Chipkarte ab 16 Jahren
Zigaretten-Automaten sollen künftig für Jugendliche unter 16 Jahren mit Hilfe einer Chipkarte gesperrt werden. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers- Merk (SPD), bestätigte im Gespräch mit dpa-RUFA einen Bericht der »Bild«-Zeitung. Danach sollen die Automaten so umgerüstet werden, dass sie statt Münzen nur noch Geldkarten akzeptieren, auf denen per Chip das Alter des Karteninhabers gespeichert ist.
Zudem soll laut Caspers-Merk noch vor Ende der Legislaturperiode durch eine Novelle des Jugendschutzgesetzes die Abgabe von Zigaretten und Tabakprodukten an Jugendliche unter 16 Jahren generell verboten werden. Das Bundesjugendministerium bestätigte der dpa, dass es zur Verbesserung des Jugendschutzes derzeit Gespräche zwischen Bund und Ländern über ein Eckpunktepapier gebe. Zu Details wollte sie jedoch keine Stellung nehmen.
Einstiegsalter liegt bei 13,5 Jahren
Nach der Umrüstung der Zigarettenautomaten soll nach Angaben von Caspers-Merk ein Code auf den Chipkarten deutlich machen, ob die Käufer mindestens 16 sind. Sie verwies darauf, dass das Einstiegsalter deutscher Raucher derzeit bei 13,5 Jahren liege. »Die Zugangsschwelle zu erhöhen hat sich in vielen anderen Ländern als sehr positiv erwiesen.«
Schon vor einem Jahr hatte die damalige Drogenbeauftragte Christa Nickels (Grüne) von derartigen Planungen gesprochen. Die Automatenindustrie habe sich bereits damals freiwillig zu einer entsprechenden Umrüstung bereit erklärt. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Zigarettenindustrie, Ernst Brückner, begrüßte am Dienstag die Idee ebenfalls, mahnte allerdings eine Übergangszeit für die Umrüstung an. Caspers-Merk räumte zudem ein, dass es zu Fragen des Datenschutzes noch Klärungsbedarf gebe.
Zigarettenhersteller akzeptieren Regierungspläne
Die deutsche Zigarettenindustrie will zu Gunsten ihres Ansehens in der Öffentlichkeit die Pläne der Bundesregierung akzeptieren, Jugendlichen den Zugang zum Rauchen zu erschweren. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Cigarettenindustrie, Ernst Brückner, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag in Berlin: »Wenn wir uns unserer Angriffsflächen des Rauchens Jugendlicher durch eine solche Maßnahme entledigen können, ist uns das ein paar Milliarden Zigaretten durchaus wert.« Brückner machte klar, dass alle Zigarettenhersteller wegen ihres Images bereit wären, auf eine Teil ihres Absatz zu verzichten.
Der Zigarettenverband widersprach der Darstellung, dass Zigarettenwerbung auf Jugendliche ziele. Brückner räumte allerdings ein, dass mit der Werbung ein Lebensgefühl vermittelt wird, dass auch Jugendliche anspreche. »Dass wir versuchen, ein Lebensgefühl des Rauchers zu zeigen, der diese Verhaltensweise für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv zeigt, ist Teil des Werbeauftrages. Aber mit Sicherheit ist er nicht auf Jugendliche gezielt«, betonte Brückner. Seinen Angaben zufolge ist noch unklar, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Pläne der Bundesregierung für die Branche hätten.
Jan C. Schwartz, Reuters