Australischer Star Nick Cave teilt gegen Versuche aus, seine Songs via Künstlicher Intelligenz zu imitieren

Der Musiker Nick Cave
Der Musiker Nick Cave
©  Simona Chioccia / ipa-agency.net / Action Press
Das neue Programm ChatGPT hat für viel Begeisterung gesorgt. Einer ist allerdings so gar kein Fan der Künstlichen Intelligenz: Songwriter Nick Cave, 65.

Das Programm ChatGPT hat weltweit für Aufsehen und Erstaunen gesorgt – und vielen Menschen das Gefühl gegeben, dass durch derart gut funktionierende Künstliche Intelligenz unser Leben schon bald ein anderes sein könnte. ChatGPT kann flüssige Texte verfassen, Fragen beantworten und Aufgaben lösen, die Nutzer ihm stellen. Und ein Nutzer wollte, dass das KI-Programm ihm einen Songtext im Stile des australischen Musikers Nick Cave ("Where The Wild Roses Grow", "The Mercy Seat") verfasst.

Doch dem 65-Jährigen sagte dieses Experiment so gar nicht zu. Auf seiner Website, "The Red Hand Files", beantwortet Nick Cave seit 2018 eigenhändig Anfragen von Fans. Und nun äußerte er sich dort auch zum ChatGPT-Songversuch, den er dort mit seinen Anhängern teilt. Die Lyrics erinnern tatsächlich an die dunkle Poesie des Australiers, allerdings bleiben sie auffällig oberflächlich. So lautet der Refrain: "Ich bin der Sünder, ich bin der Heilige. Ich bin die Dunkelheit, ich bin das Licht. Ich bin der Jäger, ich bin die Beute. Ich bin der Teufel, ich bin der Erlöser." Eine Aneinanderreihung von hübsch klingenden Gegensätzen.

Nick Cave reagiert auf KI-Songtext

Dem Fan antwortet Cave: "Seit seinem Start im November haben mir viele Menschen, meistens erfüllt von einer Art algorithmischer Ehrfurcht, Songs 'im Stil von Nick Cave', kreiert von ChatGPT, geschickt. Es gab Dutzende von ihnen. Vielleicht reicht es aus, wenn ich sage: Ich fühle nicht denselben Enthusiasmus für diese Technologie." 

"Dieser Song ist Mist", schreibt Cave. "Was ChatGPT in diesem Fall ist, ist Nachahmung als Travestie." Eine Künstliche Intelligenz könne vielleicht Reden schreiben, oder Nachrufe, aber keine Songs. "Songs entstehen aus Leid, womit ich den komplexen, inneren Kampf des Menschen mit dem Erschaffen meine. Und soweit ich weiß, fühlen Algorithmen nicht. Daten leiden nicht. ChatGPT hat keine innere Seele, es war noch nirgends, es hat nichts aushalten müssen." 

Nick Cave erklärt Songwriting-Prozess

Der Songwriter ahnt aber, dass sein Zorn falsch gedeutet werden könnte – viele Berufsgruppen hatten ja nach dem Aufkommen von ChatGPT plötzlich Angst, die KI könnte ihre Arbeitsplätze gefährden. Vielleicht geht es auch dem Australier so? Nein, stellt er direkt klar: "Vielleicht klingt es so, als ob ich das alles etwas zu persönlich nehme. Aber ich bin ein Songwriter, der in exakt diesem Moment damit beschäftigt ist, einen Song zu schreiben. Es ist ein Prozess voller Blut und Schweiß, hier an meinem Schreibtisch, der an mir zehrt, damit eine frische Idee entstehen kann. Es erfordert meine Menschlichkeit."

Quellen:   CNN"The Red Hand Files"

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