Lyrikerin "Lasst uns nicht zu dem zurückkehren, was normal war": Amanda Gorman veröffentlicht bewegendes Gedicht

Amanda Gorman
Lyrikerin Amanda Gorman bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden im Januar 2021
© Patrick Semansky/AP / DPA
Lyrikerin Amanda Gorman schreibt den USA und dem Rest der Welt zum Jahreswechsel ein Gedicht ins Stammbuch. Der bewegende Text handelt von den Schwierigkeiten des zu Ende gehenden Jahres und einer besseren Zukunft.

Eines der ersten politischen Großereignisse 2021 machte Amanda Gorman berühmt. Bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden im Januar trug die Lyrikerin ihr Gedicht "The Hill We Climb" vor, in dem sie der Zerrissenheit der Nation, aber auch der Hoffnung auf einen gemeinsamen Neuanfang Ausdruck verlieh. Damit bewegte Gorman nicht nur viele US-Amerikaner, sondern Menschen auf der ganzen Welt.

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Zum Jahreswechsel meldet sich Gorman, die im Dezember ihren Gedichtband "Call Us What We Carry" veröffentlicht hat, erneut zu Wort. In einem Video auf Instagram rezitiert sie ein neues, eigenes Gedicht mit dem Titel "New Day‘s Lyric". Darin knüpft die 23-Jährige an "The Hill We Climb" an: Sie nimmt die Herausforderungen, mit denen die US-amerikanische Gesellschaft in diesem Jahr zu kämpfen hatte, auf, entwirft aber gleichzeitig eine Zukunftsvision des Zusammenhalts und der Versöhnung.

Amanda Gorman: "Was verflucht war, werden wir heilen"

Das Gedicht ist fünf Strophen und insgesamt 48 Zeilen lang. Darin heißt es frei übersetzt unter anderem: "Lasst uns nicht zu dem zurückkehren, was normal war, sondern lasst uns nach dem greifen, was vor uns liegt." "Egal, wie niedergedrückt wir sind, wir müssen immer einen Weg nach vorne ebnen", fordert Gorman. Und sie verspricht: "Was verflucht war, werden wir heilen."

Der Nachrichtenagentur AP sagte Gorman, "das Chaos und die Instabilität" des Jahres 2021 seien der Grund gewesen, warum sie nicht "wieder zur Tagesordnung" übergehen wolle. Stattdessen wolle sie dafür kämpfen, diese Missstände zu überwinden. Das Gedicht solle "die Schwierigkeiten, Verletzungen, Hoffnung und Heilung aus 2021 würdigen und ebenso dem Potenzial von 2022 lauschen".

Amanda Gorman: Junge Lyrikerin von Biden-Amtseinführung wird gefeiert (Video)
Amanda Gorman: Junge Lyrikerin von Biden-Amtseinführung wird gefeiert (Video).
© AFP
Bidens Amtseinführung: Junge Lyrikerin wird für Gänsehaut-Rede gefeiert

"Dies ist ein so einzigartiges Neujahr, denn auch wenn wir auf die Zukunft trinken, werden unsere Köpfe immer noch niedergebeugt sein von dem, was wir verloren haben", sagte Gorman der AP mit Blick auf den Jahreswechsel. "Ich glaube, eines der wichtigsten Dinge, an die uns das neue Jahr erinnert, ist das alte Sprichwort: Das wird auch vorübergehen. Man kann denselben Tag nicht zwei Mal erleben, das heißt, jeder Morgen ist ein neuer und jedes Jahr eine Gelegenheit, ins Licht zu treten."

Lesen Sie hier Amanda Gormans Gedicht "New Day's Lyric" im Wortlaut:

May this be the day
We come together.
Mourning, we come to mend,
Withered, we come to weather,
Torn, we come to tend,
Battered, we come to better.
Tethered by this year of yearning,
We are learning
That though we weren’t ready for this,
We have been readied by it.
We steadily vow that no matter
How we are weighed down,
We must always pave a way forward.

This hope is our door, our portal.
Even if we never get back to normal,
Someday we can venture beyond it,
To leave the known and take the first steps.
So let us not return to what was normal,
But reach toward what is next.

What was cursed, we will cure.
What was plagued, we will prove pure.
Where we tend to argue, we will try to agree,
Those fortunes we forswore, now the future we foresee,
Where we weren’t aware, we’re now awake;
Those moments we missed
Are now these moments we make,
The moments we meet,
And our hearts, once all together beaten,
Now all together beat.

Come, look up with kindness yet,
For even solace can be sourced from sorrow.
We remember, not just for the sake of yesterday,
But to take on tomorrow.

We heed this old spirit, In a new day’s lyric,
In our hearts, we hear it:
For auld lang syne, my dear,
For auld lang syne.
Be bold, sang Time this year,
Be bold, sang Time,
For when you honor yesterday,
Tomorrow ye will find.
Know what we’ve fought
Need not be forgot nor for none.
It defines us, binds us as one,
Come over, join this day just begun.
For wherever we come together,
We will forever overcome.

epp

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