Popband "Nützliche Idioten": Coldplay will mit fragwürdigem Deal CO2 reduzieren – und wird für "Greenwashing" kritisiert

Die Band Coldplay
Coldplay bei einem Konzert.
© Picture Alliance
Die Popband Coldplay tourt viel durch die Welt – und möchte deshalb ihren CO2-Fußabdruck reduzieren. Dazu gab es bereits einige gute Ideen. Nun sorgt die Partnerschaft mit einem dubiosen Energiekonzern jedoch für Kritik.

Coldplay um Sänger Chris Martin macht nicht nur erfolgreichen Ohrwurm-Pop ("Paradise"), sondern gilt auch als ökologisch engagiert. So hatte das Quartett zu Beginn der aktuellen Tour verkündet, man wolle die dabei entstehenden CO2-Emissionen möglichst auf Null reduzieren.

Durch die Reisen in der ganzen Welt, den Stromverbrauch durch Lichtshows und Soundtechnik und die Anfahrten der Fans verbraucht Coldplay wie viele andere große Bands viel Energie. Coldplay hatten dabei ein schlechtes Gefühl – und beschlossen, etwas zu tun, um ihren ökologischen Fußabdruck auszugleichen.

Was anfangs nur eine vage Idee war, ist inzwischen sehr konkret geworden. Für jedes verkaufte Ticket lässt die Band beispielsweise einen Baum pflanzen. Zudem wird bei den Shows ein besonderer Boden in den Arenen ausgelegt, der Strom erzeugt, wenn die Fans darauf tanzen.

Und nun hatten die Musiker eine weitere Idee, um der Umwelt etwas Gutes zu tun: Sie gingen eine Partnerschaft mit dem finnischen Energiekonzern Neste (nicht zu verwechseln mit dem Lebensmittelproduzenten Nestlé) ein, der versprach, durch den Einsatz von biologischen Kraftstoffen die Emissionen der Band um die Hälfte zu verringern. Doch genau dieser Deal sorgt nun für heftige Diskussionen.

Coldplay wollen ihre Emissionen verringern

Denn während sich Neste zwar einerseits um ein ökologisches Image bemüht, wird dem Konzern andererseits von Umweltschützern vorgehalten, für die Erzeugung von Palmöl riesige Landstriche in Indonesien und anderen Ländern abgeholzt zu haben.

"Es handelt sich um einen Konzern, der mit Abholzungsaktionen in Verbindung steht, die Coldplay normalerweise schockieren würden", sagt ein Sprecher der Umweltschutzorganisation "Friends Of The Earth". "Neste benutzt Coldplay auf zynische Weise, um seinen Ruf 'greenwashen' zu lassen." Zahlreiche Umweltschützer rufen die Band dazu auf, aus der Partnerschaft mit dem Energiekonzern wieder auszusteigen.

Von Seiten der Band heißt es: "Bevor wir Neste als Lieferanten dieser Biokraftstoffe gewählt haben, wurde uns garantiert, dass sie keinerlei nicht-recyclte Inhaltsstoffe dafür nutzen werden. Erst recht kein Palmöl. So verstehen wir die Absprache noch immer: Sie benutzen nur Abfallprodukte zur Energiegewinnung, wie Öle aus der Gastronomie oder Holzabfälle." Die Musiker geben aber zu bedenken: "Wir behaupten nicht, dass wir schon den perfekten Weg gefunden haben."

Hat die Band einen guten Einfluss?

Während das Engagement und die Bemühungen der Band von allen Seiten anerkannt und gelobt werden, gibt es nun die Befürchtung, dass Chris Martin & Co. von Konzernen wie Neste als "nützliche Idioten" genutzt werden, die mit ihrer Bekanntheit das Image jeder Firma aufpolieren können. Der Vorwurf des "Greenwashings" steht im Raum. Andererseits scheint aber die Band ihrerseits Einfluss auf ihre Partner zu haben: So kündigte Neste etwa an, spätestens ab Ende 2023 komplett auf die Nutzung konventionellen Palmöls zu verzichten.

Quelle:  "The Guardian"

wt

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