Endlich ist der Frühling da, auch in Hamburg erwacht die Natur aus dem Winterschlaf. Ich habe ein neues Ritual: Wenn ich meine Wohnung verlasse, bleibe ich kurz stehen, atme tief durch und genieße den Duft der Narzissen vor meiner Haustür. Noch nie habe ich den Frühling so intensiv gerochen. Bereits nach 72 Stunden Nichtrauchen hat sich mein Geruchssinn beträchtlich verbessert.
Rauchfreie Zone
Björn Erichsen, Jahrgang 74, lebt und arbeitet als Journalist in Hamburg. Schwerpunkte sind Politik, Kultur, Medien und Sport. Seit neuestem treibt ihn die Frage um, ob man sich nach 120.000 Zigaretten noch einmal Nichtraucher nennen darf.
Die schlimmsten Momente habe ich hoffentlich überstanden. Zwar denke ich noch sehr oft an Zigaretten, aber die bösen Entzugsattacken mit Schwitzen und Zittern kommen immer seltener. Vor allem die Ritualzigaretten fehlen mir noch: Beim Kaffee, nach dem Essen, beim Schreiben. Das Pflaster an meinem Arm versorgt mich mit Nikotin, es ist momentan also "nur" ein Kampf gegen meine Psyche. Regelmäßig ertappe ich mich dabei, wie ich mir einen Kugelschreiber in den Mund stecke.
Vier Brötchen zum Frühstück
Nicht nur mein Geruchssinn, auch mein Geschmack hat sich verbessert. Das nutze ich auf ganzer Linie aus, ich esse fast durchgehend: Am Donnerstag gab es vier Brötchen zum Frühstück, einen Schokosnack vor einem reichlichen Mittagsessen. Den Nachmittag brachte ich mit Lutschbonbons und Gummibärchen rum, abends gab es Lasagne, kurz vor dem Schlafengehen noch einen Snack. Gesunder Hunger sieht anders aus.
Das Essen ist beim Entzug eine große Hilfe. Wenn ich esse, kann ich nicht rauchen, außerdem belohne ich mich auf kulinarischem Wege für das Geleistete. Genuss ohne schlechtes Gewissen. Ich weiß, dass ich in der nächsten Zeit zunehmen werde: In den Wochen nach der letzten Zigarette verlangsamt sich der Stoffwechsel, der Körper verbrennt pro Tag etwa 200 kcal weniger als zuvor.
Hafengeburtstag ohne Kippen
Die Gewichtszunahme ist für mich aber das kleinere Übel. Wenn ich genug Willensstärke aufbringe, den Kampf gegen die Zigaretten zu gewinnen, werde ich auch mit ein paar zusätzlichen Pfunden klarkommen.
Dennoch habe ich mir nach den Ess-Exzessen der letzten Tage einen Obstkorb auf den Schreibtisch gestellt. Wann immer es geht, versuche ich, die Süßigkeiten durch Apfel oder Banane zu ersetzen.
Vielen Dank weiterhin für die vielen Zuschriften und die guten Wünsche. Gefreut habe mich vor allem über diejenigen, die sich nach dem Lesen entschlossen haben, ebenfalls die Glimmstengel wegzulegen. Ich wünsche euch viel Erfolg! Es lohnt sich!
Für mich kommt nun das erste Wochenende ohne Zigaretten. Ich habe schon ein wenig Bammel, denn es gilt den Hafengeburtstag zu feiern, eine klassische Rauchsituation. Es bleibt also spannend.