Was Sie nachts im Bett tun, ist privat. Haben Sie jedoch Schlafprobleme oder stockt Ihnen während des Schlafs immer wieder der Atem, sollte jemand mal nach dem Rechten schauen. In den meisten Fällen hilft es, die Liebsten zu bitten, Ihren Schlummer ein wenig zu beobachten. Bei schweren Schlafstörungen sollten Sie sich aber in die Hände von Überwachungs-Profis begeben.
Wann Sie in ein Schlaflabor gehen sollten, kann Ihr behandelnder Arzt am besten entscheiden. Solche Labore werden von großen Kliniken betrieben. Schlafmediziner gehen dort mit einem großen Aufgebot an High-Tech zu Werke: Kameras, Mikrofone, Elektroden und Computer. Sie müssen dort nichts tun - außer schlafen.
Wenn Sie abends ankommen, wird Sie ein Facharzt empfangen und mit Ihnen über Ihr Problem sowie über Ihre weiteren Krankheiten sprechen. Dann bereitet eine Schwester Sie für die Nacht vor: Sie gehen ins Laborbett und werden verkabelt - mit allem, was die Medizingeräte-Technik zur Zeit zu bieten hat. Das ist völlig ungefährlich, tut nicht weh und stört auch nicht beim Schlaf. Der Kabelsalat ist notwendig, damit die Aufzeichnungsgeräte alles mitbekommen, was Sie während der Nacht tun.
Das EEG belauscht Ihre Nerven im Traum
Elektroden, die auf Ihren Kopf gelegt werden, messen, wie aktiv Ihr Gehirn ist. Das Nervengewitter leiten die Elektroden weiter an ein EEG (Elektro-Enzephalo-Gramm). Die Hirnkurven sind je nach Schlafphase unterschiedlich: Im Tiefschlaf zeigen sich zum Beispiel geruhsame Linien mit hohem Ausschlag, im Traumschlaf sehen die Hirnkurven fast so aus wie im Wachzustand. Anhand des EEGs können Fachleute erkennen, ob Sie in der Nacht regelmäßig von einem Schlafstadium ins andere gleiten und ob Sie genügend Zeit im Tiefschlaf verbringen. Aber keine Sorge: Die Ärzte können nicht sehen, was Sie träumen.
Möglicherweise klebt die Schwester auch Elektroden neben Ihre Augen. Sie zeichnen auf, ob sich Ihre Augäpfel während der REM-Schlafphase bewegen. REM steht für rapid eye movements, schnelle Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern. Sie sind typisch für die Schlafphase, in der das Hirn bunte Traumbilder erzeugt.
Elektroden registrieren, ob Ihr Kinn zittert oder Ihre Beine zappeln
Im Schlaflabor werden auch Ihre Muskeln überwacht: Elektroden an Kinn und Gliedmaßen leiten die Muskelimpulse weiter an ein EMG, ein Elektro-Myogramm. So können die Schlafmedizinerinnen sehen, ob sich Ihre Muskeln am Kinn zum Beispiel verkrampfen oder anspannen. Die Elektroden an Armen und Beinen zeigen, ob Sie während der Nacht herumzappeln oder vielleicht schlafwandeln möchten. Ob Ihr Herz im Schlaf Schwerarbeit leisten muss, zeichnet ein EKG (Elektro-Kardio-Gramm) auf: Die Elektroden auf Ihrem Brustkorb registrieren, ob das Organ Rhythmus-Störungen hat - das könnte Ihren Schlaf beeinträchtigen.
Damit den Ärzten wirklich nichts entgeht, filmt eine Infrarotkamera all Ihre Bewegungen. Sie registriert auch, wie oft Sie wach werden - denn die meisten Schläfer können sich an solche Wachphasen am nächsten Morgen kaum noch erinnern. Gurte an der Brust und Fühler in Nase und Mund messen, ob Sie gleichmäßig atmen.
Ein Mikrophon nimmt derweil alle Geräusche auf, die Sie während der Nacht machen, sei es Schnarchen oder Sprechen während des Traums. Ein Clip an einem Ihrer Finger analysiert mithilfe von Infrarot-Strahlen, wie viel Sauerstoff Ihr Blut in der Nacht transportiert. Stockte Ihnen während des Schlafs immer wieder der Atem, nähme die Sauerstoff-Sättigung des roten Lebenssaftes ab.
Das Ergebnis: Ein Wust an Papier, voll mit Kurven und Zahlen
All diese Informationen leiten Kabel weiter an einen Computer im Nebenzimmer. Dort sitzt ein Assistent, der Sie die ganze Zeit überwacht. Am nächsten Morgen werden sie aus dem Kabelwirrwarr befreit. Die Fachleute gehen nun ans Auswerten der Daten: Bis zu 800 Seiten mit Kurven und Zahlen gilt es anzuschauen und zu bewerten. Heraus kommt Ihr persönliches Schlafprofil: Es zeigt, was Ihnen den Schlaf raubt.
Nun müssen die Schlafmediziner nur noch herausfinden, was Ihnen am besten hilft. Die Therapie können die Ärzte gleich in der nächsten Nacht an Ihnen ausprobieren: Sie werden erneut verkabelt und dürfen nochmal im High-Tech-Schlafzimmer ruhen – wahrscheinlich werden Sie dann viel besser schlafen.
Nicole Simon