US-Studie Einer von fünf Erwachsenen könnte Long Covid-Symptome entwickeln – unter diesen Beschwerden leiden die meisten

Frau ist erschöpft
Das häufigste Symptome von Long Covid sind je nach Studie Erschöpfung und Atemwegsprobleme
© fizkes / Getty Images
Die Corona-Infektion ist überstanden, doch die Beschwerden sind nicht vorbei. Eine große US-Studie zeigt, wie vielfältig Langzeitsymptome von Covid-19 sind und unter welchen gesundheitlichen Problemen die meisten Corona-Patient:innen nach der Krankheit noch leiden.

Dass eine Sars-CoV-2-Infektion tückisch sein kann, hat sich mehrfach in den Pandemiejahren gezeigt – nicht für jede und jeden enden die Beschwerden mit dem Ende der akuten Infektion. Einer von fünf Erwachsenen unter 65 Jahren, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, litten langfristig unter gesundheitlichen Problemen. Bei den Menschen über 65 Jahren ist es sogar jeder Vierte. So das Ergebnis einer Studie der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC).

Sowohl die älteren als auch die jüngeren ehamaligen Covid-Patient:innen haben ein doppelt so hohes Risiko wie nicht infizierte Menschen später Atemprobleme, Lungenprobleme oder eine Lungenembolie zu entwickeln. Die über 65-Jährigen haben ein größeres Risiko als die jüngeren Covid-Patient:innen neurologische Erkrankungen, Nierenversagen und eine Reihe von psychischen Erkrankungen in der Folge der Corona-Infektion zu entwickeln. Die häufigsten Beschwerden waren in beiden Gruppen Atemwegsprobleme sowie Muskel- und Skelettschmerzen, heißt es in der Studie.

Vielfältige Beschwerden bei Long Covid

In anderen Studien und Befragungen wird Erschöpfung als häufigstes Symptom auch Wochen oder Monate nach der überstandenen Corona-Infektion angegeben. Nach der vierten Woche spricht man von Long Covid und nach drei Monaten von Post Covid. Unter die Corona-Langzeitfolgen fallen eine Vielzahl von Beschwerden. Auch in der Studie der CDC haben die Wissenschaftler:innen Gesundheitsprobleme an vielen Organsystemen gefunden unter anderem an Lunge, Niere und Herz. Ebenso können Beschwerden im endokrinen System, der Durchblutung, neurologische Probleme, Magen-Darm-Erkrankungen und psychiatrische Probleme aufkommen. "Es ist ernüchternd zu sehen, dass die Ergebnisse dieser Studie erneut die Breite der Organdysfunktion und das Ausmaß des Problems bestätigen", sagte Dr. Ziyad Al-Aly, Leiter der Forschung und Entwicklung bei der V.A. St. Louis Health Care System und einem klinischen Epidemiologen an der Washington University in St. Louis, gegenüber der "New York Times". Er war nicht an der Studie der CDC beteiligt.

Für die Studie nutzten die Forschenden eine Datenbank mit Krankenakten und analysierten für den Untersuchungszeitraum von März 2020 bis November 2021 die Daten von rund 350.000 Menschen, sich sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten. Die Daten wurden mit einer Kontrollgruppe von mehr als 1,6 Millionen Menschen verglichen, die sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hatten. Es wurden 26 Symptome untersucht, die mit Covid-19 in Zusammenhang stehen könnten. Patient:innen, die im Vorjahr an einem der 26 Symptome litten, wurden aus der Studie ausgeschlossen, weil die Forschenden herausfinden wollten, welche gesundheitlichen Probleme erst nach der Sars-CoV-2-Infektion aufgetreten sind.

Millionen Patienten könnten Diabetes, Herz- oder Nierenerkrankungen bekommen

Im direkten Vergleich der Covid-19-Patient:innen mit der Kontrollgruppe zeigt sich, dass 38 Prozent der mit dem Coronavirus infizierten Personen mindestens eine gesundheitliche Beschwerde 30 bis 365 Tage nach der Sars-CoV-2-Diagnose entwickelt haben. Aus der Kontrollgruppe waren es hingegen 16 Prozent. Die über 65-Jährigen haben laut der Studie ein höheres Risiko für Long Covid als die jüngeren Corona-Patient:innen: 45 Prozent  der Menschen, die sich mit Covid-19 infiziert haben, entwickelte neue Gesundheitsprobleme im Vergleich zu 19 Prozent aus der Kontrollgruppe. Bei den jüngeren waren es 35 Prozent im Vergleich zu 19 Prozent bei den unifizierten Menschen. Auf Grundlage dieser Daten haben die Wissenschaftler:innen errechnet, dass fast 21 Prozent der jüngeren Covid-Patient:innen und fast 27 Prozent der über 65-Jährigen gesundheitliche Probleme entwickelt haben, die auf Long Covid zurückzuführen sein könnten. Ziyad Al-Aly sagte, dass die Studienergebnisse darauf hindeuten, dass möglicherweise Millionen Menschen Diabetes, Herz- oder Nierenerkrankungen und neurologische Probleme entwickeln könnten. "Das sind lebenslange Zustände – sicherlich beherrschbar, aber nicht heilbar."

Auch andere Studien deuten darauf hin, dass 20 bis 30 Prozent der ehemaligen Covid-Patient:innen Langzeitsymptome entwickeln könnten. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass zehn bis 20 Prozent der Menschen, die sich von der ursprünglichen Corona-Infektion erholt haben, unter mittel- und langfristigen Beschwerden leiden. Die Studienautor:innen der CDC kommen zu dem Schluss: "Treten nach einer Covid-19-Infektion gesundheitliche Probleme auf, könnte dies die Fähigkeit eines Patienten oder einer Patientin beeinträchtigen, einen Beitrag zur Arbeitswelt zu leisten, und wirtschaftliche Folgen für Sars-CoV-2-Überlebende und ihre Angehörigen haben." Das könne auch die Gesundheitsdienste belasten. "Jetzt, da wir im Besitz des Wissens sind, dass Covid-19 zu schwerwiegenden Langzeitfolgen führen kann, müssen wir zusätzliche Instrumente entwickeln, um das Risiko von Long Covid zu verringern", sagte Ziyad Al-Aly.

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Die Studienautor:innen weisen auf die Grenzen ihrer Studie hin. Weil sie nur die Krankenakten einer bestimmten Datenbank genutzt haben, könnten die Ergebnisse möglicherweise nicht auf alle erwachsenen US-Bürger:innen übertragen werden. Die Forschenden haben nicht den Impfstatus der Patient:innen betrachtet und auch keine Merkmale wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht oder geografische Lage. Die Wissenschaftler:innen weisen auch darauf hin, dass die Daten die jüngste Omikron-Variante nicht berücksichtigen. Es wurde in der Studie auch nicht identifiziert mit welcher Variante die einzelnen Patient:innen infiziert waren.

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