Die ewige Jugend, ein Wunsch, den viele Menschen haben. Doch wenn dieser bis heute noch nicht erfüllbar ist, so soll doch wenigstens die äußere Erscheinung des Menschens bitte möglichst lange jung wirken. Verschiedene Cremes, Beauty-Behandlungen und Schönheitseingriffe versprechen die ewige optische Jugend, doch fängt die Schönheit nicht vielmehr im Inneren an?
Von Schmiedeberg blickt auf 15 Jahre Erfahrung als Medizinerin und Anti-Aging-Expertin zurück. Als nach ihrer dritten Schwangerschaft die Kilos kleben blieben, stellte sie radikal die Ernährung um und machte medizinisch betrachtet für sich eine interessante Entdeckung. Das Weglassen von Zucker machte ihre Figur schlanker und ihre Haut besser. Die Dermatologin begab sich auf die Suche nach einer Erklärung für dieses Phänomen und fand sie. Die Haut "verzuckert" und wird dadurch schneller alt. Bei ihrer Recherche stieß von Schmiedeberg aber auch auf einen Mittel, das wirksam gegen die Verzuckerung der Haut ist: L-Carnosine. Geboren war eine Anti-Aging-Pflegeserie, die die Überzuckerung der Haut bekämpft.
Sie als Medizinerin und Anti-Aging-Expertin haben Zucker den Krieg erklärt. Mal abgesehen davon, dass er bekanntlich dick macht, was macht er mit unserer Haut?
Den Krieg erklärt, habe ich ihm nicht, denn Zucker ist wichtig, aber nur, wenn wir kurz vor dem Verhungern sind. Da wir aber heutzutage zu jedem Zeitpunkt Nahrung im Überfluss haben, ist auch das Essen von Zucker im Überfluss nahezu normal für uns geworden. Wenn dieser Zucker über den Magen-Darm-Trakt in unserem Blutkreislauf als "Blutzucker" ankommt, kann er auch in die Haut gelangen. Da das Zuckermolekül sehr reaktiv ist, verbindet es sich mit den Kollagenfasern der Haut. Diese Reaktion nennt man Glykation – dabei entstehen sogenannte A.G.E.'s – Advanced Glycation Endproducts, die nach kurzer Zeit mit der Kollagenfaser verbunden sind. Die Kollagenfasern werden durch diesen Glykationsprozess, der jede Sekunde unseres Lebens abläuft, nachhaltig geschädigt. Man kann sich die Glykation bildhaft vorstellen: Die Kollagenfasern sind wie ein Wollfaden, der immer ein wenig mit einem kleinen Messer angeritzt wird. Irgendwann hat er so viele Einschnitte, dass er reißt. So auch unsere Kollagenfasern. Sie verkleben und verhärten sich, werden brüchig durch die Verzuckerung und dies zeigt sich an der Haut durch Faltenbildung und Hautalterung.
Wo versteckt sich Zucker?
Oh, überall! Erst einmal sind alle Kohlenhydrate Zucker; und zwar Zuckermoleküle aneinandergereiht zu unterschiedlich langen Zuckerketten. Zucker ist nicht nur unser Haushaltszucker, die Süßigkeiten, die Marmelade, der Kuchen, sondern auch in Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln, unseren geliebten Softdrinks und Alkohol enthalten. Und Zucker ist zudem versteckt in Wurstwaren, Fertigsoßen, Smoothies, Ketchup, Joghurts, fettreduzierten Produkten, Gewürzgurken oder anderen Konserven und in nahezu allen Fertiggerichten. Zucker hat über 70 verschiedene Namen, mit denen er auf der Inhaltsstoff-Liste der Produkte auftaucht. Da steht nicht einfach Zucker, sondern z. B. Glucose, Dextrose, Weizendextrin, Malzextrakt oder Maissirup. Fructosesirup ist meine Lieblingsbezeichnung – das ist der schlimmste aller Zucker!
Wenn man sich jetzt mal zurücklehnt und überlegt, wie viel man von dieser Auflistung an einem Tag zu sich nimmt oder wie viele Spitznamen von Zucker man nie mit Zucker in Verbindung gebracht hat, dann kann man das Ausmaß der "Verzuckerung" unserer Gesellschaft im Allgemeinen und innerhalb unseres Körpers sowie unserer Haut im Speziellen erahnen.
Wie sieht die perfekte Anti-Aging-Ernährung aus?
