Als Jugendlicher trat er in die Waffen-SS ein, später ehrte ihn die DDR. Nach dem Mauerfall gab er die Preise zurück und trat aus der SED aus. Nach einem Leben der Brüche und Widersprüche ist einer der führenden Vertreter der DDR-Kunst Bernhard Heisig mit 86 Jahren am Freitag im brandenburgischen Strodehne gestorben. Dies teilte sein Galerist Rüdiger Küttner der Nachrichtenagentur dpa in Berlin unter Berufung auf Heisigs Familie mit. Heisig hatte im März zwei Schlaganfälle erlitten.
Heisigs Bilder - sie kreisen zwischen Geschichte und Gegenwart. Der 1925 in Breslau geborene Künstler versuchte zunächst durch heftige Pinselstriche die Verstrickung in unmenschliche Verhältnisse zu bewältigen. Die Erfahrungen als junger Mann im Krieg waren Wunden, die nicht verheilten. Wohlgesonnene nannten ihn "Jahrhundertkünstler" und verglichen ihn mit Otto Dix und Max Beckmann. Für die Gegner gehörte er zu den "DDR-Staatskünstlern". Eine Heisig-Retrospektive in Leipzig nannte sich programmatisch "Die Wut der Bilder".
Heisig, der Zeichner - hohe Achtung erhielten auch seine realistischen Zeichnungen. "Dafür habe ich in der DDR das geeignete Klima gefunden", sagte er einmal. In seinen Bildern erzählte er von der Pariser Kommune oder zeigte seine brennende Geburtsstadt Breslau. Später beschäftigte er sich mit Porträts: Fontane, Bach und Goethe, aber auch der Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg und der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD).
Kunst und Politik - von 1961 war er Professor und Rektor der Kunsthochschule Leipzig, wurde 1964 aber nach Kritik an der SED-Kulturpolitik wieder abgesetzt. 1976 kehrte er für gut zehn Jahre an die Hochschule zurück. Mit Wolfgang Tübke und Werner Mattheuer gilt er als Mitbegründer der "Leipziger Schule", aus der etwa Neo Rauch hervorging. 1992 zog er aufs Land - nach Strodehne an der Havel. Das Atelier teilte er dort mit seiner Frau Gudrun Brüne.
Die Leipziger Schule
Sie hatte ihre Wurzeln in der Künstlerszene der sächsischen Stadt in den 1960er Jahren. Neben der von Heisig 1961 gegründeten Malklasse an der Kunstakademie etablierte sich in dieser Zeit ein Kreis freischaffender Künstler. Es wurde ein hoher künstlerischer Anspruch mit bewusster Gesellschaftsanalyse verbunden. Das handwerkliche Können wurde wieder zum wichtigen Teil der künstlerischen Arbeit.
Der eigentliche Begriff der "Leipziger Schule" entstand allerdings erst in den 70er Jahren. Zu den bedeutendsten Vertretern zählen neben Heisig Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. Sie machten die Stadt zu einem wichtigen Zentrum der bildenden Kunst in der DDR. Als Wegbereiter der "Neuen Leipziger Schule" gilt der Heisig-Schüler Neo Rauch.