Die 57. internationalen Filmfestspiele in Cannes sind am Mittwochabend glanzvoll eröffnet worden. Tausende von Schaulustigen, Fotografen und Sicherheitskräfte verfolgten die Ankunft der Filmprominenz vor dem Festivalpalast. Im Hauptwettbewerb um die Goldene Palme, die am 22. Mai vergeben wird, stehen 18 Filme. Im Rennen um den begehrten Preis ist die deutsch-österreichische Produktion "Die fetten Jahre sind vorbei" von Hans Weingartner. Zuletzt waren 1993 und 1997 Filme von Wim Wenders von deutscher Seite im Wettbewerb. Die Jury leitet diesmal der amerikanische "Kill Bill"-Regisseur Quentin Tarantino.
Nach einer Einigung in letzter Minute mit den protestierenden freien Regisseuren, Schauspielern und Technikern hofft die Leitung des Festivals, dass es nicht zu den angedrohten großen Störaktionen kommt. Die um ihre Arbeitslosenversicherung kämpfenden Intermittents konnten zur Eröffnung prominent mit einer Delegation auf dem roten Teppich zum Festivalpalais vertreten sein und für "Verhandlungen" werben. Sie wollen Cannes als eine Tribüne nutzen, um medienwirksam gegen ihre zusammengestrichene Sozialversicherung zu demonstrieren.
Laura Morante moderierte
Die italienische Schauspielerin Laura Morante moderierte die Gala, die förmliche Eröffnungsworte sprach aber der spanische Regisseur Pedro Almodóvar. Dem Publikum wurde als erster Film - außer Konkurrenz - "La Mala Educación" (Die schlechte Erziehung) von Almodóvar gezeigt. Der Erfolgsregisseur ("Sprich mit ihr") beschreibt facettenreich und vielfach verschachtelt sexuellen Missbrauch in einem katholischen Internat und die Nachwirkungen. Der in Frankreich beliebte Almodóvar wurde mit viel Beifall empfangen.
Zahlreiche Promis kommen
Schon zur feierlichen Eröffnung oder für die kommenden Tage haben sich eine Reihe von Stars angesagt, darunter Brad Pitt, Tom Hanks und Nicolas Cage sowie Cameron Diaz, Uma Thurman und Sophia Coppola. Auch die deutsche Staatsministerin für Kultur, Christina Weiss, wird Anfang nächster Woche in Cannes sein. Sie hatte sich vor einem Jahr noch für eine bessere deutsche Präsenz in Cannes stark gemacht.
Viele asiatische Filme
Neue Filme der Brüder Coen, von Emir Kusturica und des Chinesen Wong Kar-wai gehen neben zahlreichen Werken von Nachwuchsregisseuren in das Rennen um die Goldene Palme. Während ein deutlicher Akzent auf asiatische Filme gelegt wird, sind nur drei französische Filme im Wettbewerb. Bei den Kurzfilmen tritt Klaus Hüttmann mit der Berliner Produktion "Der Schwimmer" an. In der Nebenreihe "Un Certain Regard" läuft als deutsche Produktion auch "Marseille" von Angela Schanelec.
In einem Gespräch mit dem Berliner "Tagesspiegel" lobt der künstlerischer Festivalleiter Thierry Frémaux die Berlinale als in ihrer Art "einzigartig" und spricht sich gegen "Hierarchien" bei den Festivals aus. "Wir arbeiten ja für das Kino, nicht für eine Nation", es gebe bestenfalls einen "produktiven Wetteifer". Frémaux lobt auch Weingartner, der eine "deutsche Nouvelle Vague" vertrete.