Sex ist super. Er kann unheimlich Spaß machen, ist gesund. Seit jeher kommt er aber mit einem Problem. Schließlich hat die Biologie nicht vorgesehen, dass Menschen aus bloßer Lust miteinander schlafen. Sie sollen sich fortpflanzen. Frauen, die kein Baby wollen, müssen daher Gegenwehr leisten. Diese heißt meist: Antibabypille. Sie ist nach wie vor der effektivste und sicherste Schutz gegen ungewollte Schwangerschaften. Allerdings manipuliert sie die Hormone, kommt mit Nebenwirkungen. Männer hingegen sind fein raus. Ein entsprechendes Äquivalent für die männliche Bevölkerung hat es noch immer nicht auf dem Markt geschafft. Woran liegt es, dass Verhütung weiterhin meist Frauensache ist? Die ZDF-Dokumentation "Sex, Pille und das große Geld – Verhütung und die Risiken" ist dieser Frage nachgegangen.
Freier als jetzt wurde wohl noch nie geliebt. Vieles hat sich diesbezüglich in den letzten Jahrzehnten getan. Nur in Sachen Verhütung dreht sich das Rad nicht wirklich weiter. Sicher, die Antibabypillen für die Frau werden kontinuierlich verbessert. Ohne Risiko sind die hormonellen Helferlein aber nach wie vor nicht. Die Rede ist nicht nur von vermeintlich milden Nebenwirkungen wie Übelkeit, es geht um Gefahren wie erhöhtes Thromboserisiko und Suizidgefährdung. Nebenwirkungen, die vor allem viele junge Frauen nicht mehr in Kauf nehmen wollen. Die Zahlen zeigen, dass 2015 noch 67 Prozent der 18-Jährigen die Antibabypille nahmen, 2020 waren es schon nur noch 50 Prozent. Immer häufiger suchen Frauen nach Alternativen. Doch die sind rar gesät.
Könnte es die Pille für den Mann längst geben?
Und Männer? Die können sich entweder eine sogenannte Lümmeltüte überstreifen oder gleich ganz radikal – schnippschnapp – eine Vasektomie durchführen lassen. Ein hormonelles Verhütungsmittel für den Mann gibt es bisher nicht. Dabei wird daran bereits seit Jahrzehnten geforscht. Mit Erfolg sogar. Doch irgendwo klemmt's. Michael Zitzmann, Androloge an der Universität Münster, glaubt zu wissen, woran. Eine Studie zu Hormonspritzen für den Mann, die er leitete, wurde abgebrochen. Geht es um Verhütungsmittel, werde mit zweierlei Maß gemessen, kritisiert er. Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Depression, die Frauen seit Jahrzehnten ertragen, seien für Männer scheinbar nicht hinnehmbar.
1,9 Milliarden Euro. Das ist der Umsatz den allein der Pharmakonzern Bayer im vergangenen Jahr mit seinen erfolgreichsten Antibabypillen machte. Das Geschäft mit den Pillen ist gigantisch. Für die Unternehmen gibt es entsprechend zumindest aus wirtschaftlichen Aspekten wenig Grund an dem Erfolgsmodell etwas zu ändern. Viel mehr könnte gar die Frage gestellt werden, ob mögliche drohende Verluste durch ein Umdenken in der Verhütungsbranche gar die Forschung auf dem Feld ausbremst.
Fotostrecke Sex-Worker - Das ganz normale Leben

Ich mag es, für jeden einen einzigartigen Weg zu finden, um mit ihm oder ihr eine Verbindung herzustellen.
Es ist ein allgemeines Grundbedürfnis, sich sicher und geliebt zu fühlen. Jemandem dieses Gefühl geben zu können, dass er sich in meiner Gesellschaft öffnen kann, ist eine außergewöhnlich schöne Erfahrung.
Auf der Suche nach Antworten sprachen die Macher der Dokumentation mit Frauen und Männern, mit Ärzten und Forschern, auch Vertreter der Pharmaindustrie kommen zu Wort. In einer knappen halben Stunde werden die Grauzonen beim Thema Verhütung beleuchtet, Stillstand und Fortschritt dargelegt. "Sex, Pille und das große Geld – Verhütung und die Risiken", ein Film von Melissa Holland-Moritz, Ann-Christin Herbe und Marc Schlömer, ist am Mittwoch, 6. Juli, um 22.45 Uhr im ZDF zu sehen sowie in der ZDF-Mediathek abrufbar.