Matthias Schmidt ist Kulturredakteur beim stern und hat drei Söhne zum Abitur getrieben. Ohne die passende Nervennahrung und Gutenachtlektüre wäre das nicht möglich gewesen, zumindest nicht so erfüllend. Sein persönliches Highlight: ein Hausbesuch in London bei Axel Scheffler, dem Zeichner des "Grüffelo".

Peggy Rathmann: "Noch zehn Minuten, dann ab ins Bett", Gerstenberg, 48 Seiten, 12,95 Euro, ab 3 Jahre
Eltern kennen die Situation bestens. Kurz vor der Schlafenszeit bekommen die Sprösslinge einen Energieschub und müssen noch ganz dringend Aufgaben erledigen, Sachen suchen, schnell duschen und so weiter. Die US-Grafikerin Peggy Rathmann treibt das in ihrem famosen Wimmelbilderbuch mit einem irren Countdown auf die Spitze. Wenige Minuten vor der endgültigen Bettruhe fällt eine ganze Horde an Hamstern mit Bussen und Wohnwagen in die Wohnung ein und veranstaltet ein Spektakel inklusive Vollbad, das selbst Kinder irgendwann erschöpft. Noch zwei Minuten, dann ab ins Bett, noch eine, ist dann fast eine Erlösung.

Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch: "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat", Peter Hammer Verlag, 24 Seiten, 15 Euro, ab 2 Jahre
Witze mit Pipi und Kacka gehen immer. Ein etwas kurzsichtiger Maulwurf taucht auf aus seinem Bau und kriegt prompt eine Wurst ab. Wer wagt es? Tauben, Pferde und andere Tiere später wissen er und wir mehr. Der Wuppertaler Wolf Erlbruch hat noch viele andere Werke, auch für Erwachsene, mit feinem Strich veredelt. Ein kleines Wunder von einem Buch, kein Scheiß.

Sven Nordqvist: "Pettersson und Findus – Ein Feuerwerk für den Fuchs", Oetinger, 32 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahre
Seit der schwedische Autor und Illustrator Mitte der 80er-Jahre den Tüftler Pettersson und dessen sprechenden Kater Findus erfunden hat, hätten wir alle gern solch einen kauzigen Opa mit Haustier auf dem Land. In einem ihrer charmantesten Abenteuer überlisten sie einen Fuchs, der den Hühnern an die Gurgel will.
Die Bücher unseres Lebens
Noch mehr Lesestoff finden Sie im Bücher-Spezial des stern. Redakteurinnen und Redakteure haben ihre Top-Empfehlungen zusammengestellt. Außerdem können Sie auf der Sonderseite Interviews mit Schriftstellerinnen und Literaten wie Caroline Wahl, Dan Brown oder Ken Follett entdecken.

Emmanuel Guibert und Marc Boutavant: "Ariol: Ein kleiner Esel wie du und ich", Reprodukt, 128 Seiten, 15 Euro, ab 6 Jahre
Der Held des französischen Kinder-Comics ist ein schulpflichtiger Esel mit Brille, befreundet mit einem Schwein und verliebt in eine Kuh. Was im Falle der Freundschafts- und Familiengeschichten keine Schimpfwörter sind, sondern tierische Realität, die immer wieder menschlich berührt. Demnächst erscheint Band 19.

Janosch: "Oh, wie schön ist Panama", Beltz & Gelberg, 48 Seiten, 13,95 Euro, ab 5 Jahre
Ein Land, das nach Bananen riecht? Dafür verlassen ein Bär, ein Tiger und eine Tigerente ihr Heim und suchen das Glück in der Ferne, die näher liegt, als sie denken. Der Klassiker von Horst Eckert alias Janosch macht schon seit den 70er-Jahren süchtig.

Helme Heine: "Freunde", Beltz & Gelberg, 32 Seiten, 13,95 Euro, ab 4 Jahre
Nicht Hund, Katze, Maus, sondern Hahn Franz, Schwein Waldemar und Maus Johnny sind die Hauptdarsteller einer Freundesgeschichte mit Bootsfahrt und Fahrradtour. Dahinter steckt der Berliner Multi-Künstler Helme Heine, der so poetisch vom Zusammenhalten erzählt, dass er damit mehr als eine Million Bücher verkauft hat.

Maurice Sendak: "Wo die wilden Kerle wohnen", Diogenes, 40 Seiten, 20 Euro, ab 4 Jahre
Ein Neunjähriger dreht durch und muss ohne Essen (und ohne Vorwarnzeit) ab ins Bett. Gut, dass es eine Parallelwelt gibt, in der Wut und Schrecken als Tugenden gelten und Monster einen Gleichgesinnten zum König ernennen. Der Bestseller des New Yorker Autors und Illustrators Maurice Sendak wurde von Spike Jonze erfolgreich verfilmt und nimmt die Sorgen und Ängste von Kindern so ernst wie nötig, ohne dabei zu moralisieren.

Leo Lionni: "Das kleine Blau und das kleine Gelb", Oetinger, 48 Seiten, 10 Euro, ab 4 Jahre
"Einführung in die Farbenlehre", "Förderung der sozialen Werte", "metaphorische Darstellung der Wertschätzung von Vielfalt", "innovatives Buchdesign": Man könnte den Klassiker des in Amsterdam geborenen Grafikers und Malers Leo Lionni ausgiebig analysieren. Oder sich einfach daran erfreuen, wie er mit wenigen Schnipseln und farbigen Klecksen eine eigene Welt auf Papier erschafft, in der ein blaues und ein gelbes Kind sich so gut verstehen, dass die Erwachsenen unruhig werden und etwas Neues entsteht. Lionni gilt auch als Entdecker und Förderer von Eric Carle, der später selbst unsterblich wurde – mit der "kleinen Raupe Nimmersatt".

Axel Scheffler und Julia Donaldson: "Der Grüffelo", Beltz & Gelberg, 30 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahre
Und noch ein liebenswertes Monster mit Hörnern. Was sich der Hamburger Illustrator Axel Scheffler und die Londoner Autorin Julia Donaldson vor 26 Jahren ausgedacht haben, um eine Maus zu verwirren, hat die Welt erobert, unter anderem auf Briefmarken und im Fernsehen. Inzwischen gibt es sogar ein Grüffelokind.

Nadia Budde: "Trauriger Tiger toastet Tomaten", Peter Hammer Verlag, 48 Seiten, 15 Euro, ab 5 Jahre
Lesen zu lernen, kann anfangs mühselig sein. Oder einfach nur herrlicher Quatsch. Die Berliner Zeichnerin und Autorin Nadia Budde reimt gern mit der Brechstange und hat eine Leidenschaft für Zungenbrecher. Ihr Ausflug in die Welt der Buchstaben und Alliterationen macht so viel Freude, dass man ihr ABC-Buch als Pflichtlektüre in der Vorschule einführen sollte. Für alle anderen bleibt die Erkenntnis: "Kahle Katzen können mit Kämmen kämpfen, kurze Katzen können krumme Katzen kratzen."
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