"No woman no cry", sang Bob Marley, der Frauentröster. Dabei schwang er rhythmisch die Hüften und seine Mähne aus verfilzten Haaren. In Jamaikas Gettos geboren, Sohn einer Schwarzen und eines Weißen, der nichts von ihm wissen wollte, sang er gegen die Unterdrückung der Armen an. Bob Marley (eigentlich Robert Nesta Marley) schenkte der Welt die Reggae-Musik und die rot-grün-gelben Häkelmützen. Am 6. Februar wäre er 60 Jahre alt geworden.
Große Feier in der "spirituellen Heimat"
Seine Witwe Rita, eine seiner kubanischen Hintergrundsängerinnen, bereitet derzeit eine große Feier in Äthiopien vor, in seiner "spirituellen Heimat", wie sie sagt. Berichte, dass sie nun auch seine sterblichen Überreste von Jamaika nach Äthiopien bringen lassen wollte, ließ sie später dementieren. Eine Sprecherin der Marley-Foundation sagte dem britischen Radiosender BBC in Äthiopien, die Worte von Rita Marley seien verdreht worden. Sie habe lediglich gesagt, ihr Mann habe Äthiopien sehr geliebt und sie freue sich auf den Tag, an dem er seine Ruhe im Land seiner Väter finde. "Aber sie hat nie gesagt, sie werde Bob exhumieren und in seine Heimat bringen". Es ist eine abstruse Mischung aus Religion, Musik, Kult und schwarzer Befreiungsbewegung, die das bitterarme ostafrikanische Land und die karibische Insel miteinander verbindet.
Die Rastafari-Bewegung, zu deren wichtigsten Propheten Bob Marley zählt, hat ihren Ursprung in der schwarzen Bevölkerung von Jamaika. Es war die Sehnsucht nach den afrikanischen Wurzeln, in deren Licht der Kaiser von Äthiopien, Haile Selassie, als der Messias der Bewegung erschien.
Äthiopien hatte damals einen guten Klang: Es war das einzig afrikanische Land, das nie kolonialisiert worden war, und sein Herrscher war der Tradition nach ein Abkömmling des biblischen Königs David. "Ras Tafari", wie der Kaiser vor Amtsantritt hieß, gab der Bewegung den Namen. Er selbst war Christ und sah seine Vergöttlichung durch die Jamaikaner eher mit Skepsis. Doch im Grunde mochte er seine wunderlichen Anhänger und schenkte ihnen sogar ein großes Stück Land in Äthiopien, um dort ihre Träume zu verwirklichen.
80 Rasta-Familien in Sheshemene
In Sheshemene, etwa 250 Kilometer südlich von Addis Abeba, leben noch heute etwa 80 Familien nach den Idealen der Rasta-Bewegung. Sie lassen ihre Haare verfilzen, rauchen Marihuana, um ihren Seelenfrieden zu finden und reden sich gegenseitig mit "Bruder" oder "Schwester" an. Einige sind Nachfahren der Jamaikaner, die sich in den 50er Jahren dort ansiedelten, andere kommen aus Europa oder USA.
"Der 60. Geburtstag von Bob Marley wird in Äthiopien mit viel Musik gefeiert werden", sagte eine Anhängerin der Rastafari-Gemeinschaft. Geplant ist unter anderem ein zehnstündiges Konzert in der Hauptstadt, zu dem auch der senegalesische Star Youssou N'Dour erwartet wird. In Sheshemene hätte man sich über eine neue Grabstätte für Bob Marley gefreut. "Wenn es sein letzter Wille war, in Äthiopien beerdigt zu werden, dann sollte das auch passieren", sagte die Rasta-Frau.
Fast 25 Jahre nach dem Tod des Reggae-Urvaters im Mai 1981 in Miami (US-Bundesstaat Florida) finden mehr und mehr entspannte Karibik-Beats auch den Weg auf große deutsche Konzertbühnen. Über die Verkaufstheken der Plattenläden gehen Alben von Gentleman, Patrice, Seed und der Sam Ragga Band. Angefangen hat alles mit HipHop. "HipHopper wie Jan Delay haben plötzlich angefangen, auch Reggae zu featuren", erinnert sich der Mainzer Keyboarder und Sänger Uli Cleves von der Band Mista Svensson. Ist der jamaikanische Reggae sehr stark von Spiritualität geprägt, so stehe bei seiner Musik die gute Laune im Vordergrund, sagt der Sänger John Abdel-Sayed von der Frankfurter Reggaeband Cashma Hoody. "Spaß haben und abflashen" wollen Cashma Hoody mit ihrer Musik.
"Automatisch gute Laune"
Manchmal kommt es vor den einschlägigen Fächern im Plattenladen zu einem richtigen Gedränge. "Wenn ich diese Musik höre, bekomme ich automatisch gute Laune und möchte tanzen", sagt die 34-jährige Liliana Seidel aus Wiesbaden. Der 19-jährige Christoph Merkel aus Frankfurt sagt: "Gerade in diesen kriegerischen Zeiten finde ich es wichtig, den Glauben an ein friedliches und harmonisches Zusammenleben nicht zu verlieren. Der Reggae hilft mir dabei."