Foto-Ausstellung "Unter Spielern" Fußball, so schön wie Ballett

Oliver Bierhoff und die Kunst: Das gab es noch nie. Der Manager der Nationalelf präsentiert in Berlin Fußballfotos der besonderen Art - und hat ganz offensichtlich Geschmack gefunden an der Kultur.

Smart, cool und lässig so kennt man Oliver Bierhoff. Aber heute ist alles anders. Im Berliner Gropiusbau, diesem prächtigen Ausstellungshaus mit den goldgeschmückten Säulen, wirkt der Manager der Nationalmannschaft ein bisschen schüchtern, beeindruckt von all der Pracht um ihn herum. Er ist zum ersten Mal hier und schiebt die Hände noch ein bisschen tiefer in die Hosentaschen, während er neben Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Marmortreppen erklimmt. Neumann, 70, hat wohl selten so gern eine Ausstellung eröffnet wie diese: "Unter Spielern". Er ist glühender Fußballfan, kickt sogar noch selbst in der Altherrenmannschaft von Werder Bremen, wann immer er Zeit dafür findet. Für ihn ist dies hier ein Heimspiel.

Für Oliver Bierhoff gehören Museen gehören nicht zum Alltag. Dennoch ist er schuld daran, dass im Gropiusbau nun Fußballfotos zu sehen sind.

Schmeken, Spieler und Tänzer

2010 war es, da sah Bierhoff die Bilder der Essener Fotografin Regina Schmeken zum ersten Mal. "No sports" hieß die Ausstellung in München, sie zeigte olympischen Stabhochsprung in Peking, Fechten - und Fußball. Alles in Schwarz-Weiß, sehr kühl, reduziert und eigenwillig. Für Bierhoff eine Offenbarung. Vor allem von einem Triptychon aus Fußballfotos und Tanzbildern war er begeistert. Da liegt in der Mitte ein Spieler am Boden, links und rechts eingerahmt von zwei Tänzern, ebenfalls am Boden, mit hochgestrecktem Bein. Fußball, so findet Regina Schmeken, das ist Tanz, Choreographie, ganz großes Theater. Bierhoff erkennt sofort: Diese Frau hat einen völlig anderen Blick auf seinen Sport. Spontan lädt er Regina Schmeken ein, die deutsche Mannschaft während der Europameisterschaft 2011 zu begleiten. Für Schmeken "ein modernes Märchen".

4600 Euro pro Foto

Wer nun allerdings glaubt, sie hätte Özil in der Duschkabine oder Schweinsteiger im Entmüdungsbecken geknipst, der täuscht sich. Schmeken konzentriert sich auf das Spielfeld: Manuel Neuer von hinten und auf Zehenspitzen wie ein Balletttänzer. Miro Klose und Lukas Podolski, die sich zum Ball bücken und eins werden. Ein einsamer Ball in der Luft. Vier ineinander verkeilte Beine. Es sieht tatsächlich so aus, als würde da getanzt und Theater gespielt. Um die Balance zwischen Stillstand und Bewegung, zwischen Kampf und Konzentration geht es der Fotografin. Würde Oliver Bierhoff sich sowas ins Wohnzimmer hängen? Naja, er weiß es nicht so genau. "Da sind ja auch viele Situationen zu sehen, an die man nicht so gern denkt. Aus dem Italienspiel zum Beispiel", sagt er. "Aber... hmmm... warum eigentlich nicht? Ja, doch." Im Gropiusbau sind die Bilder zwar nicht zu haben, ab 17. November aber kann man sie in der Berliner Galerie Albrecht kaufen. Preis für ein kleines Foto: 2600 Euro, für ein großes: 4800 Euro.

Prognose Deutschland-Schweden

War da noch was? Ach ja: Morgen spielt Deutschland gegen Schweden im Berliner Olympiastadion. Oliver Bierhoffs Tipp? Er windet sich. Festlegen mag er sich ungern. Aber dann lässt er doch sowas wie eine Prognose los: "Beim Spiel gegen Irland [6:1, Red.] habe ich einen knappen Sieg vorausgesagt. Wenn ichwieder so daneben liege, bin ich sehr zufrieden." Na also, dann mal los. Berlin, Martin-Gropius-Bau, 16. Oktober bis 6. Januar und Galerie Albrecht, 17. November bis 12. Januar

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