Sevilla Eigentlich sollte die Bar nur renoviert werden – da tauchte ein Hammam aus dem 12. Jahrhundert auf

Hammam aus dem 12. Jahrhundert wiederentdeckt
Hammam aus dem 12. Jahrhundert wiederentdeckt (Symbolbild)
©  Ekaterina Molchanova / Getty Images
Gerüchte um die Architektur einer spanischen Tapas-Bar hatte es schon lange gegeben. Nun haben die Besitzer die Corona-Pandemie für eine Renovierung genutzt, und ein Archäologe hat mit seinem Team belegt, was zuvor niemand vermutet hätte.

Die Corona-Pandemie hatte einen interessanten Nebeneffekt: Wir haben lange vor uns hergeschobene Projekte, wie etwa Renovierungen, vorgenommen. Und das nicht nur in unserem privaten Wohnbereich, wegen der Lockdowns kam auch der ein oder andere Geschäftsinhaber auf die Idee, die Zeit sinnvoll zu nutzen. In der wunderschönen spanischen Stadt Sevilla verwandten die Besitzer der Cervercería Giralda, die seit 1923 neben der Kathedrale der andalusischen Hauptstadt Tapas und Getränke anbietet, ebenfalls die gastfreie Zeit darauf, die längst überfällige Überholung ihres Lokals anzugehen.

Dabei tauchte auf, was zuvor von manchen Besuchern für einen architektonischen Retro-Kniff des Architekten Vicente Traver in den 1920er Jahre gehalten worden war: ein Hammam aus dem 12. Jahrhundert!

Gerüchte gab es schon vorher

"Es gingen schon vorher Gerüchte um, dass hier ein Bad war, aber nicht alle Historiker waren davon überzeugt – und manche glaubten, es sei aus einer jüngeren Zeit", berichtet Antonio Castro, der einer der vier Besitzer des Giralda ist. "Wir haben mit den Arbeiten begonnen und Archäologen dazugeholt, so wurden die Bäder entdeckt."

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Der Archäologe Álvaro Jiménez kannte die Gerüchte um den Ort, doch geglaubt hat er sie nicht. Im Juli 2020 hat sich sein Team durch den Putz gearbeitet, der die Decke verhüllte, und fand ein Dachfenster in Form eines achtstrahligen Sterns. "Sobald wir das Oberlicht sahen, wussten wir, was es war: Es konnte nur ein Bad sein", zitiert der britische "Guardian" den Architekten. "Wir mussten nur noch dem Muster folgen." Die Untersuchungen brachten schnell Elemente aus dem 12. Jahrhundert zutage, in dem das sogenannte Almohaden-Kalifat die heutigen Länder Spanien, Portugal und Nordafrika beherrschte. "Der Zustand des Bades birgt die größte Menge erhaltener Kunst aller bislang bekannten Bäder der iberischen Halbinsel", urteilte der Archäologe.

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Auch wenn noch eine Menge Kalkanstriche entfernt werden müssen, will das Giralda in zwei bis drei Wochen wieder öffnen. Der Archäologe sagte, es sei "wiederauferstanden und wunderbar geworden: Es waren die richtigen Leute zur richtigen Zeit – und ein bisschen Glück". Das ist mal ein positives Corona-Fazit.

Quelle: "The Guardian"

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