Es gibt wenig, was Franka Potente bereut, wenn sie an den Dreh des Kinoklassikers "Lola Rennt" zurückdenkt. Aber die Haare gehören dazu. Achtmal mussten sie gebleicht werden, um das berüchtigte Lola-Rot anzunehmen, erzählte Potente dem Magazin "Variety". "Sie fanden diese rote Haarfarbe aus London und ich durfte meine Haare während der Produktion nicht waschen, weil es die Kontinuität gestört hätte." Heute würde sie das nicht noch einmal machen.
Zum 25-jährigen Jubiläum des internationalen Filmstarts von "Lola Rennt" kommt der Film erneut in die Kinos. Die Geschichte: Lola und ihr Freund Manni, gespielt von Moritz Bleibtreu, müssen innerhalb von 20 Minuten 100.000 Mark auftreiben, um Mannis Leben zu retten. Handgefilmte Actionszenen, Animationen und schwarz-weiß-Fotos machen die spezielle, bis heute oft nachgeahmte Ästhetik des Streifens aus.
Franka Potente: "Dieses Level an weiblicher Wut"
Die feministische Actionheldin war 1999 ein Kassenschlager. "Dieses Level an weiblicher Wut habe ich gerne gespielt", sagt Potente heute. Eigentlich war "Lola Rennt" nur ein Indiefilm mit kleinem Budget, doch er wurde der erste internationale deutsche Kinoerfolg. Deutsche Produktionen galten im Ausland als Kassengift. Doch Lola spielte sieben Millionen Dollar allein in den USA ein – und gewann auf dem Sundance-Festival die Auszeichnung als bester ausländischer Film.
Viel gerannt wurde während der Dreharbeiten tatsächlich. "Ich hatte mich darauf gar nicht wirklich vorbereitet", sagt Potente heute. Obwohl sie damals zwei Schachteln am Tag rauchte, habe sie den Marathon während der vielen Takes und langen Drehtage gut gemeistert. "Ich wurde von dieser ganzen Energie mitgerissen." Noch dazu sei am Set keine Zeit gewesen, die "Doc Martens", die Lola in vielen Szenen trägt, gegen Turnschuhe auszutauschen. "In denen zu rennen hat die doppelte Energie gekostet", so Potente.
Zitiert in Musikvideos und bei den Simpsons
Nach dem Welterfolg rannte die Figur Lola immer weiter und weiter, wurde zu einer Ikone der Popkultur: Durch ein Musikvideo der Band Bon Jovi, eine Folge der Kinderserie "Phineas und Ferb" und die Show "Die Simpsons". Für Regisseur Tom Tykwer lieferten "Die Simpsons" die beste Adaption. "Es war lustig, denn niemand hat uns vorher gefragt". Plötzlich habe er die Folge im Fernsehen gesehen und sich sehr gefreut. "Das war wahrscheinlich besser als jeder Preis, den wir jemals hätten bekommen können", sagte er der Nachrichtenagentur Associated Press (AP).
In den beiden Jahren nach dem Kinostart fühlte sich Hauptdarstellerin Potente wie ein Rockstar. Irgendwann habe sie sogar aufgehört, die vielen Preise abzuholen, die der Film gewann. "Als wir einen MTV-Award bekamen, dachte ich: Das war's. Ich konnte einfach nicht. Ich blieb einfach auf der Couch liegen."

"Lola Rennt" ist ein unvollkommener Film
Normalerweise schaue Regisseur Tykwer seine eigenen Filme nicht noch einmal an. Diesmal hat er eine Ausnahme gemacht und für die neue Kinoversion sogar ein paar kleine Änderungen vorgenommen, die ihn über die Jahre gestört hatten. "Er ist jetzt die makellose Version eines immer noch wunderbar unvollkommenen Films", erzählt er AP.
Tykwer drehte später die erfolgreiche Serie "Babylon Berlin" und gerade den Film "Das Licht", ein Drama mit Lars Eidinger, das im Herbst 2024 in die Kinos kommen soll. Franka Potente war zuletzt in der vierten Staffel der erfolgreichen DC-Serie "Titans" zu sehen.