Reaktion nach Antisemitismus-Kritik "Marke Echo stark beschädigt" - Die Begründung der Chefs für das Echo-Aus im Wortlaut

Netzreaktionen zum Echo-Aus
Das sagt das Netz zum Echo-Aus
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Der Musikpreis Echo wird in seiner derzeitigen Form abgeschafft.

Der Antisemitismus-Skandal um die Rapper Kollegah und Farid Bang habe die Marke des Echos zu stark beschädigt.

Deswegen sei ein "vollständiger Neuanfang" nötig, teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) mit.

Das sagt das Netz zum Echo-Aus.

Der Echo wurde seit 1992 jährlich an nationale und internationale Persönlichkeiten aus der Musikbranche vergeben.
 
Den Musikpreis Echo wird es in Zukunft - in dieser Form - nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) mit. Er reagierte damit auf die Antisemitismus-Kontroverse um die Rapper Kollegah und Farid Bang. Lesen Sie hier die Begründung des BVMI zum Echo-Aus.

Der Musikpreis Echo wird in seiner derzeitigen Form abgeschafft. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI), der den Preis ausrichtet, in Berlin mit. Auf einer außerordentlichen Sitzung habe sein Vorstand am Dienstagabend beschlossen, einen "vollständigen Neuanfang" herbeizuführen und einen neuen Preis ins Leben zu rufen. Er reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an ein als antisemitisch kritisiertes Rap-Album von Farid Bang und Kollegah.

Unter der Überschrift "Neuanfang für den deutschen Musikpreis" hat der BVMI ein schriftliches Statement verfasst, indem das Ende des Echo sowie Zukunftspläne angedeutet werden: "Er (der BVMI-Vorstand, Anm. d. Red.) wird die drei Preise in eine eigene Struktur überführen". Der stern dokumentiert die vollständige Begründung des BVMI-Worstands im Wortlaut:

So begründet der BVMI das Echo-Aus

"Den ECHO wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie gestern in einer außerordentlichen Sitzung in Berlin beschlossen. Der ECHO sei viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen. Auch steht für den Vorstand außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen ECHO herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.

Die Marke ECHO sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, der auch eine Neuaufstellung bei ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ nach sich ziehe. In dieser Überzeugung nennt der Vorstand bereits erste konkrete Schritte: Er wird die drei Preise in eine eigene Struktur überführen. Im Zuge dessen werden auch die bisher involvierten Gremien ihre Tätigkeit einstellen. Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe werden dabei vollständig verändert. Wie beim ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ, die von Anfang an reine Jury-Preise waren, soll beim neuen Musikpreis auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken.

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Für die Konkretisierung der Änderungen wird sich der Vorstand die erforderliche Zeit nehmen. Mit dem erklärten Ziel, den neuen Preis im Sinne aller Künstler sowie der gesamten Branche zu gestalten, soll es im Juni einen Workshop geben, um möglichst viele Ideen und Erwartungen aus der Branche beim Prozess der Neugestaltung einzubeziehen. Gleichzeitig ist der BVMI bereits an Institutionen herangetreten, um die gesellschaftlich notwendige Debatte über die Kunstfreiheit und ihre Grenzen mitzugestalten. Ausführliche Informationen zu den Verleihungen in den Bereichen Jazz und Klassik folgen in Kürze. Die Jazz-Preise werden am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis ohne TV-Inszenierung verliehen. Im Fokus stehen die Künstlerinnen und Künstler und ihre Musik."

fs/Mit Material der DPA

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