"Die Nummer funktioniert", sagte RTL-Moderator Günther Jauch am Sonntagabend. Gerade hatte eine Armbanduhr, die Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm mit aufs Podium gebracht hatte, nach fünf Jahren wieder zu ticken begonnen. Sie war stehen geblieben, als der damalige Eigentümer starb. Jetzt hatte die Witwe sie Blüm mit in die "Uri-Geller-Show" gegeben, um die übersinnlichen Fähigkeiten des Mannes zu testen, der schon vor 30 Jahren bei Wim Thoelke Gabeln anscheinend mühelos verbog und kaputte Uhren wieder laufen ließ. Und als im Laufe des Abends tausende Zuschauer anriefen und von wundersamen Ereignissen bei sich zu Hause berichteten, war auch Blüms Frau Marita unter ihnen: "Der DVD-Player geht wieder."
Der mittlerweile 57 Jahre alte Uri Geller, der seit 20 Jahren in der Nähe von London lebt, hatte den Ausflug nach Köln gemacht, um nach eigenem Bekunden "positives Denken" und "positive Energien" an andere Menschen weiterzugeben. Nicht nur er selbst, sondern alle Menschen könnten erstaunliche Dinge bewegen, wenn sie nur wollten, betonte er immer wieder. Und so erlebten die Zuschauer, wie vier Menschen einen Mann, den sie zuvor auch gemeinsam nicht anheben konnten, plötzlich mit nur jeweils zwei Fingern in die Höhe hoben. Oder wie Menschen im Publikum verbogene Löffel herzeigten, die urplötzlich ganz weich geworden seien. Und über 5000 Fernsehzuschauer riefen an und berichteten von kaputten Uhren, die wieder gingen.
"Alle Effekte sind erklärbar"
So beeindruckt viele Zuschauer und die prominenten Gäste der Show waren, so wenig überrascht zeigte sich die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). GWUP-Vorstandsmitglied Mark Schmidt sah sich die Sendung an und konstatierte anschließend: "Ausnahmslos jeder Effekt wird seit 30 Jahren vorgeführt, und alle sind erklärbar."
Einfache Erfahrungstatsache
Insbesondere der "Uhren-Trick" sei eigentlich kein Trick. Geller nutze einfach die Erfahrungstatsache, dass viele Uhren, die jahrelang herumgelegen haben, zumindest eine Zeit lang wieder gehen, wenn sie bewegt, geschüttelt und in der Hand erwärmt werden. Eine Untersuchungung in den USA habe ergeben, dass von 100 so behandelten Uhren 60 wieder gingen. Somit habe Geller von einer 60-prozentigen Wahrscheinlichkeit profitieren können. Zudem hatte er alle Zuschauer gleich am Anfang aufgefordert, die Uhren aufzuziehen - und nur anzurufen, wenn sich etwas getan hat. Seit längerem dokumentiert die GWUP in ihrem Internet-Auftritt Gellers Methoden.
Am Ende hatten 4338 Anrufer berichtet, bei ihnen hätten sich Löffel oder Gabeln verbogen, und 5107 Uhren gingen wieder. Insgesamt berichtete RTL von etwa 13.000 Menschen, bei denen sich "etwas Positives" getan habe. Dem einen oder anderen Anrufer, der direkt in die laufende Sendung geschaltet wurde, stellte Jauch schon mal eine skeptische Frage, besonders wenn er eine sehr junge Stimme vernahm: Ob das denn auch wirklich stimme - "oder wolltest Du nur ins Fernsehen?" Geller selbst hatte vor der Sendung betont, es gehe ihm nicht darum, Überzeugungsarbeit zu leisten oder um Anerkennung zu kämpfen. Was er mache, sei "große Unterhaltung". Über fünf Millionen Zuschauer ließen sich am Sonntagabend bis nach 23 Uhr auf diese Unterhaltung ein.