Musik-DVDs Totale Live-Atmosphäre

Wieder einmal stellt Carsten Scheibe neue Musik-DVDs vor: Mit dabei sind Veröffentlichungen von Deep Purple, Mike Oldfield, den Cultured Pearls und Peter Maffay.

The Blues Masters

Die Kids von heute zucken mit keiner Wimper, wenn sie altehrwürdige Namen wie Muddy Waters, Otis Spann oder Sunnyland Slim hören. Kein Wunder, denn sie kennen die alten schwarzen Herren des Blues einfach nicht. Wer den Blick zurück wagt und den Zauber des bodenständigen amerikanischen Blues kennen lernen möchte, der legt sich am besten die von Colin James präsentierte Kompilation "The Blues Masters" zu.

Das Meisterwerk stammt aus dem Jahre 1966. Damals lud CBS Television einige der wichtigsten schwarzen Blues-Musiker zu einer Studiosession ein. Drei Tage lang dauerte diese Jamsession, bei der die Stars der Blues-Szene ihre Songs mal alleine und mal im Duett oder in der Truppe performten. Schade, dass nur kümmerliche 30 Minuten aus dieser Sitzung ihren Weg ins Fernsehen gefunden haben. Die DVD ist leider auch nicht viel länger. Über 30 Jahre lang waren die Originalvideobänder der Session verschollen, bis sie jüngst doch noch wiedergefunden wurden. Die Verantwortlichen haben schnell realisiert, welchen großen Schatz sie da in den Händen hielten. Das Material wurde restauriert, optimiert und erstmals auf DVD gepresst.

Es ist absolut erstaunlich, wie viel musikalische Power Willie Dixon, Maybelle Hillaray und Brownie McGhee in den Knochen haben, wenn sie in ihren Anzügen und Kostümen steif hinter der Gitarre oder dem Bass sitzen und Songs wie "I've Got My Mojo Working" oder "Blues Don't Like Mondays" singen. Schon schwingt der eigene Kopf mit, beginnen die Hüften zu vibrieren. Dann zappelt es am ganzen Körper und man ist auf immer und ewig dem Blues verfallen. Diese Musik hat nichts zu tun mit den seelenkalten Computererzeugnissen der modernen Charts. Auch die Texte wissen mit ihrer traurig-trotzigen Art zu überzeugen und erzählen Wahrheiten von der Straße. Absolut hörenswert in dieser Hinsicht sind auch die Titel "This Woman Is Killing Me" und "Ain't Nobody's Business If I Do".

Obwohl die DVD nur Bilder in Schwarzweiß zeigt und der Mono-Sound leider nur künstlich auf Dolby Digital 5.1 hochgepuscht wurde: Die Blues-Musiker verbreiten so gute Laune, dass man sich diese Scheibe gerne in der Endlosschleife ansieht. Sanctuary Records, 45 Minuten, Dolby Digital 5.1, ca. 25 Euro

Deep Purple

Hardrocker, das sind doch die Jungs mit den langen fettigen Haaren, dem leichten Dachschaden und der irrsinnig lauten Krachmusik. Dass dieses Vorurteil vor allem bei den älteren Bands nicht zwingend zutreffend ist, wurde in der Zwischenzeit bereits zuhauf bewiesen. Die vier Rocker von KISS haben in Australien etwa ein beeindruckendes Konzert mit Orchesterbegleitung gespielt und auf diese Weise bewiesen, dass sie auch dann noch gut klingen, wenn ein paar mehr Instrumente und ein Chor mit dazukommen.

Nachmacher! So könnte der Vorwurf lauten, wenn man die neue Musik-DVD von Deep Purple in den Player legt. Dass die rührigen Rocker zusammen mit dem London Symphony Orchestra auf die Bühne der Londoner Royal Albert Hall gehen, hat allerdings fast schon Tradition. Bereits vor 30 Jahren gab die immer sehr der Klassik verhaftete Band an gleicher Stelle ein allererstes und bislang auch einziges Klassikkonzert, das "Concerto For Group And Orchestra" genannt und damals sogar auf Video aufgezeichnet wurde.

Natürlich ist es so, dass der Mix aus Orchester und Rockgruppe anno 1969 eine echte Revolution war. Heute lässt sich das Unterfangen sicherlich schon etwas abgeklärter sehen.

