Sie halten nichts von der Maskenpflicht, ordnen das Coronavirus als ungefährlich ein und verbreiten gar Verschwörungsmythen - die Ärztekammern in Berlin und Baden-Württemberg warnen vor zahlreichen Medizinern, die das Coronavirus leugnen oder verharmlosen. Allein in Berlin seien seit März Mediziner in 130 Fällen mit fragwürdigen oder sogar falschen Behauptungen zum Thema Corona aufgefallen, wie Günther Jonitz, Vorsitzender der Berliner-Ärztekammer, gegenüber dem "RBB" berichtete. Im Raum steht unter anderem der Verdacht, dass einige Ärzte systematisch Atteste ausstellten, um Menschen vom Tragen einer Maske zu entbinden.
Bekannt wurden außerdem Fälle von Maskenverboten in Arztpraxen. Das sei nicht nur "wissenschaftlicher Blödsinn", wie Jonitz mitteilte. Der Arzt gefährde mit einem solchen Verhalten die Patienten und sich selbst. Mehr als 34.000 Ärzte arbeiten in der Hauptstadt. Die Zahl der Corona-Leugner unter diesen sei gering, die Entwicklung aber dennoch erschreckend und beschämend, so Jonitz. Wer bei seinem Arzt beispielsweise Flyer sehe, die Falschinformationen über das Coronavirus enthielten, solle dies der Ärztekammer mitteilen, sagte er. Auch politische Botschaften seien in der Praxis fehl am Platz. "Meinungsfreiheit ist das eine, Lügen verbreiten das andere."
Staatsanwaltschaft prüft mehrere Fälle
Nicht nur in Berlin machten Patienten Erfahrungen mit solchen "schwarzen Schafen" unter den Medizinern. Auch die Ärztekammer in Baden-Württemberg berichtet in einer Stellungnahme von zahlreichen Zuschriften und Beschwerden aus der Bevölkerung, in denen Ärzte genannt werden, welche "die Gefahren und Risiken der Corona-Pandemie herunterspielen, sie leugnen oder in Verschwörungstheorien einbetten".
Darunter seien Mediziner, die einzeln aber auch in Gruppen in Erscheinung träten und nicht nur Covid-19 als ungefährlich darstellen, sondern auch die aktuelle Corona-Forschung und die Sinnhaftigkeit von Impfungen infrage stellen. Diese würden außerdem den Glauben an angeblich dahinter steckende "dunkle Mächte" verbreiten und Informationen weitergeben, die von der Wissenschaft als falsch widerlegt seien.

"Es handelt sich hier um persönliche Einzelmeinungen! Solche stehen nach Artikel 5 des Grundgesetzes natürlich auch Ärztinnen und Ärzten zu", äußert sich die Landesärztekammer Baden-Württemberg. Die Mehrzahl der Ärzte in dem Bundesland, insgesamt sind es mehr als 70.000, empfinde das Vorgehen dieser Mediziner als "mehr als bedauerlich".
In mehreren Fällen wurde bereits die Staatsanwaltschaft informiert. Knapp 20 Ärzte und Praxen habe die Berliner Kammer wegen Patientengefährdung ans Gesundheitsamt gemeldet. Den Ärzten drohen Geldbußen von bis zu 10.000 Euro. Auch in Baden-Württemberg prüft die Staatsanwaltschaft derzeit Fälle, in denen Ärzte Atteste gegen die Maskenpflicht ausgestellt hatten.