Extremer Leistungssport vor der Pubertät ist nach Angaben des Urologen Frank Sommer ein Risikofaktor für die Entstehung von Hodenkrebs. "Internationale Studien zeigen, dass Jungen, die vor der Pubertät extrem anstrengenden Leistungssport machen, ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs haben, unabhängig von genetischen Faktoren", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Normalerweise senkten Sport und körperliche Aktivität das Krebsrisiko, aber in diesem konkreten Fall sei es anders. Bei dem BVB-Spieler Sébastien Haller war kürzlich ein Tumor im Hoden festgestellt worden. Auch Union Berlins Timo Baumgartl und Hertha-Angreifer Marco Richter bekamen kürzlich die Diagnose Hodenkrebs.
Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist Hodenkrebs mit einem Anteil von etwa 1,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen eine eher seltene Tumorerkrankung. Bei Hodenkrebs werde der betroffene Hoden in 99 Prozent der Fälle entfernt, sagte Sommer. Da im Hoden das Hormon Testosteron produziert werde, sei dies für Leistungssportler ein besonderes Problem. "Testosteron ist nämlich auch für die Regeneration zuständig. Das heißt, ein von Hodenkrebs betroffener Sportler benötigt anschließend längere Erholungszeiten nach dem Training."
Hodenkrebs ist meist heilbar
Der zweite Hoden könne den Verlust auf Dauer oft kompensieren, doch das brauche seine Zeit. In den ersten sechs bis zwölf Monaten müsse das Training auf jeden Fall stark angepasst werden. Wenn der Krebs bereits gestreut habe, würden gegebenenfalls auch Bestrahlung und Chemotherapie notwendig. In dieser Zeit dürfe das Training bei Leistungssportlern aber dennoch nicht völlig eingestellt werden, damit seine Leistungen nicht total einbrächen. "Es ist ein sehr ausgeklügeltes System mit engmaschiger Kontrolle."
Die leicht zu verstehende Checkliste für den Vorsorgemuffel Mann

Alle zwei Jahre können Männer ab 35 einen von der Krankenkasse getragenen Check-up durchführen lassen. Der Arzt fragt nach Beschwerden, Lebensstil und Krankheiten in der Familie, horcht Lunge und Herz ab, prüft Haut, Gelenke und Reflexe, misst Blutdruck und Puls. Im Blut werden Gesamtcholesterin und Blutzucker, im Urin das Eiweiß Albumin, rote und weiße Blutkörperchen, Nitrit und Glukose bestimmt. Die Tests erkennen keine Krankheiten, sondern liefern nur erste Hinweise auf zum Beispiel auf Herz- Kreislauf-Probleme, Nierenerkrankungen, Arteriosklerose oder Diabetes.
Bei Männern wird besonders Augenmerk auf den Gesamtcholesterin-Wert gelegt, also das Verhältnis vom LDL-Cholesterin wegen seines Risikos von Ablagerungen in den Blutgefäßen zum HDL-Cholesterin wegen seiner das Blutfett senkenden Wirkung. Ein gutes Ergebnis weist einen hohen HDL-Anteil und niedrige LD-Werte aus. Hohe Blutfettwerte begünstigen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aus den Daten lassen sich Konsequenzen ziehen, auch um spätere Krankheiten zu verhindern.
Jüngere Studien weisen allerdings darauf hin, dass Menschen, die diesen Check absolvieren, im Schnitt nicht länger leben oder seltener erkranken. Doch wie das so ist mit Studien, sie bilden Statistiken ab. Bei wem im Rahmen dieser Untersuchungen schon frühzeitig Unstimmigkeiten festgestellt wurden, ist sicher froh, dort gewesen zu sein Seit 2019 gehört auch eine Impfanamnese zum Check: Gemeinsam mit dem Arzt klären die Versicherten, ob ihr Impfschutz vollständig ist.
Glücklicherweise sei heute fast jeder Hodentumor heilbar, sagte Sommer. "Wir können wirklich von Glück sagen, dass wir im Jahr 2022 sind und nicht etwa 1985. Da war nämlich fast jeder Hodentumor tödlich."
Nach Angaben von Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums, haben dagegen Lebensstilfaktoren oder bestimmte Sportarten keinen Einfluss auf die Entstehung von Hodenkrebs. "Hodenkrebs ist letzten Endes eine Erkrankung, die in den allermeisten Fällen rein zufällig entsteht, ohne dass ein bekannter Risikofaktor vorliegen würde", hatte Weg-Remers der Deutschen Presse-Agentur gesagt.