Tatsache ist aber, dass es die Jungs von Deep Purple noch ganz gut draufhaben. Sie verzichten darauf, auch noch jenseits der 50 mit langen Haaren den Rockkasper zu machen - und zeigen sich so, wie sie heute als Rockrentner tatsächlich aussehen. Sobald Ian Gillan allerdings zum Mikrofon greift, ist die alte Verbundenheit mit der Band sofort wieder da. Vor allem im unverzichtbaren Bombaststück "Smoke On The Water", das zum Ende der Bühnenshow mit großer Bläserbesetzung gespielt wird, geht so richtig schön die Post ab. Während der übrigen Stücke vom Organisten Jon Lord, die deutlich besinnlicher und Klassik-freundlicher ausfallen, holen sich die Purples übrigens viele interessante Gastmusiker auf die Bühne, darunter Ronnie James Dio und Sam Brown.

Der Sound der DVD ist etwas mau und könnte sicherlich klarer und vor allem lauter ausfallen. Gerade bei "Smoke On The Water" wäre es sicherlich nicht verkehrt, wenn der Subwoofer deutlich mehr über die Parkettdielen hüpfen würde. Das Bild selbst ist scharf, aber leider sehr dunkel und rotstichig. Auch die Kameraführung kann nicht wirklich überzeugen, sodass die Live-Atmosphäre des Konzerts nicht so gut eingefangen wurde, wie dies eigentlich möglich gewesen wäre.

eagle vision, 120 Minuten, Dolby Digital 5.1, ca. 25 Euro

Mike Oldfield DVD Collection

Mike Oldfield gehört zu den wenigen Ausnahmemusikern, denen es gelingt, im Studio zahlreiche Instrumente so geschickt zu einem harmonischen Klangteppich zu verknüpfen, dass der Zuhörer nur mit offenem Mund staunen kann. 1973 legte Oldfield mit "Tubular Bells" ein erstes Konzeptalbum vor. Als Hintergrundmusik zum Horrorfilm "Der Exorzist" wurde "Tubular Bells" weltberühmt, stürmte die Charts und verkaufte 16 Millionen Kopien. Rock, Folk und elektronische Musik: Die Scheibe "Tubular Bells" begründete fast im Alleingang die Musikrichtung New Age.

Oldfield probierte in der Folge viele Sachen aus, konnte den Erfolg seines Erstlings aber nicht noch einmal einstellen. Erst 1992 mit "Tubular Bells II" und 1998 mit "Tubular Bells III" kehrte Oldfield wieder an die Spitze der Charts zurück. Für alle Fans des vielseitigen Komponisten und Musikers steht nun die DVD Collection parat. Sie besteht aus drei Silberlingen, die im Schuber gesammelt werden.

Die erste DVD ist ein Flipper - sie lässt sich beidseitig abspielen. Auf der ersten Seite ist ein Live-Mitschnitt zu "Tubular Bells 2" zu finden, auf der anderen einer zu "Tubular Bells 3". Beide Konzerte sind sehr schön anzusehen, obwohl es ja eine richtige Bühnenshow in der Art nicht gibt. Die Kamera geht aber sehr sehr nah an die einzelnen Musiker heran und schaut ihnen regelrecht auf die Finger.

"Tubular Bells 2" wurde live im Castle of Edinburgh mitgeschnitten. Hier ist es äußerst faszinierend, mit anzusehen, wie menschliche Stimmen, klassische und moderne Instrumente das Ihre dazu beitragen, um eine harmonieschwangere Sinfonie der Akustik zu inszenieren. Ein herber Kontrast dazu ist "Tubular Bells 3". Dieses Konzert wurde in London bei strömenden Regen aufgenommen. Komisch, aber wahr: Der prasselnde Regen passt perfekt zur Musik und lässt den Zuhörer leicht in futuristische Sphären abdriften.

Die zweite DVD enthält das Konzert zur "Millennium Bell", das zur Jahrtausendwende live in Berlin aufgezeichnet wurde. Bei diesem Konzert schockte Oldfield mit dem größten Lichtevent aller Zeiten. 250 Xenon-Edelgasstrahler, 550 Speziallampen und 12 leuchtende Ballons tauchen Berlin in ein Lichtermeer - das auf der DVD auch im 12-Minuten-Special "Art in Heaven" gewürdigt wird.

