Victor und Lotte, kennen Sie die Kennenlerngeschichte Ihrer Eltern?
Victor Witte: Klar, das war an der Schauspielschule – und Götz roch wohl etwas nach Schwefel.
Götz Schubert: Aber nicht, weil ich etwa Mephistopheles probte, sondern wegen einer medizinischen Hautcreme.
Lotte Schubert: Und nach einer Party seid ihr dann zusammen mit der Straßenbahn heimgefahren und habt euch angeblich ganz unschuldig verabschiedet.
Simone Witte: Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen …
Victor, Sie sind der Schriftsteller im Schauspiel-Clan. Wenn Sie die Geschichte Ihrer Familie als Plot zusammenfassen müssten, wie würde dieser lauten?
Victor: Ich fürchte, wir wären für Romanstoffe oder Serien ungeeignet, dafür brauchte es mehr an Konflikten, Dramen oder Tragödien. Die gibt es glücklicherweise nicht. Diese Familie taugt höchstens zur Sitcom.
Als Schauspieler sind Sie, Götz Schubert, oft in desaströse Familiengeflechte involviert. Wie ist das für die anderen, den Vater als Tyrann zu sehen?
Götz: Fiktion lebt von der Verdichtung, umso mehr erlebe ich es als Glücksfall, das meiste davon privat nicht zu sein.
Lotte: Man lernt ja schon zu abstrahieren, wenn man aus einer Schauspielfamilie kommt. Und trotzdem empfinde ich bis heute eine andere Empathie für Figuren, die von einem Familienmitglied gespielt werden. Gerade als Kind habe ich es schwer ertragen, wenn Götz auf der Bühne stundenlang vor sich hingestorben ist. Da habe ich dann doch vor allem meinen Papa gesehen.
Victor: Ich erinnere mich noch, als ich dich, Götz, zum ersten Mal bewusst als Schauspieler wahrgenommen habe. Das war am Maxim Gorki Theater in Berlin. Ich muss vier oder fünf gewesen sein, und Simone hat sich mit mir während der Vorstellung kurz hinten in den Zuschauersaal geschlichen. Ich habe es dort aber nicht lange ausgehalten, weil mich die Situation überfordert hat. Ich dachte nur: Wow, mein Papa steht da auf der Bühne, und all diese Leute sind gekommen, um ihm zuzusehen. Das war keine Bewunderung, sondern eine kindliche Ehrfurcht, die sich tief eingeprägt hat. Ich habe lange gebraucht, um mich von dieser väterlichen Vorlage zu lösen, und manchmal messe ich mich noch heute daran.
Im ARD-Mehrteiler "Haus aus Glas", in dem Götz einen egozentrischen Vater spielt, sagt eines der Kinder zum anderen: "Nur weil wir die gleichen Eltern haben, bedeutet das nicht, dass wir die gleiche Kindheit hatten." Erkennen Sie sich in diesem Satz?
Lotte: Ich bin sieben Jahre nach Victor geboren, allein deshalb trifft das wahrscheinlich auf uns zu.
Simone: Ein neues Kind bedeutet immer auch eine Art Konkurrenz.