Die Kölner Ärztin Monika Hauser erhält wegen ihres Einsatzes für vergewaltigte Frauen in Kriegsgebieten den Alternativen Nobelpreise 2008. Wie die Right-Livelihood Stiftung in Stockholm am Mittwoch mitteilte, wird die 49-jährige Gynäkologin und Gründerin der Hilfsorganisation "Medica Mondiale" mit einem von vier Preisen ausgezeichnet.
Hauser wird von der Stockholmer Stiftung als Preisträgerin aus Deutschland eingestuft, obwohl sie wegen ihrer Eltern aus Südtirol italienische Staatsbürgerin ist. Die in der Schweiz geborene Gynäkologin lebt seit 25 Jahren in Deutschland. 1992 las sie von gezielten Massenvergewaltigungen in Bosnien als bewusst eingesetzte Kriegsstrategie, ein Jahr später begann sie in der bosnischen Stadt Zenica mit dem Aufbau eines Therapiezentrums. "Mich haben damals die Medienberichte mit ihren teils genauen Details über die Art der Vergewaltigungen sehr wütend gemacht. Ich wollte diesen Frauen ganz konkret helfen", sagte die Mutter eines zwölfjährigen Kindes über den Start zu ihrer Arbeit.
Hauser wurde schnell bekannt und erhielt viele Preise. 1993 kürten die ARD-Tagesthemen sie zur "Frau des Jahres", später auch zur "Frau des Jahres in Europa". Als der damalige Bundespräsident Roman Herzog ihr 1996 das Bundesverdienstkreuz verleihen wollte, lehnte die Ärztin ab. Sie protestierte damit gegen den Beschluss der Innenminister, bosnische Flüchtlinge notfalls mit Gewalt in ihre Heimat zurückzuführen.
Streitbare Grundhaltung
Auch zehn Jahre später hat die Medizinerin nichts von ihrer streitbaren Grundhaltung verloren. Sexualisierte Kriegsgewalt gegen Frauen hält sie nicht nur für ein Problem in fernen Ländern und fremden Kulturen. Auch deutsche und EU-Politiker zeigten "nicht unbedingt gesteigertes Interesse", wenn es um Frauen als Kriegsopfer gehe. Hauser prangert deutsche Soldaten im Auslandseinsatz an, wenn sie in den jeweiligen Ländern Zwangsprostituierte aufsuchen. "Man muss mit schon eine hohe Frustrationstoleranz haben, wenn man mit einem feministischen Ansatz arbeitet", meinte sie über die Reaktionen.
Die Anderen alternativen Nobelpreise gehen in diesem Jahr an die somalische Frauenrechtlerin Asha Hagi, die US-Journalistin Amy Goodman und das indische Ehepaar Jagannathan. Die Auszeichnungen sind mit insgesamt zwei Millionen Kronen (205.000 Euro) dotiert.
In der Vergangenheit waren bislang erst vier Deutsche mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. 1982 erhielt die 1992 gestorbene Grünen-Politikerin Petra Kelly eine Auszeichnung wegen ihres Einsatzes für Ökologie, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte. 1987 wurde der Physiker Hans-Peter Dürr wegen seines Kampfes gegen atomare Aufrüstung geehrt.
Zehn Jahre später erhielt der Greifswalder Biologe Michael Succow einen Preis für seinen Kampf um die Erhaltung der Umwelt. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer wurde 1999 wegen seines Einsatzes zur Verbreitung der Solarenergie ausgezeichnet.