Das Projekt Neue Offenheit

Von Astrid Viciano
Warum Mediziner von ihren eigenen Fehlleistungen erzählen.

In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 17.000 Menschen an den Folgen von Therapiefehlern. So lautet eine Schätzung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS). "Aus Fehlern lernen" heißt eine neue Broschüre, in der elf Ärzte, fünf Krankenschwestern und ein Physiotherapeut nun offen über eigene Versäumnisse in der Vergangenheit berichten. In den Schilderungen geht es unter anderem um eine ältere Dame, bei der eine Lungenembolie übersehen wurde, um eine Schwerkranke, die durch einen Fehler auf der Aufwachstation erstickte, um eine Patientin, die trotz einer Allergie das Antibiotikum Penicillin erhielt. Die öffentliche Beichte soll dazu führen, dass auch andere von ihren Fehlern erzählen - und derartige Situationen künftig besser vermieden werden können. Herausgeber der Broschüre ist das APS, der AOK-Bundesverband finanzierte das Projekt. Das Heft kann unter www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de bestellt oder als PDF heruntergeladen werden. Mit dabei sind unter anderen:

Bertil Bouillon

Bertil Bouillon, Leiter der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie am Klinikum Köln-Merheim: Als Assistenzarzt operierte er eine Weitspringerin am falschen Knie. Auf dem Aufklärungsbogen war die verkehrte Seite eingetragen worden. Seitdem malt Bouillon vor jedem Eingriff ein Kreuz auf die Stelle, die operiert werden soll - am wachen Patienten.

Vittoria Braun

Vittoria Braun, Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizn der Charité in Berlin: Als unerfahrene, junge Ärztin übersah sie bei einem Baby einen Leistenbruch, weil sie ihm die Windel nicht auszog. Heute weiß sie, dass sie auf die Eltern hätte hören sollen. Die hatten nicht an einen normalen Infekt geglaubt.

Franz Sitzmann

Franz Sitzmann, Krankenpfleger am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke: Er brach einer Zwölfjährigen, die im Koma lag, bei dem Versuch, ihren verkrampften Mund zu öffnen, versehentlich einen Backenzahn heraus. Das war in den 60er Jahren. Heute bringt er jungen Kollegen bei, wie man komatöse Patienten pflegt und versorgt.

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