FILMPREIS Polanski gewinnt »Goldene Palme«

Roman Polanski, Regisseur von »Rosemaries Baby«, wurde für seinen Film »Der Pianist« bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

Mit seinem Holocaust-Film »Der Pianist« hat der polnische Regisseur Roman Polanski die Goldene Palme von Cannes gewonnen. »Ich bin geehrt und bewegt, diesen wertvollen Preis für einen Film zu erhalten, der Polen repräsentiert«, sagte der in Frankreich geborene Sohn polnischer Juden am Sonntagabend. Polanski, zu dessen bekanntesten Filmen »Rosemaries Baby« und »Chinatown« gehören, erhält zum ersten Mal die Goldene Palme.

Flucht aus dem Warschauer Ghetto

Der Film erzählt die Geschichte eines Pianisten, dem die Flucht aus dem Warschauer Getto gelingt. Polanski, dessen Eltern kurz nach seiner Geburt in Frankreich nach Polen zogen, überlebte als Kind selbst das Getto von Krakau. Er habe immer einen Film über den Holocaust in Polen machen wollen, erklärte Polanski, habe aber nach einer passenden Geschichte gesucht. Er fand sie in den Memoiren des Klavierspielers Wladyslaw Szpilman.

Zweitwichtigster Preis geht nach Finnland

Insgesamt hatten sich 22 Filme aus 15 Ländern um die Nachfolge von Nanni Morettis »Das Zimmer des Sohnes« beworben, der im vergangenen Jahr die Goldene Palme gewann. Der zweitwichtigste Preis, der Grand Prix der Jury, ging an »Der Mann ohne Vergangenheit« (»Mies vailla menneisyytä«) des Finnen Ari Kaurismäki. In dem Film geht es um einen Mann, der seine Erinnerung verloren hat, und in einem heruntergekommenen Viertel Helsinkis das Leben und die Liebe neu entdeckt.

Gratwanderung zwischen Humor und Ernst

Den Preis der Jury erhielt der Palästinenser Elia Suleiman. Sein »Intervention Divine« schaffte die Gratwanderung zwischen dem Einsatz von Humor und der nötigen Ernsthaftigkeit bei der Schilderung des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Einen Sonderpreis zum 55. Geburtstag der Festspiele von Cannes darf der Amerikaner Michael Moore mit nach Hause nehmen, der mit dem Dokumentarfilm »Bowling for Columbine« einen kritischen Blick auf die Waffenkultur in den USA wirft. Den Preis für die beste Regie teilen sich der US-Filmemacher Paul Thomas Anderson für seine dunkle Komödie »Punch-Drunk Love« und der Südkoreaner Im Kwon Taek für sein Künstlerporträt »Chihwaseon«. Als bester Schauspieler wurde der Belgier Olivier Gourmet für seine Rolle in »Le fils« der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne geehrt, die die Goldene Palme vor drei Jahren gewannen. Beste Schauspielerin wurde die Finnin Kati Outinen, die in Kaurismäkis Gewinnerfilm eine Mitarbeiterin der Heilsarmee spielt, die sich in den »Mann ohne Vergangenheit« verliebt. Der Preis für das beste Drehbuch ging an Paul Laverty für »Sweet Sixteen«, der Film des Briten Ken Loach über einen Jugendlichen in Glasgow.

Großes Staraufgebot

Filmfans und Autogrammjäger wurden in diesem Jahr wieder mehr verwöhnt, da sich Filmstars zahlreicher als im Jahr zuvor an der Cote D?Azur blicken ließen. So stellten Mädchenschwarm Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz in einer Kurzaufführung ihren Film »Gangs of New York« vor, der Anfang November in den deutschen Kinos starten soll. Und US-Regisseur Woody Allen kam sogar zum ersten Mal nach Cannes, um mit seinem Film »Hollywood Ending« das Filmfestival zu eröffnen. Er war unter Blitzlichtgewitter unzähliger Fotografen über den roten Teppich gelaufen, verschwand aber vor der Vorführung seines Werks. Er könne seine eigenen Filme nicht sehen, entschuldigte sich der 66-Jährige bei den Galagästen, die ihn mit großem Applaus empfangen hatten. Auch James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan und US-Schauspieler Jack Nicholson kamen nach Cannes. Der Schöpfer der »Star Wars«-Filme, George Lucas, tauchte pünktlich zum Kinostart seiner »Episode II - Angriff der Klonkrieger« auf. Auch die Jury wies mit Sharon Stone einen Filmstar auf.

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