahrungsmittelindustrie der Politik die Spielregeln diktiert", schreiben sie auf ihrer Seite. Ziel des Vereins sei es, dass der Verbraucher wisse, was auf seinem Teller lande und dass die Industrie aufhöre ihre Produkte mit irreführenden Versprechen zu bewerben. "Damit wird erst Schluss sein, wenn wir Verbraucher uns zusammenschließen und für unsere Rechte kämpfen."

Mirja Hammer/AFP AFP

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