Studie Forschende finden mögliche Ursachen von Long Covid

Erschöpfte Frau mit Long Covid
Wer Long Covid hat, leidet unter anderem an Syptomen wie Erschöpfung oder Müdigkeit.
© brizmaker / Getty Images
Genesen, aber nicht gesund – so ergeht es Long-Covid-Patient:innen. Bisher gibt es nur Thesen darüber, was genau Long Covid auslöst. Eine aktuelle Studie liefert neue Hinweise.

Warum einige Menschen nach einer Corona-Infektion weiterhin Beschwerden haben, ist derzeit noch nicht genau geklärt. Es gibt aber verschiedene Vermutungen, was Long Covid auslöst. Eine andauernde Infektion, eine gestörte Immunreaktion oder eine Autoimmunreaktion, bei der Antikörper gegen Sars-CoV-2 nicht den Erreger, sondern körpereigene Strukturen angreifen. Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, aber auch Haarausfall und Erektionsstörungen gehören zu der Palette an Symptomen, die Long-Covid-Betroffene erleben. Etwa zehn bis 20 Prozent der Menschen, die sich mit Corona infiziert haben, leiden nach der Erkrankung an mittel- und langfristigen Folgen, wie die Weltgesundheitsorganisation mitteilt.

Eine aktuelle Studie liefert neue Erkenntnisse zu den Langzeitbeschwerden nach einer Corona-Infektion. Ein Forschungsteam um Akiko Iwasaki von der Yale University hat bei 99 Long-Covid-Patient: innen und einer Kontrollgruppe von 116 Menschen immunologische Untersuchungen durchgeführt. In der Kontrollgruppe waren Menschen, die völlig gesund sind, sowie geimpfte und ungeimpfte Personen mit überstandener Corona-Infektion ohne Long Covid. Die Studie ist als Preprint erschienen und wurde noch nicht von Fachleuten begutachtet. Die Ergebnisse stoßen aber auf ein großes Interesse. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb dazu auf Twitter: "Endlich kommt Licht in den Long-Covid-Tunnel."

Niedriger Cortisol-Spiegel bei Long Covid

Die Long-Covid-Patient:innen hatten sich 2020 mit Covid-19 infiziert und wurden meist im Krankenhaus behandelt. Sie berichteten von Symptomen wie Fatigue, Brain Fog und Gedächtnisstörungen. Den Forschenden fiel bei den Long-Covid-Patient:innen ein niedriger Cortisol-Spiegel auf. Cortisol ist gemeinhin als Stresshormon bekannt, weil es bei Stress vermehrt freigesetzt wird. Doch das Hormon ist auch an vielen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt.

Niedrige Cortisolwerte werden auch bei Menschen mit dem chronischen Fatigue-Syndrom, das typischerweise nach Infektionen auftritt, festgestellt, wie Akiko Iwasaki berichtet. Weiter schreibt sie auf Twitter, dass der niedrige Cortisolwert ein signifikantes Anzeichen sein könnte, um den Long-Covid-Status zu definieren und die Schwere der Erkrankung vorauszusagen.

Reaktivierung von Herpesviren

Die Wissenschaftler:innen entdeckten außerdem, dass bei den Long-Covid-Patient:innen die Antikörper, die das Epstein-Barr-Virus bekämpfen, erhöht waren. Diese schlummernden Herpesviren im Körper könnten durch eine Corona-Infektion reaktiviert werden. Es wurde schon in der Vergangenheit diskutiert, dass die Reaktivierung dieser Viren mit der Entwicklung von Long Covid in Zusammenhang stehen könnten.

Zudem sind die Forschenden darauf gestoßen, dass die Long-Covid-Patient:innen Unterschiede in den Konzentrationen verschiedener Immunzellen haben. Unter anderem ist die Zahl der erschöpften T-Zellen erhöht. Dies sei ein Hinweis darauf, dass die Zellen durch dauerhaft vorhandene Antigene stimuliert werden, so Iwasaki.

Biomarker für Long Covid

Können die Ergebnisse der Studie in weiteren Untersuchungen bestätigt werden, könnte es ein Durchbruch in der Long-Covid-Forschung sein. Der niedrige Cortisol-Spiegel könnte zusammen mit anderen Werten als Biomarker für Long Covid dienen. Biomarker werden in der Medizin genutzt, um zu schauen, ob Vorgänge im Körper normal ablaufen – zum Beispiel durch die Messung der Körpertemperatur, des Blutdrucks oder von Hormonen. Könnte Long Covid anhand von Biomarkern nachgewiesen werden, könnten so Ansätze für Therapien entwickelt werden.

"Wir hoffen, dass diese Daten den Skeptiker:innen helfen zu verstehen, dass Long Covid echt ist und einen biologischen Ursprung haben", sagt Akiko Iwasaki.

rha

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