Es war der Schreckmoment des ESC in Lissabon: Beim Auftritt der britischen Kandidatin SuRie stürmte ein Flitzer auf die Bühne und entriss der 29-Jährigen das Mikrofon. Laut der BBC rief der Mann so etwas wie "For the nazis of the UK media, we demand freedom" ("Für die Nazis der britischen Medien: Wir verlangen Freiheit").
Die Sängerin war sichtlich schockiert über die Attacke, löste die Situation jedoch sehr souverän. Nachdem sie zunächst ohne Mikrofon dastand, sangen ihre Background-Sängerinnen weiter und SuRie klatschte im Takt. Wenig später erhielt sie ein Ersatzmikrofon und sang ihren Titel "Storm" zu Ende."Wir haben immer gesagt, beim ESC kann alles passieren", twitterte die Britin nach ihrem Auftritt. Das Angebot der European Broadcasting Union (EBU) erneut zu singen, lehnten SuRie und ihr Team ab. "Sie waren sehr stolz auf ihre Performance und sahen absolut keine Notwendigkeit, den Song ein zweites Mal zu präsentieren", heißt es in einem Statement der EBU.Dass ausgerechnet der britische Beitrag durch einen Flitzer gestört wurde, ist kein Zufall. Bei dem Mann handelt es sich laut dem "Mirror" um einen politischen Aktivisten namens Dr ACactivism. In Großbritannien ist er kein Unbekannter. Er stürmte bereits die Verleihung des britischen Fernsehpreises, das Finale der Casting-Show "The Voice" sowie die BBC-Sendung des Moderators Stephen Nolan.
Mit seinen Aktionen will der Brite wohl auf seine Bücher aufmerksam machen, in denen er krude Verschwörungstheorien über die britische Regierung und die Medien verbreitet. Beim ESC trug er ein schwarzes T-Shirt, auf dem der Titel seines jüngsten Werkes zu lesen war, versehen mit dem Hinweis, dass das Buch bei Amazon erhältlich ist.
Bereits nach wenigen Sekunden wurde Dr ACactivism von der ESC-Bühne gezerrt und vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen. Die EBU entschuldigte sich öffentlich, dass es zu zu diesem Zwischenfall gekommen war. Ob dem Störer juristische Konsequenzen drohen, ist bisher nicht bekannt. Sängerin SuRie wird hingegen von ihren Landsleuten gefeiert - obwohl sie nur 48 Punkte erhielt und damit Drittletzte wurde.