"Transformers" Krach- und Schießgesellschaft

Der Film "Transformers" basiert auf alten Actionfiguren und bietet eine Materialschlacht ohnegleichen. Aber nichts für Herz und Hirn.

Al Gore und andere Grüne sollten sich besser setzen und gut anschnallen. Schnelle Sportwagen, dicke Lastwagen und Breitreifen-Jeeps sind in Wahrheit viel mehr als Klimakiller und Radfahrerschreck. Sie sind - und damit verraten wir jetzt einfach eine der zentralen Ideen des Films "Transformers" - zum Wohle der Menschheit unterwegs. Unter all dem lackierten Blech verbergen sich außerirdische Kampfroboter, mindestens so edel und hilfsbereit wie John Wayne. Ihre Mission: andere außerirdische Kampfroboter zurückschlagen, sonst Erde kaputt, Apocalypse now!

Erstaunlicherweise stecken hinter dieser kruden Handlung, die so überhaupt nicht in Zeiten von Energiesparlampe und Windkraft passen will, nicht Porsche oder Hummer, sondern zwei Spielzeugfirmen, die eine amerikanisch, die andere japanisch. Seit 1984 versuchen sie mit einer Serie von Actionfiguren - Autos, Hubschrauber, Flugzeuge, die sich in wenigen Handgriffen in waffenstarrende Roboter und wieder zurück biegen lassen - den Weltmarkt zu erobern.

Wenn nun also 80er-Jahre-Helden wie Genesis und John McClane wieder Kasse machen, warum nicht auch ein in Deutschland eher mäßig erfolgreiches Jungs-Spielzeug, von dem es bereits Comichefte, Videospiele, eine TV-Serie und einen Trickfilm gibt? Und wenn mittlerweile Kino-Kassenschlager auf dem Fahrgeschäft eines Vergnügungsparks basieren ("Pirates of the Carribean"), warum nicht mal den Film zum Spielzeug statt immer nur das Spielzeug zum Film?

Shia LaBeouf in der Hauptrolle

Die Marketing-Experten von Playmobil und Lego sollten schon mal dringend eine Kreativ-Sitzung einberufen. Für den "Transformers"-Kinofilm fand sich in Hollywood eine einflussreiche Allianz zusammen: Regie führte der pyromanische Krawallmacher Michael "Gebt mir einen Flugzeugträger"-Bay ("Armageddon", "Pearl Harbor"), Geschichten- Onkel Steven Spielberg ("E.T.") produzierte, und die Hauptrolle ging an den aufstrebenden Jungstar Shia LaBeouf ("Constantine"). Großes Budget (109 Millionen Euro), kleine Story: Der Vorstadtjunge Sam entdeckt, dass sein erstes Auto nicht nur für Disco-Unfälle taugt.

Ein Krieg der Welten beginnt

Die gelbe Schrottkiste ist eine hochmoderne Kampfmaschine, die auf unserem Planeten nach einer universellen Energiequelle sucht. Nach der trachten aber auch einige weniger freundliche Roboter-Artgenossen - ein Krieg der Welten beginnt. Statt sich auf die beinah klassische Entwicklungsgeschichte eines Jungen und seines ungewöhnlichen Autos zu konzentrieren, leistet sich Michael Bay aber im Laufe von fast zweieinhalb Stunden lieber die bisher größte und betäubendste Materialschlacht der Filmgeschichte.

Eine US-Militärbasis in Katar wird vernichtet, ein Highway zum Autofriedhof, am Schluss liegt die halbe Innenstadt von Los Angeles in Schutt und Asche, und ein Flugzeug rast in einen Wolkenkratzer - selbst bei vermeintlichen Tabu-Szenen kennt die Regie kein Pardon. Bay und Spielberg hätten die besten Elemente aus "Knight Rider", "Terminator 2" und "Herbie" zu passabler Familienunterhaltung vereinen können, stattdessen bieten sie vor allem ein Übermaß an Action, schale Loblieder aufs Soldatentum und Dialoge so zähflüssig wie Motoröl.

Aber was will man schon von einem Film (Start: 1. August) erwarten, dessen Hauptfiguren "Optimus Prime" und "Megatron" heißen. Shia LaBeouf immerhin macht eine passable Figur, auch wenn der Hype um seine Person - der neue Tom Hanks! - inzwischen etwas nervt. Dennoch: In den USA hatten die "Transformers" ihr Budget schon innerhalb einer Woche wieder eingespielt. Im Mutterland der Autobahn steht Ähnliches zu befürchten. Also anschnallen bitte. Und nachher die Popcorn-Tüte recyceln.

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