"Es gibt sehr wenige Leute bei Amazon, die an diese Anfragen kommen können. Es geht, aber sehr eingeschränkt, man muss jede Menge Genehmigungen einholen" - das erklärte Amazons Echo-Chef Dave Limp letzten Dezember im stern-Interview auf die Frage, wer beim Echo mitlauschen darf. In einem aktuellen Bericht von "Bloomberg" ist diese Zahl nun deutlich höher angegeben: 7000 Amazon-Mitarbeiter haben demnach Zugriff auf die Audio-Aufnahmen der Nutzer. Den großen Lauschgriff bedeutet das aber trotzdem nicht.
Denn Amazons lauschende Mitarbeiter sollen nicht die tiefsten Geheimnisse ihrer Nutzer herausfinden - sondern schlicht Alexas Spracherkennung verbessern. Dazu hören die quer über die Welt verteilten Teams bis zu 1000 Sprachclips am Tag an, notieren was gesagt wurde und vergleichen es mit der von der künstlichen Intelligenz erkannten Aussage, berichtet "Bloomberg" unter Berufung auf neun der Amazon-Mitarbeiter.
Audio-Clips im Amazon-Chat
In der Regel sind die Aufzeichungen demnach ziemlich langweilig, die meisten Nutzer fragen Alexa ohnehin nur nach der Uhrzeit oder dem Wetter oder wollen Musik spielen, zeigte eine Studie letztes Jahr. Manchmal seien aber auch amüsante Aufzeichnungen, wie spielende Kinder oder eine schief singende Frau in der Dusche dabei, so der Bericht. Kaum verständliche oder besonders unterhaltsame Audio-Clips werden von den Mitarbeitern demnach in einem Chat geteilt.
Und dann gibt es noch die krassen Fälle. Zwei der Mitarbeiter berichteten "Bloomberg", sie hätten Aufzeichnungen von sexuellen Übergriffen anhören müssen. Als die Mitarbeiter fragten, wie sie weiter vorgehen sollten, hätte der Konzern ihnen erklärt, es sei nicht ihre Aufgabe, etwas zu unternehmen. Um die Situation emotional verarbeiten zu können, dürften sie die Aufzeichnungen aber mit anderen Mitarbeitern teilen.
Pseudonymisierte Privatsphäre
Ein Grund für das zunächst merkwürdige Vorgehen dürfte sein, dass die Mitarbeiter laut Amazon keinerlei Möglichkeit haben sollen, die Kunden am anderen Ende zu identifizieren. Sämtliche der Test-Aufnahmen werden willkürlich ausgewählt, die Mitarbeiter erhalten keinerlei Hinweise, wem sie da gerade zuhören, solange in der Aufnahme selbst nichts dazu gesagt wird. So will Amazon die Privatsphäre der Nutzer schützen. Apple geht bei Siri ähnlich vor. Nach Angaben von Bloomberg bekommen die Amazon-Zuhörer allerdings die Account-Nummer, den Vornamen und die Geräte-ID genannt.
Ein voller Zugriff auf sämtliche gespeicherten Aufzeichnungen ist laut Dave Limp zwar möglich, dazu müssten aber besondere Genehmigungen eingeholt werden, versicherte er dem stern. Etwa, wenn ein Gerichtsbeschluss vorläge. Zudem lauscht Amazon Echo nicht immer, erst das Codewort "Alexa" startet die Aufzeichnung, nur was danach gesagt wird, landet auch auf Amazons Servern. Dort wird es allerdings dauerhaft gespeichert. Wie Sie Ihre Aufzeichnungen finden, anhören und löschen können, verrät dieser Text.
Quelle:Bloomberg
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