Mike Oldfield ist bei diesem Auftritt so richtig in Form und präsentiert vor 500.000 Besuchern auf der Open-Air-Bühne vor der Berliner Siegessäule tolle Hits aus seinem Portfolio - wie etwa "Moonlight Shadow", "Portsmouth", "Secrets" und "Shadows on the Wall". Ein solider Dolby-Digital-Klang, ein buntes klares Bild, eine sehr gelungene Kameraführung und ein lautstark jubelndes Publikum sorgen dafür, dass diese Konzert-DVD ein echter Hammer ist, der den Zuschauer auch zu Hause aus dem Sessel reißt.

Noch besser: Die dritte DVD im Schuber enthält das Album "Tubular Bells 2003" mit 17 Songs, die im Format der DVD-Audio gespeichert sind. Dieses Format drückt die einzelnen Songs in glasklarer Qualität aus den Mehrkanalboxen, wenn der DVD-Player oder die Soundkarte im Rechner kompatibel zum neuen Standard DVD-Audio sind. Warner Music, Dolby Digital 5.1 + DTS, ca. 50 Euro

Cultured Pearls: Pearls of a Decade

Cultured Pearls: Wer diese soulige Band das erste Mal auf der Bühne sieht und spontan mitswingt, der würde die Ursprünge der Band in den amerikanischen Südstaaten oder auf Kuba vermuten. Tatsächlich stammt die Combo aber aus unserem kalten Deutschland. Gegründet wurden Cultured Pearls von B. La (Schlagzeug, Keyboards) und Tex Super (Bass, Trompete, Gitarre), die sich an der Hamburger Musikhochschule im Studiengang für Popularmusik kennen gelernt hatten. Zusammen mit der charismatischen Sängerin Astrid North entstand dann das musizierende Trio. Die Musik der Band erinnert streckenweise an Sade, klingt aber ein wenig schroffer und härter. Getragene Melodien, melancholische Seufzer und immer wieder wunderschöne Akustik- und Gesangssoli sorgen dafür, dass man bereits nach zwei, drei Liedern süchtig ist und den Namen der Band in sein Favoritenverzeichnis einträgt.

Von den Anfängen bis heute sind bereits zehn Jahre vergangen. Mehrere CDs wie "Sing De La Sing", "Spaceage Honeymoon", "Liquefield Days" und Life On A Tuesday" stehen in den Regalen vieler Fans, die sich der souligen Magie von Songs à la "Tic Toc", "Sugar Sugar Honey" und "Kissing The Sheets" nicht entziehen können. Beeindruckend ist vor allem, dass die Cultured Pearls nicht nur auf die Soul-Karte setzen, sondern in ihre Kompositionen auch Elemente aus Funk, Rhythm and Blues, Rock und Country einbauen.

Das zehnjährige Jubiläum der Band nimmt Warner zum Anlass, um "Pearls of a Decade" zu veröffentlichen. Die DVD enthält gleich drei Konzertmitschnitte. Die Fans freuen sich auf eine Live-Aufnahme von 1996, die auf dem "Fest" für den SWR aufgenommen wurde, zwei Unplugged-Aufnahmen von 2002 und auf ein sehr stimmungsvolles Konzert, das das Trio 2003 auf der Burg Wilhelmstein bei Köln gegeben hat.

Vor allem der Live-Mitschnitt von 2003 haut voll rein und bietet einen dröhnenden Mehrkanalton, der das Haus zum Rocken bringt und zeigt, dass man die Boxen nicht umsonst angeschafft hat. Am Bild der DVD gibt es nichts auszusetzen. Die drei Konzertmitschnitte bieten eine glasklare Optik und zeigen das Geschehen auf der Bühne hautnah. Warner Music, 154 Minuten, Dolby Digital 5.1, ca. 25 Euro

Concert for George

George Harrison, 1943 in Liverpool geboren, ging Zeit seines Lebens als der "stille Beatle" durch. Als er Ende der 50er Jahre zusammen mit Paul McCartney und John Lennon die Beatles gründete, ahnte er noch nicht, wie sehr ihn die übergroßen Egos seiner Bandkollegen in die zweite Reihe drängen würden. Dabei war auch Harrison ein begnadeter Musiker, der mehrere Stücke zu den Platten beitrug und sein Instrument trefflich zu bedienen wusste. Das zeigte sich den Fans aber eigentlich erst während seiner Solozeit so richtig. Seine Songs zeichneten sich durch Melodien aus, die oft erst beim zweiten und dritten Hören süchtig machten. Auch wenn Harrison als Solomusiker nie der richtig große Durchbruch gelang, so sorgte er doch mit Liedern wie "Here Comes The Sun" und "While My Guitar Gently Weeps" für absolute Weltschlager. Im Rückblick ist sein Oeuvre sehr interessant, weil besonders vielseitig.

