Grün dümpelt der See. Aus der Tiefe schießt ein grinsender Mann nach oben. Er paddelt wie ein absaufender Maulwurf durchs Wasser und singt: "Die Fischer haben's am Feuer erzählt: Da gibt's ein Land, in dem die Liebe regiert. Komm' mit mir nach Papaya! Papaya, Papaya, Coconut Banana!" Ein fünf Minuten währender feuchter Traum, aufgenommen in Berlin. Wer macht denn so was? Und: Meint der Mann das etwa ernst?
Er nennt sich Alexander Marcus, trägt als Markenzeichen eine rosa Hose und ist ... tja, was eigentlich? Sänger? Gesamtkunstwerk? Gerade hat er seine erste CD veröffentlicht. Die Songs darauf klingen, als hätte man den seligen Rex Gildo mit einer Überdosis Ecstasy gefüttert und in die nächste Dorfdisco zur Technoparty geschickt. Alexander Marcus ist eine kühn konstruierte Kunstfigur des Berliner Technoproduzenten Felix Rennefeld, 29. Im Sommer 2006 erfand er einen neuen Stil: "Electrolore", eine Mischung aus Folklore-Schlager-Lyrik und elektronischen Technobeats. Damals reagierten Plattenfirmen eindeutig: "Ist ja schrecklich!", "Lass mal stecken!", "Ich habe zu tun, belästigen Sie mich bitte nicht mehr!"
Seit aber seine Trash-Art-Videos mehr als zwei Millionen Mal im Internet angeklickt wurden, gilt Marcus in Großraumdiscos und auf Festivals als Ereignis: so schlecht, dass es fast schon wieder gut ist. Unter 2000 Euro braucht gar nicht erst zu bieten, wer ihn für 20 Minuten buchen will. Schräge Tanzeinlagen sind dafür inbegriffen. "Ich war mein Leben lang auf der Suche nach etwas Besonderem", sagt Marcus, "in der Electrolore habe ich meine Bestimmung und große Liebe gefunden. Ich verarsche niemanden! Ich mache nur Schlagermusik mit besseren Rhythmen."