Die Frau hat einen hohen Puls, ihr Herz schlägt 105-Mal in der Minute, aber sonst können die Ärzte an der Patientin keine Auffälligkeiten feststellen. Wären da nur nicht diese heftigen Bauchschmerzen und Koliken.
Vor einigen Tagen hatten sie wie aus dem Nichts eingesetzt. Zwei Tage zuvor war die junge Patientin deshalb schon einmal in das Sir Charles Gairdner Krankenhaus in West-Australien gegangen und hatte sich durchchecken lassen. Die Mediziner hatten die Frau unter anderem mit einem Ultraschallgerät untersucht. Außerdem überprüften sie ihre Blutwerte. Weil sie nichts Beunruhigendes feststellen konnten, schickten sie sie wieder nach Hause.
Doch nun steht die Frau wieder in der Notaufnahme. Ihre Bauchschmerzen, berichtet sie, hätten sich verschlimmert.
Gegenstand verursachte zehn Jahre lang keine Symptome
Das Ärzteteam um Talia Shepherd beschließt, die Frau noch einmal näher zu untersuchen. Über den Fall berichten sie im Fachblatt "BMJ Case Reports". Auf der Plattform schildern Ärzte und Wissenschaftler ihre ungewöhnlichsten Fälle.
Im Fall der 30-jährigen Australierin gab eine Computertomographie (CT) Aufschluss über die Ursache des Leidens. In der CT-Aufnahme entdeckten die Ärzte einen Draht im Bauchraum der Patientin. Das rund sieben Zentimeter lange Stück Metall hatte dazu geführt, dass sich ein Teil des Dünndarms der Patientin verdreht hatte. Die Darmverdrehung wird auch als "Volvulus" bezeichnet. Sie gilt als gefährlich, da der betroffene Darmabschnitt im schlimmsten Fall absterben kann.

Nur: Wie war das Metallstück dorthin gelangt?
"Einzigartiger Fall"
Wie sich herausstellte, gehörte der Draht zu einer Zahnspange. Tatsächlich gab die junge Frau an, eine entsprechende Spange getragen zu haben - allerdings zuletzt vor zehn Jahren. Das Metallstück musste sich also vor etwa einem Jahrzehnt gelöst und in den Magen der Patientin gelangt sein. Die Frau konnte sich jedoch nicht mehr daran erinnern, ein Stück Metall verloren oder gar verschluckt zu haben.
"Der Fall ist einzigartig, da Patienten in der Regel sehr schnell merken, wenn sie etwas verschlucken", erklärte Shepherd gegenüber "Popular Science". "Wir waren alle etwas sprachlos. Ich hatte mit so etwas nicht gerechnet."
Das Ärzteteam konnte den Fremdkörper entfernen, auch der Darm blieb unbeschädigt. Nach Angabe der Ärztin befindet sich die Patientin auf dem Weg der Besserung.
"Da ist eine Orange in Ihrem Darm!"