Im Jahr 2001 verlor George den Kampf gegen den Krebs. So versäumte er auch die Gelegenheit dazu, eine von ihm geäußerte Idee in die Tat umzusetzen: Einfach mal ein paar Kumpels zusammenzutrommeln und munter drauflos zu jammen. Am 29. November 2002 - zum ersten Todestag von George Harrison - ließ Eric Clapton den Wunsch seines verstorbenen Freundes Wirklichkeit werden. Er brachte zahlreiche Künstler wie Joe Brown, Ringo Starr, Paul McCartney, Tom Petty oder Anouska Shankar auf die Bühne der noblen Londoner Royal Albert Hall, um Harrison zu gedenken. Die grundlegende Idee war es, Georges Lieder neu zu interpretieren und im Rahmen eines Konzerts von seinen Freunden spielen zu lassen.

Dieses absolut beeindruckende Konzert liegt nun auf einer Doppel-DVD vor. Die erste Scheibe enthält das vollständige Konzert in einer optischen und vor allem auch akustischen Umsetzung, die Referenzklasse besitzt.

Nachdem Eric Clapton das 5.000 Kopf starke Publikum begrüßt hat, spielt Anouska Shankar eine indisch anmutende Version von "Your Eyes" auf der Sitar - ein passendes Intro, war George Harrison doch Zeit seines Lebens von der indischen Glaubenslehre stark beeinflusst.

Jeder neue Auftritt ist eine echte Überraschung und lässt dem Zuschauer eine Gänsehaut über den Rücken huschen. Monthy Python etwa bringen eine verdammt komische Version von "Sit On My Face" und dem "Lumberjack Song" zum Besten. Wer genau hinsieht, kann beim "Lumberjack" sogar Schauspieler Tom Hanks im Chor sitzen sehen. Jeffy Lynne, Gary Brooker, Jools Holland und andere Wegbegleiter stimmen ein und präsentieren eigene Versionen von Songs wie "Horse To The Water" oder "Handle With Care". Der erste richtige Höhepunkt des Konzerts ist sicherlich der Auftritt von "Mr. Slowhand" Eric Clapton, der "If I Needed Someone" und "Beware Of Darkness" singt. Am Ende treten Paul McCartney und Eric Clapton sogar noch einmal gemeinsam auf die Bühne, um "Something" und "While My Guitar Gently Weeps" zu singen. Tränenrührend dann das Ende: Während Joe Brown "I'll See You In My Dreams" vorträgt, regnet es Blütenblätter auf die Bühne.

Auf der zweiten DVD gibt es den Kinofilm passend zum Konzert. Der enthält Ausschnitte aus dem eigentlichen Konzert, wartet aber zusätzlich mit Blicken hinter die Kulissen und Gesprächen mit den Künstlern auf. Regisseur David Leland hat hier dem Gesamtkunstwerk noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Ein dickes Booklet, das alle Künstler und die Idee hinter dem Konzert vorstellt, rundet die Produktion ab.

Warner Music, 4 Stunden 46 Minuten, Dolby Digital 5.1 + DTS, ca. 30 Euro

Rush in Rio

Die Kanadier von Rush sind bereits seit 1968 aktiv. Seitdem sie mit ihrem Buddy-Holly-Coverhit "Not Fade Away" einen ersten Hit hinlegen konnten, haben sie die Fans mit inzwischen vier Live-Alben begeistert. Obwohl Europa für einen ausgefallenen Rock durchaus empfänglich ist, haben sich Rush aber in Deutschland nie richtig etablieren können. Vielleicht ändert dabei ja dieser Live-Mitschnitt etwas. Aufgezeichnet wurde der Gig im November 2002 im Maracana Stadion in Rio de Janeiro, Brasilien. Vor 60.000 Fans zeigten die in die Jahre gekommenen, aber noch immer spielstarken Rocker, was Sache ist.

Geddy Lee am Bass und am Mikrofon, Alex Lifeson an der Gitarre und Neil Part an den Drums sorgen für einen satt brummenden Sound, der die Boxen zum Vibrieren bringt. Trotzdem: Eine feinere Abmischung hätte sicherlich dafür gesorgt, dass der Sound nicht ganz so matschig klingt. Auch die Stimme von Geddy Lee geht da im Mehrkanal-Heimkino leicht verloren.

