Die USA werden nach Einschätzung von US-Präsident Donald Trump voraussichtlich bis Jahresende über einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus verfügen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir am Ende des Jahres, bis Ende des Jahres einen Impfstoff haben", sagte Trump in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Fox News. Trump räumte ein, dass Experten seine Einschätzung in Zweifel ziehen könnten. "Die Ärzte werden sagen: 'Das sollten Sie nicht sagen'", vermutete der US-Präsident. Er spreche aber aus, was er denke. Seiner Einschätzung nach seien einige Firmen "sehr nah" an einem Erfolg.
Wenn nicht die USA als erstes Land einen Impfstoff entwickelten, sondern ein anderes Land, sei ihm das auch recht, sagte Trump. Dann werde er vor diesem Land seinen "Hut ziehen". "Es ist mir egal, ich möchte nur einen Impfstoff bekommen, der funktioniert", fügte der Präsident hinzu. Auf die Risiken der Tests eines potenziellen Impfstoffs an Menschen angesprochen, sagte Trump, es gebe dafür Freiwillige. Diese wüssten, "worauf sie sich einlassen".
Der US-Präsident war zuletzt häufiger mit eigenwilligen Vorschlägen zur Bekämpfung der Coronakrise aufgefallen. In der vergangenen Woche spekulierte Trump beispielsweise, ob nicht starkes Licht oder das direkte Spritzen von Bleich- oder Desinfektionsmittel in den Körper eine gute Coronavirus-Therapie sein könnte. Experten waren entsetzt, weil eine Injektion oder das Schlucken von Bleich- und Desinfektionsmitteln lebensgefährlich sein kann.

Spahn vertritt bei Impfstoff andere Meinung als Trump
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist bei der Beurteilung der Erfolgsaussichten einer Impfstoffentwicklung deutlich skeptischer als der US-Präsident. Seiner Meinung nach könne es womöglich noch Jahre dauern, bis ein solcher Impfstoff zur Verfügung steht. Es gebe viel versprechende Ansätze, aber die Entwicklung von Impfstoffen sei "das Herausfordernste, mit das Schwierigste, das es gibt in der Medizin", sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend im ARD-"Bericht aus Berlin". "Ich freue mich, wenn es in wenigen Monaten gelänge." Aber man müsse auch realistisch bleiben: "Es kann auch Jahre dauern, weil es natürlich auch Rückschläge geben kann, das haben wir bei anderen Impfstoffen gesehen."

Die Weltgesundheitsorganistaion (WHO) und große Pharmafirmen schätzen, dass die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs bis zur Marktreife mindestens zwölf bis 18 Monate dauert. Ein Impfstoff gilt als einziges sicheres Mittel, um die wegen der Pandemie in aller Welt verfügten Einschränkungen des öffentlichen Lebens dauerhaft und vollständig aufheben zu können. Mit einigen wenigen Präparaten laufen bereits klinische Tests. Die EU-Kommission organisiert am heutigen Montag eine internationale Geberkonferenz für die Entwicklung eines Impfstoffs und andere Mittel gegen die Corona-Pandemie.