Es ist ganz easy! Einfach den versteckten Zucker entlarven und in seiner Ernährung reduzieren – fertig! Damit ist der erste Schritt für eine Anti-Aging-Routine gemacht, ohne eine einzige Pille zu schlucken. Man kann sofort loslegen. Man benötigt nichts, kein Rezept, kein Medikament, nichts zusätzlich. Machen Sie den Selbsttest, fangen Sie heute Abend an. Essen Sie heute Abend mal keine Kohlenhydrate, trinken keinen Wein und kein Feierabend-Bier. Essen Sie vor 18 Uhr und danach nichts mehr. Sie werden sich morgen früh energetischer, fitter fühlen, keinen Heißhunger haben, konzentrierter sein und Sie werden definitiv besser aussehen, wenn Sie sich im Spiegel anschauen. Einfach mal testen. Wenn Sie den Erfolg bemerken, dann folgt die Motivation von allein; eventuell noch einen Abend hinzunehmen oder mittags in der Kantine die Kohlenhydrate weglassen. Alles, was Sie in diese Richtung unternehmen, bringt Ihrer Gesundheit Vorteile, Sie müssen es nur tun.
Von Schmiedeberg wollte wissen, wie man 120 Jahre alt werden kann
Wie sind Sie auf den Glykationsprozess aufmerksam geworden? Zucker verbindet man in der Regel nicht mit der Haut.
Am Anfang habe ich die Verbindung selbst nicht gesehen. Meine Betrachtung galt dem gesamten Körper aus internistischer Sicht. Ich habe mich schon zu Beginn meines Medizinstudiums mit der Frage beschäftigt, wie man gesund 120 Jahre alt werden kann, ob das überhaupt möglich ist, und wenn ja, wie? Hierzu habe ich über 25 Jahre alles gelesen, was zu dem Thema Longevity, zu Deutsch: Langlebigkeit, geschrieben stand. Die Essenz dessen habe ich in einem Buch komprimiert, das ich zusammen mit Tina Müller geschrieben habe: "Zum Jungbleiben ist es nie zu spät." Es ist 2014 erschienen und war acht Wochen lang Anti-Aging-Bestseller bei Amazon. Jetzt, fast zehn Jahre später, ist es immer noch top aktuell und auch immer noch erhältlich.
Als logische Konsequenz habe ich mich als Medizinerin und Anti-Aging-Expertin gefragt: Wenn der Zucker so einen Einfluss auf unsere Gesundheit hat, wie sieht es dann eigentlich mit der Haut aus? Dazu gab es überraschend wenig Forschung. Nach dem Motto, wenn du alt aussiehst, ist das egal, daran stirbst du nicht. Ich will aber nicht alt aussehen, ich will nicht, dass meine Kollagenfasern verhärten. Also habe ich mich in dieses Thema regelrecht verbissen – und einen Wirkstoff gefunden, das L- Carnosine, das die Verzuckerung der Haut und damit die Hautalterung verlangsamen kann.
Können Sie die Funktion des Wirkstoffs L-Carnosine für Laien erklären?
L-Carnosine haben wir im Körper, Kinder haben besonders hohe L-Carnosine-Spiegel. Doch bereits ab dem 30. Lebensjahr ist unser natürlicher, körpereigener L-Carnosine-Spiegel um 70 Prozent abgesunken. Die Verzuckerung unserer Kollagenfasern kann ab dann nahezu ungebremst ablaufen und das merken wir auch an ersten Fältchen. L-Carnosine kann dieser Verzuckerung entgegenwirken, indem es wie ein Fänger der Zuckermoleküle wirkt. Es zieht die Zuckermoleküle wie ein Magnet an, bevor sie sich an unsere Kollagenfasern heften. Ab dem Zeitpunkt, wo wieder ein L-Carnosine Spiegel in der Haut vorliegt, kann die Verzuckerung in der Haut reduziert werden – dadurch kann die Hautalterung verlangsamt werden.
Wie kann man den Effekt in der Haut nachprüfen?
Erst einmal sieht man den Effekt. Das muss auch der Anspruch für eine Anti-Aging-Pflege sein, finde ich. Damit der Wirkstoff wirkt, habe ich sichergestellt, dass das L- Carnosine in meinen Pflegeprodukten liposomal verkapselt ist. Liposomen sind genial, denn sie helfen dem Wirkstoff, dorthin zu gelangen, wo wir ihn benötigen. Ohne diese Verkapselung würde der Wirkstoff nicht an unserer Hautbarriere vorbeikommen. Außerdem ist die Liposomenkapsel aus Lecithin, diese gibt das L-Carnosine frei und kann dann mit ihrem wertvollen Lecithin unsere Hautbarriere regenerieren und stärken. Das ist eine wirkungsvolle Kombination für eine Anti-Aging-Pflege. Und zu guter Letzt gibt es sehr gute wissenschaftliche Studien, die belegen, dass das Auftragen von L-Carnosine auf der Haut die Verzuckerung reduzieren kann.