Die Bilder könnten ebenfalls schärfer wirken. Zur fehlenden Detailschärfe kommt ein zweites Manko dazu: Die Produzenten waren so begeistert von ihrem Wahn, das Konzert mit 22 Kameras zugleich aufzuzeichnen, dass sie die Einstellungen fast im Sekundentakt wechseln. Das wirkt unnötig hektisch und verhindert, dass der Fan seinen Idolen einmal ein paar Sekunden lang am Stück auf die Finger schauen kann.

Rush bietet einen progressiven, fast psychedelischen Rock, der mit dem Einsatz von Keyboards noch zusätzlich aufgepeppt wird. Wer Spaß an harter Mucke mit lyrischen Texten hat, der findet auf zwei DVDs jede Menge Songs vor. Die Überraschung: Die Band bietet in ihrem Konzert einen soliden Querschnitt aus ihren bislang 17 (!) veröffentlichten Alben an. Alle wichtigen Songs kommen hier zum Einsatz, so auch die Hits wie "Closer To Heart", "The Spirit of Radio", "Limelight" und "The Big Money". Sanctuary Records, Dolby Digital 5.1, ca. 20 Euro

Peter Maffay & Band: Rückblicke

Peter Maffay gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlern. Trotzdem wissen nur seine Fans mehr über ihn, was schade ist. Hier die wichtigsten Fakten: Peter Alexander Makkay (später Maffay) siedelte bereits 1963 aus Rumänien nach Deutschland über.

Im Raum um München tritt der nur 1,68 Meter kleine Rocker zum ersten Mal auf die Bühne. Er singt zunächst Stücke von Donovan und Bob Dylan, engagiert sich in der Friedensbewegung. 1970 hat Maffay seinen ersten richtigen Hit: "Du" hält sich 30 Wochen lang in den Charts. Viele Schlager und Schnulzen folgen, darunter "Und es war Sommer". Mit "Steppenwolf" legte Maffay Ende der Siebziger einen Schlager-Bestseller als Album hin, dem er mit "Revanche" 1980 noch einen weiteren Knüller folgen ließ.

In Deutschland neigt man dazu, die Leute schnell in einer Schublade zu versenken. Maffay konnte und kann aber mehr als nur "Über sieben Brücken musst du gehen". Und so überraschte er die Nation 1983 mit seinem Rockmärchen "Tabaluga oder die Reise zur Vernunft", das sich auch an die Kinder richtete und heute noch zu Maffays absoluten Steckenpferden gehört. Bis 1994 entstehen drei Alben aus der Tabaluga-Reihe, dem gerade erst ein viertes folgte. 1998 kam dann das nächste Experiment: Maffay startet das Projekt "Begegnungen" und versucht, Musiker aus fünf Kontinenten zusammenzubringen und gemeinsam eine Platte aufzunehmen.

Mehr zum Thema DVD

Muss sich ein solcher Musiker noch weiter beweisen, dass er kein "Schlagerfuzzi" und keine "von Ceaucescu im Labor gezüchtete Wanderwarze" (Wiglaf Droste gemäß Laut.de) ist? Wohl kaum. Allen Zweiflern zeigt er auf seiner Life-Compilation "Rückblicke", was er alles auf dem Kasten hat. Im edel gestalteten Schuber finden sich gleich drei DVDs.

Die erste enthält das Konzert "Deutschland 84" aus dem Jahr 1984, das 20 Songs von "Schatten in die Haut tätowiert" bis "Eiszeit" bietet. Zusätzlich ist auf der DVD auch das komplette Album "Sonne in der Nacht" in einer Live-Aufführung von 1985 zu finden. Die zweite Silberscheibe sammelt einen Life-Auftritt von 1987 mit Titeln wie "Wonderful Tonight" und "Ich geh' fort". Zusätzlich gibt es auch noch einen Auftritt von 1989. Richtig gemütlich wird es auf der rockigen dritten Scheibe, die das legendäre 38317-Das-Club-Concert von 1991 enthält. In einer sehr intimen Atmosphäre dreht Maffay auf und bringt zwölf bekannte Songs wie "Zwei in einem Boot" oder "Wenn Dein Spiegel bricht" zum Vortrag.

Viele Extras, darunter Interviews, Studioeindrücke und Videoclips runden die Sammlung ab, die mit einem bestechend klaren Bild und einem soliden Sound aufwartet. Warner Music, 375 Minuten, Dolby Digital 5.1, ca. 40 Euro

Carsten Scheibe

PRODUKTE & TIPPS