Gentechnik Krebsimpfstoff aus Tabakpflanzen

In genmanipulierten Tabakpflanzen können Impfstoffe in großen Mengen hergestellt werden
In genmanipulierten Tabakpflanzen können Impfstoffe in großen Mengen hergestellt werden
© Colourbox
Pflanzen als Medikamentenfabrik: Forscher haben erstmals in genmanipulierten Pflanzen maßgeschneiderte Impfstoffe gegen Krebs erzeugt. Die Behandlung soll das Immunsystem dazu bringen, den Tumor zu bekämpfen. Erste Tests an Patienten verliefen vielversprechend.

US-Forscher haben einen Impfstoff auf Pflanzenbasis entwickelt, der das Immunsystem von Krebspatienten anfeuern soll, die bösartigen Zellen zu finden und zu vernichten. Die Forscher hoffen, zukünftig mit diesem Ansatz Patienten mit B-Zell-Lymphomen, einer Krebserkrankung des Immunsystems, impfen zu können. Über ihre Ergebnisse berichten Alison McCormick von der Touro-Universität in Vallejo und ihre Kollegen im Fachmagazin "PNAS".

Der Krebs des Lymphsystems entsteht, wenn eine einzelne Zelle des Immunsystems beginnt, sich unkontrolliert zu vermehren. Die daraus entstehenden Nachkömmlinge tragen, wie die Ursprungszelle, den gleichen Antikörper auf der Oberfläche - ein für diese Zelle einzigartiges Protein. Die Wissenschaftler isolierten in Tumor-Patienten die natürlicherweise vorhandenen Antikörper auf den Krebszellen, identifizierten die individuelle Gensequenz und schleusten diese über ein manipuliertes Tabakmosaikvirus in Tabak-Pflanzen ein. Die Pflanzen produzierten dann in wenigen Tagen eine für die Therapie ausreichende Menge an Impfstoff.

Das Immunsystem reagiert auf die Eiweiße

Die Forscher um Levy testeten das Mittel an 16 Patienten, deren Erkrankung gerade erst diagnostiziert wurde. Keiner der Patienten habe Nebenwirkungen verspürt und mehr als 70 Prozent der behandelten Kranken hätten eine Reaktion des Immunsystems gezeigt, heißt es in der Studie. Es war der erste Versuch mit einem pflanzlichen Krebsimpfstoff an Menschen.

"Der Grundgedanke ist, das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung des Krebses heranzuziehen", sagte Ronald Levy einer der Autoren der Studie. Er zeigte sich optimistisch, was die Wirkung des Impfstoffes betrifft: "Wir wissen, dass ein angekurbeltes Immunsystem Krebs angreifen und vernichten kann." Ob dieses Mittel jedoch stark genug sei, um Tumore zu zerstören, sei noch nicht sicher, hieß es in der am Montag veröffentlichten Studie der Universität Stanford.

Neue Technologie mit vielen Vorteilen

Vorherige Versuche, einen Impfstoff in tierischen Zellkulturen zu produzieren, brachten nur mäßigen Erfolg. Die Produktion der Impfstoffe in Pflanzen hat hingegen immense Vorteile. Da die Antikörper individuell verschieden sind, brauchen die Patienten auch individuelle Impfstoffe. Diese jedoch in tierischen Zellkulturen zu erzeugen, dauert jeweils einige Monate, birgt immer das Risiko von Infektionen und ist zudem sehr teuer.

Die Ironie, gerade Tabakpflanzen für die Entwicklung von Krebsimpfstoffen zu verwenden, ist den Wissenschaftlern durchaus bewusst. Schädliche Chemikalien, die auch in Zigaretten vorhanden sind, befinden sich jedoch nicht in den Impfstoffen. Diese Technologie ist günstig, schnell und sicher. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass das Immunsystem auf die aus Pflanzen gewonnenen Impfstoffe stärker reagiert als auf Impfstoffe aus Tieren. Nun müssen die Forscher in weiteren Studien die Effektivität der Behandlung an einer größeren Gruppe von Patienten zu testen.

DPA
nis/DPA/AFP

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