Ein weiträumiger Lockdown ist im Kampf gegen steigende Corona-Infektionszahlen am frühen Montagmorgen in den östlichen und südlichen Stadtteilen der 25 Millionen Einwohner zählenden chinesischen Hafenstadt Shanghai in Kraft getreten. Im östlichen Stadtbezirk Pudong, zu dem ein Finanzdistrikt und der internationale Flughafen von Shanghai gehören, sind die Menschen aufgerufen, ihre Wohnungen bis Freitag nicht zu verlassen. Die Ankündigung des Lockdowns war erst am Sonntagabend erfolgt und hatte zu Hamsterkäufen und langen Schlangen vor Supermärkten geführt.
Wegen der wirtschaftlichen Bedeutung von Shanghai hatte die Regierung dort einen Lockdown vermeiden wollen und zunächst nur in einigen Vierteln die Maßnahme verhängt. Nun soll es aber einen Zwei-Phasen-Lockdown mitsamt Massentests der Bevölkerung geben. Bis Freitag müssen die Bewohner in Pudong und angrenzenden Stadtteilen wie Fengxian, Jinshan, Chongming und Teilen von Minhang zu Hause bleiben und werden getestet. Danach tritt ein ähnlicher Lockdown im älteren Teil der Metropole westlich des Huangpu-Flusses in Kraft, wo bis Montag getestet wird. Infizierte werden in Einrichtungen isoliert.
Lockdown in Shanghai sorgt für Ärger und Unverständnis
Durch dieses Vorgehen solle die Übertragung des Coronavirus "so bald wie möglich" gestoppt werden, erklärten die Behörden. Wie sich der Lockdown auf den internationalen Flughafen und Shanghais wichtigen Hafen auswirkt, teilten sie nicht mit.
Der Lockdown in Shanghai war eine Überraschung, da am Vortag entsprechende Gerüchte noch dementiert worden waren. Die kurzfristige Ankündigung des Lockdowns stieß bei der Bevölkerung auf Ärger und Unverständnis. "Wir verstehen Shanghais Management und Kontrollmaßnahmen wirklich nicht", sagte ein 59-Jähriger, der vor einem Lebensmittelladen Schlange stand und seinen Namen nur mit Gao angab. "Nach so langer Zeit" habe die Stadt den Corona-Ausbruch "immer noch nicht unter Kontrolle gebracht und die Zahlen steigen".
Wohngebiete werden abgeriegelt, doch sollen Nahrungsmittel und andere Waren durch Kurierdienste weiter geliefert werden können, wenn sie kontaktlos übergeben werden können. Öffentliche Verkehrsmittel, Fähren und Taxis haben den Verkehr eingestellt.
Chinas Null-Covid-Strategie auf harte Probe gestellt
Am Sonntag wurden in Shanghai 50 lokale Erkrankungen und 3450 asymptomatische Infektionen entdeckt, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Landesweit wurden 1219 lokale Infektionen und 5134 asymptomatische Fälle gemeldet. Shanghai sowie die nordostchinesische Provinz Jilin sind die am schwersten betroffenen Regionen.
China verfolgt eine Null-Covid-Strategie, die mit der Ankunft der sich leichter verbreitenden Omikron-Variante seit Anfang des Jahres auf eine harte Probe gestellt wird. Bis dahin hatten die Behörden erfolgreich mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung und Quarantäne kleinere Ausbrüche bekämpft. Das Leben in China lief seit fast zwei Jahren weitgehend normal, doch hat sich das Land zum Ausland abgeschottet.
Die südchinesische Wirtschaftsmetropole Shenzhen meldete derweil Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie. Nachdem in der 17-Millionen-Einwohner-Stadt vor zwei Wochen ein strikter Lockdown in Kraft getreten war, sei am Montag im Wirtschaftsleben eine Rückkehr zur Normalität möglich, teilten die Behörden mit.