Seit Jahrhunderten reist das Nomadenvolk der Irish Traveller durch die westlich von England gelegene Republik, eine ethnische Minderheit, die in ihrer traditionellen Kultur nicht das geschriebene Wort nutzte. Am Rande der Gesellschaft, von dieser verachtet und nicht integriert, leben die Menschen in Wohnwagen oder einfachen Häusern. 2014 besuchte die US-amerikanische Fotografin Jamie Johnson sie zum ersten Mal und fünf Jahre lang immer wieder, sie war fasziniert von ihrem Leben und ihrer Lebensart. Insbesondere der Nachwuchs dieses besonderen Volks hat Johnson begeistert, Kinder sind ohnehin ihr liebstes Motiv.

Der Kehrer-Verlag hat die Aufnahmen von Jamie Johnson in einem wunderschönen Bildband veröffentlicht, der am 28. Juli 2020 erscheint. In 85 Duplexabbildungen blicken dem Betrachter Kinder entgegen, die ganz anders aufwachsen als andere. Sie führen ein einfaches, aber offensichtlich sehr glückliches Leben, wachsen mit Tieren in einer Art Großfamilie auf und besitzen ein starkes Selbstbewusstsein – trotz der Vorurteile und Verachtung, die ihnen von der irischen Gesellschaft entgegenschlagen. "Die Menschen mögen es nicht, wenn wir in ihrer Nähe wohnen", zitiert das Buch eines der Kinder.
Die Jungen und Mädchen sind stolz auf ihre Kultur und Traditionen. Sie gehen zur Schule und leben ansonsten den ganzen Tag draußen. "Wir sitzen nicht an Computern oder spielen den ganzen Tag Videospiele; wir rennen immer herum", beschreibt ein Kind seinen Alltag, der in mancher Hinsicht an eine Kindheit aus vergangenen Jahrhunderten erinnert. Ihre Art zu leben, hat sie widerstandsfähig gemacht. "In der Schule werde ich manchmal gemobbt", erzählt ein Junge. "Das ist in Ordnung, zu Hause werde ich auch gemobbt, also, was soll's?"
Gelassenheit und Selbstsicherheit strahlen alle Kinder aus, die Jamie Johnson fotografiert hat. Auch wenn sie gerade eine Zigarette rauchen.