Für ihren Umgang mit der Katastrophe in Japan wurde die EU in den vergangen Tagen deutlich kritisiert. Während in Europa die Angst vor verstrahlten Lebensmitteln aus Fukushima wächst, hatte die Brüsseler Behörde die Grenzwerte für aus Japan importierte strahlende Produkte geschwächt. Hintergrund war eine sogenannte schlafende Verordnung, welche die EU aus dem Hut gezaubert hatte. Diese enthält deutlich höhere Cäsium-Strahlengrenzwerte, die nun für Produkte aus Japan gelten. Bei den Verbrauchern hatte diese Aktion für Unmut gesorgt.
Nun reagieren das Verbraucherschutz- und das Umweltministerium. Sie wollen sich für eine Vereinheitlichung der Grenzwerte einsetzen. Hintergrund sei die Kritik an einer Anhebung der Grenzwerte, die die EU am Wochenende mit Inkrafttreten einer entsprechenden Schubladenverordnung vorgenommen hatte, sagte der Sprecher von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), Holger Eichele, der "Berliner Zeitung".
Orientierung an den niedrigen Grenzwerten
Das Ministerium will dem Bericht zufolge auf eine Harmonisierung der Grenzwerte hinwirken und auf europaweit einheitliche Höchstmengen dringen. Dabei sei bei allen in Frage kommenden Stoffen eine Orientierung an den derzeit niedrigsten Grenzwerten vorgesehen.
Die EU-Kommission hatte Vorwürfe zurückgewiesen, sie habe angesichts der Atomkatastrophe in der japanischen Anlage Fukushima die Grenzwerte für aus dem Land importierte Lebensmittel hochgesetzt. Sie argumentiert, die Kontrollen seien im Gegenteil sogar verschärft worden. Die Organisation Foodwatch spricht hingegen von einem "Formulierungstrick", es seien sehr wohl andere Grenzwerte als vor den Atomstörfällen in Japan in Kraft.
Grünen-Parteichefin Claudia Roth kritisierte im "Hamburger Abendblatt" die Strahlenkontrollen der EU. "Es ist ein absoluter Skandal, dass man hinter dem Rücken der Verbraucher eine alte Strahlenverordnung aus Tschernobylzeiten aus der Schublade holt und danach die zulässigen Belastungs-Grenzwerte für Lebensmittel erhöht." Eine Verstrahlung durch Plutonium werde zudem überhaupt nicht gemessen, dabei sei Plutonium das gefährlichste Gift für Mensch und Umwelt. Roth forderte Aigner auf, die Verbraucher in Deutschland besser zu schützen.