Das Leben und Werk von Sunnyi Melles ist von Begegnungen mit großen zeithistorischen Persönlichkeiten geprägt. Darunter jene mit dem großen Theatermacher George Tabori, der bereits mit ihrer Großmutter gearbeitet hatte, und auch mit Mutter Judith Rohonczy befreundet war. "Es war einmal, das gibt es nicht", habe der 2007 verstorbene Autor und Inszenierer zu ihr gesagt. Es müsse "Es ist einmal" heißen. "Die Emigranten im Bekanntenkreis meiner Mutter und sie selbst, lehrten mich, alles mit Humor zu ertragen“, sagt Melles. Und so betrachtet sie ihre eigene Schauspielkunst als etwas, das nie vom Tagesgeschehen losgelöst betrachtet werden kann. "Als ich zum letzten Mal in Cannes war, haben die Russen die Ukraine überfallen", erzählt sie. "Während unserer Dreharbeiten, zu 'Die Zweiflers' passierte an meinem Geburtstag obendrein der Terroranschlag der Hamas." Manche Szene der Serie um eine jüdisch-deutsche Familie in Frankfurt ist dadurch in einen völlig anderen Kontext gerutscht, als sie möglicherweise im Drehbucht gemeint war.
Inspiration von George Tabori, Lob von Brad Pitt
Zurzeit erlebt Melles international Aufmerksamkeit und Beifall. Bei der Gala zur Verleihung der französischen Filmpreise "Césars" in Paris sei sogar Brad Pitt stehengeblieben, und habe ihr gratuliert: ihre schauspielerische Leistung in Ruben Östlunds Film "Triangle Of Sadness" sei so beindruckend gewesen, dass er sich den Film gleich zweimal hintereinander angeschaut habe.
Dabei währt die Schauspielkarriere der luxemburgisch-schweizerischen Schauspielerin mit jüdisch-ungarischen Wurzeln schon viele Jahrzehnte. Als 10-Jährige stand sie zum ersten Mal auf der Bühne, als 14-Jährige drehte sie mit Weltstar Max von Sydow den "Steppenwolf". Lange galt sie als Bühnenstar, besonders in der kongenialen Zusammenarbeit mit dem Münchner Intendanten Dieter Dorn.
Private Fotos und legendäre Aufnahmen der "Mamarazza"
Für den stern öffnete sie ihr privates Album mit Aufnahmen ihrer Schwiegermutter Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (104), die unter dem Namen "Mamarazza" als Fotografin für Furore sorgte. Darunter auch Bilder prominenter Persönlichkeiten, wie Tabori, Karl Lagerfeld, Prinz Charles oder Maria Callas. Ausgerechnet auf jener berühmten Jacht der Familie Onassis, auf der die Fürstin die Operndiva in den Sechzigern erlebte, war nun Drehort von Melles für "Triangle Of Sadness". So spiegelt sich in den unterschiedlichen Stationen dieses Lebens und dieser außergewöhnlichen Karriere auch Zeitgeschichtliches und auch Gesellschaftspolitisches aus den unterschiedlichen Jahrzehnten wieder.