Zyklus-Apps sind beliebt. Die Programme sollen für ihre Anwenderinnen bestimmen, wann sie ihre fruchtbaren Tage haben oder wann die nächste Monatsblutung einsetzt. Die bekanntesten Anbieter kommen im Google Play Store oder App Store auf Millionen Downloads. Für Paare sind sie aus zwei ganz unterschiedlichen Gründen praktisch: Mit Unterstützung der Apps fällt es leichter, die Tage zu ermitteln, an denen ein Kind gezeugt werden kann. Oder eben die Tage, an denen Paare ohne Kinderwunsch zusätzlich verhüten sollten.
Doch wie zuverlässig arbeiten die Programme? Stiftung Warentest wollte das genauer wissen und hat 23 Zyklus-Apps unter die Lupe genommen, darunter 12 für das Betriebssystem Android und 11 für iOS. Die meisten Programme waren kostenlos.
Das Pokern mit den Durchschnittswerten
Das Urteil der Tester fällt ernüchternd aus: 18 Apps schneiden mangelhaft ab, weil sie den Zeitpunkt des Eisprungs und das Einsetzen der Periode rein mathematisch ermitteln. Dies geschehe "zum Teil Monate im Voraus", heißt es im Testbericht. Die Programme nutzen für ihre Berechnungen vorhandene Kalenderdaten aus früheren Zyklen der Frau oder sogar statistische Daten anderer Anwenderinnen. "Wer sich darauf verlässt, könnte eine lebensverändernde Überraschung erleben", erklärt Dr. Gunnar Schwan in der aktuellen Testausgabe. Der Grund: Der Zyklus einer Frau kann von Monat zu Monat unterschiedlich ausfallen. Bereits Prüfungsstress oder intensiver Sport können den Zeitpunkt der fruchtbaren Tage beeinflussen.
Testsieger mit erprobter Methode
Zuverlässiger arbeiten laut Stiftung Warentest Apps, die auf den Methoden der natürlichen Familienplanung basieren. Das bedeutet: Basaltemperatur-Messung und Zervixschleim-Beobachtung. Unter der Basaltemperatur versteht man die Körpertemperatur der Frau unmittelbar nach dem Aufwachen. Frauen messen die Temperatur jeden Morgen mit einem Thermometer. Um den Eisprung steigt die Temperatur leicht an, was Aufschluss über die fruchtbaren Tage geben kann. Zusätzlich prüft sie den Zervixschleim, der im Gebärmutterhals gebildet wird. Um den Eisprung ist dieser flüssig und klar.
Drei Apps im Test arbeiten mit beiden Methoden. Stiftung Warentest hat diese mit "gut" ausgezeichnet, darunter die Android-Apps "Lady Cycle" und "MyNFP" sowie die gleichnamige iOS-App. Die Methode, die den Programmen zugrunde liege, sei erprobt, heißt es seitens der Tester. Allerdings fehlten aussagekräftige Studien mit App-Nutzerinnen. Deswegen wurde die Bestnote "sehr gut" nicht vergeben.
Ein Mittelding sind Apps wie "Ovy" und "Natural Cycles": Sie berechnen die fruchtbaren Tage anhand von Kalenderdaten, und die Frau misst zusätzlich die Basaltemperatur. Den Prüfern ist diese Methode jedoch zu unsicher - beide Apps würden die fruchtbare Phase "zu ungenau" bestimmen. In beiden Fällen lautet das Testergebnis daher "Mangelhaft".
Sensible Daten übermittelt
Kritisch sieht Warentest, dass viele Apps unnötige private Informationen abfragen würden, etwa den echten Namen der Anwenderin, das Geburtsdatum und sonstige Angaben zur Gesundheit. Neun Programm im Test hatten sogar die Smartphone-Geräteidentifikationsnummer übertragen. Darüber dürften sich vor allem Werbekunden freuen. Sie können dann gezielt Werbung schalten, "die bei der Nutzerin fruchten soll", so Warentest.
Den vollständigen Test können Sie gegen Gebühr hier herunterladen.