Wissenschaftliche Studien zur Hautverzuckerung – wie liefen die ab?
Sie existieren – das ist nicht gerade ein Regelfall in der Kosmetik. Einige Studien sind auch speziell zum Thema: Beispielsweise hat eine Gruppe von Wissenschaftlern Hautzellen künstlich verzuckert und dann L-Carnosine dazugegeben. Das Ergebnis war eine Reduzierung aller Verzuckerungsprodukte bis teilweise um 120 Prozent.* Außerdem wird L-Carnosine in Form von Augentropfen inzwischen als Frühtherapie beim Grauen Star (Linseneintrübung) eingesetzt, der insbesondere bei Diabetikern vorkommt und bei dem auch als Ursache der Linseneintrübung ein Zusammenhang mit der Verzuckerung vermutet wird.
Die Kieferpartie kann Aufschluss über die Verzuckerung der Haut geben
Können Sie als Profi in ein Gesicht schauen und sagen, dass in der Haut viel Zucker eingelagert wurde? Falls ja, welche Merkmale gibt es?
Ich bilde es mir zumindest ein. Aber man kann das sehr einfach in einem Satz sagen: "Je mehr Kohlenhydrate und Zucker man isst, desto mehr ist die Haut verzuckert." Sehr typisch für verzuckerte Haut ist das sogenannte frühzeitig einsetzende "Jawline Sagging", das Absacken der Kinnlinie, was dann in einem Konturverlust mit Doppelkinn resultiert und unser Gesicht einfach älter aussehen lässt. Die Haut bekommt frühzeitiger Falten, weil durch die Verzuckerung die Spannkraft und die Festigkeit der Haut beeinträchtigt wird.
Sie sind Anti-Aging-Expertin, was sind neben Zucker die größten Hautsünden?
Es gibt so einige Sünden. Ich sage meinen Patienten immer: "Es kommt auf die Schwere der Sünde an." Nicht jede Sünde hat eine dauerhaft schädliche Konsequenz. Wenn ich Pickel ausquetsche und danach Pigmentierungen habe, wenn ich die falsche Reinigung, ein zu hoch konzentriertes Peeling angewendet habe – hier kann ich als Medizinerin eingreifen und Lösungen anbieten. Das bekommt man wieder hin.
Schwieriger ist es zum Beispiel bei sehr schwerer Akne. Wird diese nicht frühzeitig behandelt, ggf. auch mit innerlichen Medikamenten, kann das lebenslange Narben mit sich bringen, an denen wenig zu ändern ist. Deshalb ist es meine Aufgabe, den Eltern dieser teilweise noch jungen Kinder zu sagen: "Ihr müsst jetzt etwas tun, auch wenn sich ein Medikament schlimm anhört, es verhindert lebenslange Narben, die eure Kinder nachhaltig beeinträchtigen."
Beim Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum ist es genau wie beim Zucker. Die Sünde ist groß, aber der Nachteil für die Haut wird erst mit einer großen Verzögerung sichtbar. Man ahnt durch die Verzögerung gar nicht, wie groß die Sünde ist. Das ist wirklich gemein – aber hier versuche ich aufzuklären und das öffnet vielen die Augen. Das Tolle daran ist: Es ändert etwas für die Haut, aber auch den Weg für die allgemeine und lange Gesundheit jedes Einzelnen und das ist doch ein großer Vorteil.
Was ist Ihrer fachlichen Meinung nach der größte Humbug im Anti-Aging-Markt der Kosmetik?
Für mich ist es völlig unverständlich, dass im Anti-Aging-Markt immer höhere und konzentrierte Wirkstoffe als die wirksamsten ausgelobt werden, das gilt auch für Peelings. Dies ist einfach nicht korrekt. Ganz im Gegenteil ist es so, dass jeder Wirkstoff ein Wirkoptimum hat. Wird er genau darin in einer Pflege formuliert, kann man davon ausgehen, dass dies der Haut nur Vorteile bringt. Wird aber das Optimum eines Wirkstoffes deutlich überschritten, also mit der höheren Dosierung eines Wirkstoffes eine höhere Wirksamkeit verkauft, so kann das deutliche Nachteile für die Haut haben. Es kommt zu Irritationen, Rötungen, zur Zerstörung der Hautbarriere bis hin zu Akne-ähnlichen Hautveränderungen. Auch eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff kann daraus resultieren. Deshalb gilt: Mehr hilft nicht immer mehr! Darauf achte ich sehr bei der Formulierung meiner Produkte.