Vom Mädchentrio zur Frauenband, von Teenagerproblemen zu den Missständen einer globalisierten und fanatisierten Welt. Gereift und erwachsen geworden melden sich Tic Tac Toe zehn Jahre nach ihrem Durchbruch mit "Ich find' dich scheiße" und acht Jahre nach ihrer spektakulären Trennung in Originalbesetzung zurück. Streitigkeiten der Vergangenheit sind für Lee (31), Jazzy (30) und Ricky (28) kein Thema mehr: "Nach zehn Minuten waren wir so vertraut miteinander wie früher", schildern sie ihr erstes Wiedersehen.
Tour-Daten:
Dresden (20.4.)
Magdeburg (21.4.)
Leipzig (22.4.)
München (28.4.)
Zürich (29.4.)
Wien (30.4.)
Neu-Isenburg (2.5.)
Hamburg (3.5.)
Berlin (4.5.)
Köln (5.5.)
(Internet: www.tictactoe.tv, www.deag.de )
Autobiografisches Album
"Mit der Wut und Traurigkeit, die ich nach der Trennung hatte, habe ich schon seit Jahren abgeschlossen", sagte Ricky. "Wenn da noch offene Wunden gewesen wären, hätte ich mich nicht dazu entschlossen, Tic Tac Toe noch mal auf die Beine zu stellen." Tic Tac Toe war die erfolgreichste deutsche Mädchenband der 90er Jahre. Nach einer steilen Blitzkarriere mit mehr als 5 Millionen verkauften CDs kam es 1997 bei einer Pressekonferenz zum Eklat. Anstatt wie geplant Einheit zu demonstrieren, beschimpften sich die jungen Frauen und besiegelten das Aus ihrer Gruppe.
Im Rückblick bereuen sie nichts. "Wir haben gar keine Fehler gemacht", beurteilt Lee die damalige Zeit, "und wenn es die Leute so empfunden haben: Fehler sind dazu da, um Erfahrungen zu machen. Bei Kindern ist es ja auch so". Nun betreibt das Trio sein Comeback mit dem gleichnamigen Album, das während eines dreimonatigen gemeinsamen Aufenthalts auf Lanzarote entstanden ist. Produziert wurde es von Timo Oac von den Söhnen Mannheims. Die Rapperinnen und Sängerinnen betonen, dass sie diesmal bei der Entstehung der Songs sehr involviert waren: "80 Prozent sind von uns." Zehn Jahre nach dem Durchbruch der Band haben sich die Themen geändert. In sehr persönlichen Songs wie "Lass los" und "Brief" werden persönliche Schicksalsschläge verarbeitet. "Das ist eins zu eins autobiografisch", bestätigt Lee ohne Scheu. "Da hatte ich noch nie ein Problem mit. Das ist ja das, was Tic Tac Toe ausmacht."
Engagement über die Musik hinaus
Gute Laune verbreiten Tic Tac Toe weiterhin. Daneben bleibt Platz für das wütende Anprangern von Missständen: "Wir Menschen bekriegen uns, weil wir verschiedene Religionen haben. Das machen wir seit Jahren und jetzt kriegen wir auf die Fresse", ereifert sich Jazzy, "es geht nur noch um Rohstoffe und alles, was wir schon verpulvert haben, und jetzt fangen wir deswegen an zu heulen."
Das Trio will sich über die Musik hinaus engagieren, etwa für Kinder oder beim Thema Aids: "Wir schauen uns gerade um, wie wir am besten helfen können." Unicef sei "immer cool", sie sympathisieren auch mit "vielen kleinen Organisationen, wo Leute sich stark engagieren". Nicht nur im Ausland sei Hilfe nötig, findet Lee: "Der Staat hat genug Geld, um neue Bullenautos zu kaufen oder zu lackieren. Aber bei Schulen, Spielplätzen, Kindergärten, Freizeiteinrichtungen und Lehrstellen wird überall gespart."
Wie lange Tic Tac Toe im zweiten Anlauf zusammenbleiben, wollen Ricky, Lee und Jazzy, die nun mit großer Live-Band auf Tour gehen, nicht voraussagen: "Wir machen so lange zusammen Musik, wie wir Lust haben, so lange wir ehrlich damit umgehen können und Gefühle teilen und in Textform bringen können und so lange wir Spaß aneinander haben." Wenn das nicht mehr der Fall sei, werde es "eine Pause geben oder ein endgültiges Ende oder was auch immer. Darüber machen wir uns jetzt keine Gedanken".