DER REGISSEUR »Tolkien wäre zufrieden«

Der Neuseeländer Peter Jackson über seinen Mammutetat, Eskapismus und die Erfüllung eines alten Traums.

Stimmt es, dass man Ihnen am Set den Spitznamen »Hobbit« gegeben hat?

Ja, weil ich mich den Hobbits verwandt fühle. Sie lieben ein opulentes Abendessen. Und sie misstrauen der Außenwelt und reisen nicht gern.

Sie haben in Ihrer Heimat Neuseeland gedreht. Weil Sie nicht gern reisen?

Auch. Aber Neuseeland war perfekt, weil es etwas von einer sechs- oder siebentausend Jahre alten europäischen Landschaft hat - wie Tolkiens Mittelerde.

Sie haben alle drei Teile in 15 Monaten am Stück gedreht und 300 Millionen Dollar ausgegeben. Hatten Sie keinen Bammel vor so einem Riesenprojekt?

Vielleicht war auch ein bisschen Angst dabei. Aber ich liebe das Filmemachen einfach zu sehr, ich liebe Special Effects, ich liebe Fantasy. Der »Herr der Ringe« ist für mich die Erfüllung. Egal, was ich in Zukunft machen werde, nichts wird daran heranreichen, mehr als ein Jahr lang ununterbrochen zu drehen, gleich drei Filme hintereinander. Das hat keiner vorher gewagt.

Wie dicht sind Sie bei der Verfilmung am Buch geblieben?

Man kann so einen Brocken nicht eins zu eins auf die Leinwand übertragen. Man muss ändern und kürzen. Aber wenn Sie »Der Herr der Ringe« vor fünf oder zehn Jahren gelesen haben und sich gern an bestimmte Momente erinnern, dann bekommen Sie von mir genau das, was Sie erwartet haben.

Was würde Tolkien zu Ihrem Film sagen?

Vordergründig ist es die Geschichte eines Rings, aber es ging Tolkien auch um Themen wie Gut gegen Böse, Freundschaft, Opferbereitschaft, die Zerstörung der Natur durch die Industrie, das sinnlose Abholzen von Wäldern. Ich glaube, Tolkien wäre mit unserer Arbeit zufrieden.

Anders als in unserer chaotischen Welt herrscht in Mittelerde Ordnung, Gut und Böse sind klar voneinander getrennt. Mit Realität hat das nichts zu tun.

Stimmt. Man fühlt sich besser, wenn Dinge klar unterscheidbar sind. Diesen Eskapismus lieben die Leser an Büchern wie »Der Herr der Ringe«, an Fantasy überhaupt. Und das gilt auch fürs Kino. Für zwei Stunden glaube ich fest an diese Welt. Bis die Lichter wieder angehen und ich in die Realität zurückkehre.

Interview: Anke Kapels