Millionen Plomben betroffen Verbot von Amalgam-Füllungen: Wie gefährlich ist der Sondermüll im Mund?

Eine Zahnarztbehandlung, ganz nah.
Ausgedient: Mehr als 180 Jahre bekamen Patientinnen und Patienten in Deutschland Zahnfüllungen aus Amalgam gelegt. Ab kommendem Jahr ist die Metalllegierung, die giftiges Quecksilber enthält, verboten
© Gary Sludden
Nervenschäden, Autoimmunkrankheiten, Demenz – viele Krankheiten sollen mit Quecksilber aus Amalgam zusammenhängen. Die EU hat den Füllstoff verboten, doch das führt zu einem Dilemma. Sechs Dinge, die Sie jetzt wissen müssen.

So billig wie noch im laufenden Jahr wird eine Karies-Behandlung nie wieder sein. Vergangene Woche entschieden das EU-Parlament, der Europäische Rat und die Europäische Kommission endgültig: Ab 1. Januar 2025 gilt ein europaweites Amalgamverbot.

Damit endet nach Jahrzehnten der erbitterte Streit zwischen Amalgamgegnern und -befürwortern. Auf der einen Seite Umweltmediziner und deren Verbände, Heilpraktikerinnen und selbst ernannte Amalgamexperten, die massive Ängste vor der quecksilberhaltigen Metalllegierung schürten. Auf der anderen Seite die Berufsverbände der Zahnärztinnen und -ärzte und die gesetzlichen Krankenkassen, die mögliche Gefahren negierten. 

Viele Player haben massive Eigeninteressen. Die Krankenkassen sparten dank Amalgam viel Geld. Für eine Füllung werden etwa 50 Euro abgerechnet, und wer statt der hässlichen Metalloptik lieber eine zahnfarbene Kunststofffüllung will, zahlt einen Großteil der Rechnung selbst. Auch die Zahnärztinnen und -ärzte haben es sich längst bequem eingerichtet in einer weitgehend amalgamfreien Welt. Kaum jemand in Deutschland bietet das Material noch an. Amalgamgegner betreiben oft einträgliche Geschäfte mit teuren Zahnsanierungen und Entgiftungskuren.

Wie teuer wird künftig die "zuzahlungsfreie Alternative" sein, auf die gesetzlich Versicherte Anspruch haben? Das werden jetzt die Kassen und die Berufsverbände der Zahnärzte verhandeln müssen. Egal, wo sie rauskommen, soviel ist sicher: Deutlich teurer. Und über allem schwebt die alte Frage: Wie giftig ist Amalgam wirklich?

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